Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
war populär. Es passte in das Weltbild der Europäer von einer die Wildnis und das Chaos der Natur überwindenden und beherrschenden Zivilisation. Der schottische Schriftsteller Robert Michael Ballantyne verfasste 1861 sogar ein Buch mit dem Titel »The Gorilla Hunters« (Die Gorillajäger), in dem er die Jagd auf die Menschenaffen auf fast 250 Seiten beschrieb. Auch der französische Anthropologe und Afrikaforscher Paul Belloni du Chaillu ging unter anderem in seinem 1868 veröffentlichen Buch »Stories of the Gorilla Country« (Geschichten aus dem Gorillaland) auf die Affenjagd ein: »Ich erinnere mich sehr gut an den Tag, an dem ich zum ersten Mal eines lebenden Gorillas habhaft wurde. Ja, ein Gorilla, der brüllen konnte. Er wurde unweit von Cape St. Catherine gefangen und nach Washington gebracht.
Meine Jäger waren zu fünft und bewegten sich sehr leise durch den Wald, als die Stille von der Stimme eines jungen Gorillas durchbrochen wurde, der nach seiner Mutter rief. Alles war still. Es war gegen Mittag, und sie entschlossen sich, dem Ruf zu folgen.
Kurz darauf hörten sie die Stimme erneut. Die Waffe in der Hand krochen die tapferen Männer auf einen Haufen Holz zu, in dem das Gorillababy offensichtlich steckte. Sie wussten, dass die Mutter in der Nähe ist; und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch das Männchen, das sie mehr fürchteten als das Muttertier. Aber sie waren entschlossen, alles zu riskieren und, wenn möglich, das Junge lebend zu fangen, wissend, wie sehr ich damit zufrieden wäre, da ich schon so lange versuchte einen jungen Gorilla zu fangen.
Bald sahen sie, wie sich der Busch bewegte; und, weiter vorwärtskriechend, in absoluter Stille, vor Aufregung kaum atmend, sahen sie etwas, das selbst Neger sehr selten sehen. Am Boden saß ein junger Gorilla und fraß Beeren, die dicht über der Erde wuchsen. Nur wenige Fuß davon entfernt saß die Mutter und aß ebenfalls von den Früchten.
Sie machten sich augenblicklich schussbereit; keinen Augenblick zu früh, denn das alte Weibchen entdeckte sie, als sie ihre Waffen hoben, und sie mussten sofort abdrücken. Glücklicherweise trafen sie tödlich.
Sie fiel auf ihr Gesicht, Blut strömte aus ihren Wunden. Das Junge, das den Lärm der Schüsse hörte, rannte zu seiner Mutter und presste sich an sie, es verbarg sein Gesicht und umklammerte ihren Körper. Die Jäger sprangen augenblicklich zu den beiden, und stießen Freudenrufe aus. Wie sehr wünschte ich mir, dass ich bei ihnen gewesen wäre und das Glück gehabt hätte, beim Fang eines lebenden Gorillas zu helfen.
Ihre Rufe schreckten das Junge auf, das jetzt vom Blut der Mutter überströmt war. Unmittelbar ließ er die Mutter los und rannte zu einem kleinen Baum, den er sehr behände hinaufkletterte. Er setzte sich und brüllte sie wild an. Jetzt waren sie ratlos, wie sie an ihn herankommen sollten. Was sollten sie tun? Niemand kümmerte sich darum, dass er eventuell von diesem wilden Biest gebissen werden konnte. Sie wollten ihn nicht erschießen, weil sie wussten, dass ich ihnen das nie verzeihen würde. Er wollte nicht herunterkommen, und sie wollte ihm nicht nachklettern. Schließlich fällten sie den Baum, und als er fiel, warfen sie geschickt ein Tuch über den Kopf des kleinen Monsters, und gewannen so Zeit, sich des Blinden zu versichern. Trotz dieser Vorkehrungen wurde einer der Männer schwer in den Arm gebissen, einem anderen wurde ein Stück Fleisch aus dem Bein gerissen.«
Derlei Berichte machten den Gorilla zu einer begehrten Trophäe und Schilderungen der Affen als wahre Urwaldmonster erhoben das Töten der Tiere zur Heldentat. So brüstete sich Prinz Wilhelm von Schweden noch 1921, während einer Afrikareise 14 Gorillas zur Strecke gebracht zu haben. Der englische Buchautor und Jäger Fred Merfield soll in Kamerun während eines fünfjährigen Aufenthalts in den 1930er-Jahren sogar 115 Gorillas getötet haben. Wie der britische Journalist Roger Cook bei einer verdeckten Recherche 1996 herausfand, scheint einige Jäger die Lust, einmal einen Gorilla zu erschießen, immer noch nicht verlassen zu haben. In Spanien kontaktierte er zwei Männer, die ihm glaubhaft eine Jagdsafari auf Gorillas in Kamerun anboten.
Nicht als Jagdtrophäe, sondern als wissenschaftliches Exponat erlegte 1920 der Amerikaner Carl Akeley fünf Berggorillas. Der Jäger und Erfinder gilt als einer der Begründer der modernen Taxidermie, der landläufig als Ausstopfen von Tierhäuten bezeichneten
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