Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
Herstellung von Tierpräparaten. Akeley war berühmt für seine Dioramen, in denen er Tiermodelle in möglichst natürlich wirkenden Szenen ausstellte. Er war der Erste, der bei der Präparation der Exponate auf die tatsächliche Anatomie und das wirkliche Verhaltensrepertoire der Tiere achtete. Um seinen Werken eine möglichst lebensnahe Anmutung zu verleihen, ließ sich der findige Forscher einiges einfallen. Er suchte nach einem geeigneten Ersatz für das bis dahin verwendete Stroh, mit dem man die Felle von Tieren ausstopfte, und das Holz, das man grob zurechtschnitzte, um anschließend die Haut einer Trophäe darüberzuziehen. Deshalb erfand er den Vorläufer des Spritz betons. Für seine »Zement Gun«, einen Apparat zum Mischen und Auftragen von plastischen Materialien, erhielt er 1908 ein Patent. Akeley nutzte seinen Spritzmörtel anfänglich dafür, um kunstvoll zurechtgebogene Drahtgeflechte zu besprühen und den so entstehenden Korpus mit den Häuten erlegter Tiere zu bespannen. Er formte Muskulatur, Adern und Falten seiner Präparate nach und fing einen Moment aus einem Bewegungsablauf wie mit einer Kamera ein.
Die Gorillas, die er im Kongo zur Strecke brachte, bestaunen heute die Besucher des American Museum of Natural History in New York. Im Akeley-Saal zeigen 28 Schaukästen Szenerien mit Büffeln, Antilopen, Geparden, Wildhunden, Nashörnern, Geiern, Pavianen und eben jenen Gorillas, die der Jäger 1921 erlegte. In Berichten, die er über die Affen gelesen hatte, stand unter anderem, dass sie wahre Höllengeschöpfe seien. Als er dann jedoch in das Gesicht eines gerade getöteten Silberrückens blickte, änderte sich für den Naturforscher alles – und auch für die Gorillas. »Als er so an einem Baumstamm lag, musste man seinen ganzen wissenschaftlichen Eifer zusammennehmen, um sich nicht wie ein Mörder zu fühlen. Er war eine prächtige Kreatur mit dem Gesicht eines freundlichen Riesen, der niemandem schaden würde, außer vielleicht zur Selbstverteidigung oder zur Verteidigung seiner Freunde.« Akeleys Emotionen beim Betrachten des toten Silberrückens und das dadurch ausgelöste schlechte Gewissen machten ihn zum Anwalt der Berggorillas. Beim belgischen König Albert I. warb er nachdrücklich dafür, den Lebensraum der Menschenaffen zu schützen – mit Erfolg. 1925 gründete die belgische Kolonialverwaltung mit dem Albert National Park den ersten Nationalpark Afrikas.
Der Gorillajäger Akeley wandelte sich zum Gorillaschützer. Ähnlich anrührend berichtete auch ein Teilnehmer der deutschen Loango-Expedition von 1873 bis 1876 von seinen Erlebnissen mit einem der Menschenaffen, dem ersten lebenden Gorilla, der nach Europa kam. Der an der Erkundung teilnehmende Stabsarzt Julius Falkenstein schilderte seine Eindrücke von dem Affen erstaunlich präzise. Seine Ausführungen nahmen einige Ergebnisse moderner wissenschaftlicher Forschung quasi vorweg. Falkenstein erkannte das Wesen eines Gorillas, zum Beispiel, dass eine erfolgreiche Aufzucht nur mit intensiver Pflege zu erreichen ist. Er erahnte ihre Fähigkeit, so etwas wie Freude zu empfinden, beschrieb ihre weitgehend auf dem Boden ablaufende Lebensweise und ihre manuelle Geschicklichkeit. Die Lektüre seiner Darstellung lässt beinahe vergessen, dass zur wissenschaftlichen Absicherung dieser durch Einzelbeobach tung erlangten Erkenntnisse jahrzehntelange Forschung nötig war.
So machten erst im Jahr 2009 Biologen eine erstaunliche Entdeckung. Sowohl Schimpansen als auch Gorillas und Orang-Utans können lachen. Jedenfalls zeigen sie Atemmuster und Lautäußerungen, die dem menschlichen Lachen sehr ähnlich sind. In einer internationalen Vergleichsstudie kitzelten Zoologen sieben Orang-Utans, jeweils fünf Gorillas und Bonobos und vier Schimpansen im Alter zwischen vier Monaten und dreieinhalb Jahren etwa 800-mal und verglichen die Laute und den Atemrhythmus, den dies auslöste, mit der Reaktion von drei Menschenbabys im Alter zwischen drei und 19 Monaten. Trotz einiger Unterschiede – so geben nur Menschen ausschließlich beim Ausatmen Lachgeräusche von sich – zeigten sich bei der Untersuchung auffallende Ähnlichkeiten bezüglich der Atemfrequenz und der Geräusche beim Aus- und Einatmen.
Das Lachen dieser Affen besteht wie beim Menschen aus Silben, die in einem schnellen Stakkato aufeinanderfolgen. Schimpansen und Bonobos lachen ähnlich stimmhaft wie der Mensch – ihre Lachmelodie ähnelt unserem »Hahaha«. Gorillas und Orang-Utans
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