Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott
zählte. Selbst ich war erstaunt, als ich das hörte. Der Nobelpreis ist also nur für orthodoxe und fanatische Christen, für Politiker, und nicht für kreative Künstler! Du fragst: »Ist dann in der Religion noch Platz für Gebet? « Nein, da ist kein Platz.
In einer authentischen Religion hat zwar die Meditation einen Platz, nicht aber das Gebet . Gebet ist nach außen orientiert, Meditation ist nach innen gerichtet. Meditation macht dich zum Buddha, Gebet macht dich einfach nur zum Bettler. Gebet ist auf eine Fiktion ausgerichtet, Meditation ist auf die Wahrheit ausgerichtet. Meditation ist Zen, Gebet ist nichts anderes als ein Teil der Fiktion, die sich Gott nennt. Vermeidet Gebete. Sie führen euch weg von eurer eigenen existentiellen Realität. Lasst euch tiefer auf Meditation ein. Das ist die einzig mögliche Religiosität.
Nun zu den Sutren:
Als Sekito die Regeln empfangen hatte, fragte ihn Seigen, sein
Meister: »Nun, da du die Regeln empfangen hast, möchtest du
sicher die Vinaya studieren, nicht wahr?«
Vinaya ist eine der Schriften Gautama Buddhas. Der komplette Name lautet Vinaya Pitak.
Seigen fragte also Sekito: »Nachdem du nun als Sannyasin angenommen bist, möchtest du sicher die Schrift namens Vinaya studieren?« Vinaya bedeutet Demut. Es handelt sich um eine der Schriften Buddhas.
Sekito antwortete: »Es ist nicht notwendig, die Vinaya zu
studieren.«
Es ist nicht notwendig, die Schriften zu studieren, denn die Wahrheit lässt sich niemals in irgendwelchen Schriften finden. Die Wahrheit ist keine Philosophie oder Theologie. Dafür besteht also keine Notwendigkeit.
Sekito war von seinem Meister Eno zu Seigen geschickt worden. Er war schon sehr weit fortgeschritten, doch weil Eno seinen eigenen Tod allzu schnell nahen fühlte – er war schon sehr alt –, so dass er vielleicht nicht mehr in der Lage sein würde, Sekitos Erleuchtung zu erleben, hatte er das Gefühl, dass es besser wäre, ihn zu einem anderen Meister zu schicken, der ihm bei den letzten Stufen seiner Entwicklung behilflich sein könnte. Also schickte er Sekito zu Seigen, der sein ganzes Leben lang sein Konkurrent gewesen war. Doch in ihrem Herzen erkannten sich beide gegenseitig als erleuchtet an.
Sekito war kein Anfänger. Als Seigen ihn daher fragte:
»Möchtest du nun die Schriften studieren?«, da antwortete er:
»Das ist nicht notwendig.«
Daraufhin fragte Seigen: »Möchtest du dann vielleicht das Buch Sheela lesen – das Buch vom Charakter? Wenn du die Schriften über Demut nicht studieren möchtest, möchtest du kann vielleicht die Schriften über Charakter und Moral kennen lernen?«
Sheela bedeutet Charakter.
Sekito antwortete – und das ist die Antwort eines Menschen, der der Erleuchtung bereits sehr nahe ist: »Es ist nicht notwendig, das Buch Sheela zu lesen, denn all diese Dinge folgen auf die Erleuchtung. Sie gehen ihr nicht voraus, sie folgen ihr.«
Die Erleuchtung beinhaltet enorme Schätze. Man wird erleuchtet, und alles andere folgt. Man muss nicht lernen oder studieren, man muss sich nicht disziplinieren, man muss sich nicht anstrengen. Alles fällt einem ganz spontan zu. Man muss einfach nur zuerst zum Buddha werden.
Sekito erwiderte also: »Es ist nicht notwendig, das Buch von Charakter und Moral zu lesen.«
Seigen fragte daraufhin: »Könntest du Nangaku Osho einen
Brief überbringen?«
Nangaku war ein weiterer berühmter Meister, und das war einfach nur eine Strategie Seigens, um herauszufinden, wo Sekito stand. All diese Fragen sollten nicht dazu dienen, bestimmte Antworten zu erhalten, sondern sie sollten es Seigen ermöglichen, diesen neu angekommenen Mann zu ergründen, der bei Eno, einem großen Meister, gelebt hatte –wie weit war er gekommen? Welche Tiefe hatte er erreicht? Er versuchte Sekito von allen Seiten zu ergründen, um sich ein Bild davon zu machen, wie reif Sekito war und wie viel weitere Reifung er noch benötigte. Das war also eine weitere Taktik. Seine Frage zur Schrift Vinaya hatte ihn nicht weitergebracht; Sekito hatte genau so geantwortet, als wäre er bereits erleuchtet. Er hatte ihn zur Schrift Sheela befragt, und Sekito hatte genau so geantwortet, als wäre er bereits erleuchtet.
Nun versuchte er es also auf eine andere Weise. Er fragte:
»Könntest du Nangaku Osho einen Brief überbringen?«
Nangaku lebte in einem Bergkloster ganz in der Nähe.
Sekito erwiderte: »Natürlich.«
Seigen sagte also: »Dann geh jetzt und komm bald wieder
zurück. Wenn du
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