Der Gorilla - die letzten schwarzen Riesen im Kongo
lachen dagegen eher hechelnd. Unsere Verwandten lachen nicht nur, wenn sie gekitzelt werden. Das Affenlachen erfüllt, wie bei uns, auch soziale Aufgaben – und die Tiere scheinen sich der Wirkung ihres Mienenspiels sehr wohl bewusst zu sein. So signalisiert das sogenannte Spielgesicht, bei dem nur die untere Zahnreihe entblößt wird, friedliche Absichten. Damit verhindern die Affen zum Beispiel ernsthafte Auseinandersetzungen beim ausgelassenen Herumbalgen oder fordern zum Spielen auf.
Im Zoo von San Francisco beobachteten Biologen Ende der 1980er-Jahre ein Gorillaweibchen, das besonders gerne mit einem Silberrücken spielte, dabei, wie sie sich gezielt die Hände vor den Mund hielt, um eben jenes Spielgesicht zu verbergen. Sie tat das entweder, um eine neue Toberei zu verhindern, oder um ihren Spielpartner über einen bevorstehenden Schabernack zu täuschen und ihn zu überraschen. Offenbar war sie sich über die Wirkung ihres grinsenden Gesichts bewusst und kaschierte deshalb die Grimasse, die sie wohl nicht unterdrücken konnte.
Wenn sich die Affen balgen, dann stoßen sie dabei oft Laute aus. Die Verständigung kann aber auch rein pantomimisch ablaufen. So erwidern Orang-Utans das Lächeln, das sie bei einem Artgenossen erkennen. Lachen scheint auf Menschenaffen ansteckend zu wirken. Lautes Lachen bietet einen weiteren Vorteil, weil auch diejenigen, die nicht direkt auf das Gesicht des Lachenden schauen, mitbekommen, dass es keinen ernsthaften Konflikt gibt. Das Frieden stiftende Signal reicht also weiter als nur über zwei sich anschauende Affen hinaus – eine enorm wichtige Funktion gerade bei den Affen, die in großen Gruppen leben. Die Analyse des Lachens brachte noch ein weiteres, verblüffendes Ergebnis, denn anhand der Vergleiche konnten die Forscher einen sogenannten Lachstammbaum erstellen. Je näher eine Affenart mit dem Menschen verwandt ist, desto ähnlicher wird ihr Lachen dem unseren. Schimpanse und Bonobo lachen menschenähnlicher als Gorilla und Orang-Utan. Das Forscherteam hat diese Erkenntnis in einem Lachstammbaum festgehalten, der sehr gut mit anderen Erkenntnissen über die Evolution von Mensch und nicht-menschlichen Menschenaffen übereinstimmt. Demnach trennten sich die Entwicklungslinien von Mensch und Orang-Utan vor etwa zwölf bis 14 Millionen Jahren und die von Gorilla und Mensch vor etwa acht Millionen Jahren. Vor sechs Millionen Jahren beschritten dann Schimpanse, Bonobo und die Vorfahren des Homo sapiens unterschiedliche Pfade der Entwicklungsgeschichte, bis schließlich vor etwa 200 000 Jahren der moderne Mensch auftauchte. Das Lachen muss sich in den gleichen zeitlichen Dimensionen entwickelt und sich dabei immer wieder verändert haben. Der gemeinsame Vorfahr von Affe und Mensch muss also ein Urlachen gelacht haben. Es hat vermutlich ähnlich geklungen wie das des Orang-Utans, denn er ist der Menschenaffe, der uns Menschen am unähnlichsten ist. Lachen ist also keine Domäne des Homo sapiens .
Wer Falkensteins Ausführungen über einen bestimmten Gorilla aufmerksam liest, der sieht vor seinem inneren Auge den jungen Affen förmlich lachen und Schabernack treiben: »Wie so oft glückliche Ereignisse von kleinen Zufälligkeiten abhängen, so sollte auch uns durch die beschleunigte Reise noch am Schlusse ein Resultat zuteil werden, das mehr als alle glücklich überwundenen Schwierigkeiten, mehr als alle wissenschaftlichen Forschungen zusammengenommen die Expedition in weiteren Kreisen bekannt gemacht hat. Als ich am zweiten Oktober 1875 Pontanegra erreichte und in das Magazin des Portugiesen Laurentino Antonio dos Santos trat, um einige Zeuge und Rum zu entnehmen, fand ich einen jungen Gorilla, den wir leider vorher vergeblich im Walde zu erhalten gesucht hatten, an der Brückenwaage gefesselt vor. Vor wenig Tagen hatte ihn ein Neger, der die Mutter geschossen hatte, aus dem Innern gebracht, und man suchte ihn nun, so gut es ging, so lange zu ernähren, bis der nächste vorbeipassierende Dampfer ihn für einen möglichst hohen Preis mit nach Europa nehmen konnte. Es war ein junges Männchen, das elend genug aussah, weil es bisher von den vorgesetzten Waldfrüchten wenig genossen hatte, und es wäre zweifellos zugrunde gegangen wie seine Vorgänger bei ähnlichen früheren Versuchen, wenn man es in diesem Zustande an Bord eines Schiffes gebracht hätte. Schon jetzt glaubte ich nicht, daß es möglich sein würde, das Tier am Leben zu erhalten, hoffte jedoch, es bis
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