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Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott

Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott

Titel: Der Gott, den es nicht gibt - Westliche Religion und die Lüge von Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osho
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des anderen als menschliches Wesen an, und man sagt damit: »Ich bin auch ein menschliches Wesen; ich stehe nicht über dir, ich bin nicht heiliger als du.« Ein seltsames Argument, doch vollkommen angemessen.
    In seinem Buch »Der Antichrist« sagt Nietzsche: »Ein Volk, das noch an sich selbst glaubt, hat auch noch seinen eigenen Gott.« Nun sind für ihn die Menschen selbst zu Göttern geworden. Doch er weiß nichts von Meditation; das ist das Problem. In die Meditation begibt man sich, als wäre man ein Selbst, doch je tiefer man geht, desto mehr verschwindet das Selbst. Wenn man schließlich das Zentrum erreicht hat, ist man nicht mehr vorhanden. Die Frage, ob man ein Gott ist, stellt sich dabei überhaupt nicht. Ihr seid ganz sicher göttlich, denn die ganze Existenz ist göttlich. Doch es ist kein Machtspiel, denn bei einem Macht spiel müssen andere unter dir stehen, musst du über anderen stehen.
    In tiefer Meditation weißt du, dass selbst Bäume dir gleich wertig sind, dass selbst Tiere und Vögel und Felsen dir gleichwertig sind. Das ganze Universum existiert in vollkommener Gleichwertigkeit. Das ist etwas, was ich immer und immer wieder gesagt habe. Nur ein spiritueller, meditativer Mensch kann wirklich kommunistisch und anarchistisch sein, niemand sonst, denn wenn man sich tiefer in sich selbst hineinbegibt, verschwindet man; man ist nicht mehr vorhanden. Da gibt es also keine Machtspiele mehr, keinen Egotrip. Die ganze Existenz wird plötzlich vollkommen gleichwertig. Das Ego ist nicht mehr vorhanden, das »Ich« ist nicht mehr vorhanden; es ist nur noch Licht, Bewusstsein, Gewahrsein vorhanden. Und die ganze Existenz scheint genauso still zu sein wie du, genauso ekstatisch wie du. Es gibt nichts, was höher oder niedriger wäre.
    Beide Bewegungen – die Bewegung des Kommunismus und die Bewegung des Anarchismus – haben in gewisser Weise versagt, weil sie den grundlegenden Punkt der Gleichheit übersehen haben.
    Nur ein Meditierender weiß, dass alles gleich ist, weil wir alle Teil eines einzigen organischen Kosmos sind. Verschiedene Gestalten und verschiedene Formen sorgen für Schönheit, weil sie für Vielfalt sorgen. Doch tief an den Wurzeln ist es derselbe Saft; es ist dieselbe Nahrung, ob sie nun im Baum fließt und zu einer Blüte wird oder ob sie in dir fließt und zu einem Buddha wird. Deine Entfaltung zu einem Buddha entspricht nur der Entfaltung einer Lotusblume, da gibt es überhaupt keinen Unterschied. Nichts ist höher, nichts ist niedriger.
    Nietzsche hat recht. Wenn die Menschen nicht meditativ sind und die Vorstellung von einem Gott fallen lassen, werden sie selbst zu Göttern, denn wer sollte sie davon abhalten? Ihre Egos werden sich aufblähen, sie werden immer egoistischer werden. Als Gott noch da war, waren sie demütig, fürchteten sie sich vor einer Bestrafung, vor der Hölle. Jetzt gibt es keinen Gott mehr – wer könnte verhindern, dass ihr Ego immer größer wird?
    Einmal wandte jemand gegen Napoleon Bonaparte ein:
    »Was Sie da tun, verstößt gegen die Verfassung.« Napoleon sagte darauf: »Ich bin das Gesetz. Werft die Verfassung weg. Was ich sage, ist die Verfassung.« Genau das wird passieren. Die Egoisten werden sich selbst zum Gesetz machen. Egoistische Menschen machen sich zu Göttern.
    Der Zweite Weltkrieg war ein großer Schock für die Japaner, nicht wegen Hiroshima und Nagasaki, sondern wegen der Niederlage ihres Sonnengottes. Sie glaubten, dass ihr Kaiser der Sonnengott sei, dass er kein menschliches Wesen sei, dass er nicht besiegt werden könne. Weil er niemals besiegt worden war, hatte sich dieses Konzept aufrechterhalten und immer mehr verfestigt:
    »Er kann nicht besiegt werden, es gibt keine Macht, die ihn besiegen kann. Er ist kein menschliches Wesen, er ist ein Gott, ein Sonnengott. « Doch alle großen Könige und Kaiser glaubten, dass sie ihre Macht von Gott erhielten. Wenn es keinen Gott mehr gibt, werden eure Könige, eure Kaiser, die Menschen, die an der Macht sind, anfangen zu glauben: »Wir sind Götter, und alle anderen sind nur einfache menschliche Wesen.«
    Nietzsche hat also Recht. Wenn man nicht mit Meditation vertraut ist, ist der Verstand ein gefährliches Phänomen. Ohne Gott kann er sich sehr aufblähen. Er kann anfangen, sich selbst für Gott zu halten.
    Das erinnert mich an eine wunderbare Geschichte aus Bagdad, zur Zeit eines Kalifen namens Omar. Ein Mann erklärte, dass er eine neue Botschaft von Gott erhalten habe und dass sie eine

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