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Der Gott seiner Vaeter

Der Gott seiner Vaeter

Titel: Der Gott seiner Vaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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einerlei – nur eine Frage auf einmal.«
    »Ach, nichts weiter. Sitka Charley sollte dort ein Stelldichein mit einer gewissen Person haben, die du möglicherweise kennst, und da er sich nichts daraus macht, einen so bekannten Herzensbrecher wie dich dabeizuhaben, so wandte er sich in seiner Not an mich und bat mich, ihm zu helfen. Das ist alles. Jetzt sind sie über alle Berge, und zwar seit einer halben Stunde.«
    »Wo? Flußabwärts ohne mich? Und obendrein ist er Indianer!«
    »Über den Geschmack läßt sich nicht streiten, wie du weißt, namentlich nicht, wenn es Frauen gilt.«
    »Und wie stehe ich jetzt da? Ich habe Hunde im Wert von viertausend Dollar verloren, ja und ein sehr hübsches Mädel dazu – und was habe ich dafür gekriegt. Nichts außer dir«, fügte er nach kurzem Bedenken hinzu, »und das ist wirklich nicht billig für dich.«
    Freda zuckte die Achseln.
    »Mach dich übrigens gleich fertig. Ich leihe mir ein Paar Hundegespanne, und in ein paar Stunden sind wir unterwegs.«
    »Es tut mir sehr leid, aber jetzt gehe ich zu Bett.«
    »Wenn du klug bist, packst du deine Sachen. Ob du jetzt ins Bett gehst oder nicht, auf den Schlitten mußt du, wenn ich mit den Hunden hier halte – so wahr mir Gott helfe! Vielleicht hast du mich angeführt, aber ich bin auch nicht auf den Kopf gefallen, und jetzt nehme ich dich beim Wort.«
    Er preßte ihr Handgelenk mit den Fingern, daß es weh tat, aber ein Lächeln umspielte ihren Mund, und es war, als lauschte sie angestrengt auf ein Geräusch draußen. Man hörte Hundeschellen und eine antreibende Männerstimme, und ein Schlitten fuhr bei der Hütte vor.
    »Willst du mich jetzt zu Bett gehen lassen?«
    Bei diesen Worten riß Freda die Tür auf. Die kalte Luft strömte in die warme Stube, und auf der Schwelle stand eine in einen mitgenommenen Pelz gekleidete Frau, im wogenden Dampf, der ihr bis zu den Knien reichte, und vor einem Hintergrund von flammendem Nordlicht. Sie zögerte, nahm die Frostmaske ab und blinzelte, von dem weißen Licht geblendet. Floyd Vanderlip taumelte auf sie zu. »Floyd!« rief sie erleichtert und froh und warf sich ihm müde in die Arme.
    Was konnte er tun, als die pelzbekleidete Person, die er in den Armen hielt, zu küssen? Und es war eine sehr hübsche Person, die sich müde und glücklich an ihn schmiegte.
    »Das war hübsch von dir«, sagte die Pelzbekleidete, »mir Herrn Devereaux mit frischen Hunden zu schicken – sonst hätte ich erst morgen hier sein können.«
    Der Mann sah Freda verständnislos an, dann ging ihm plötzlich ein Licht auf.
    »Und war es nicht nett von Devereaux, dir entgegenzufahren?«
    »Du konntest wohl keinen Augenblick länger warten, Lieb, nicht wahr?« Flossie schmiegte sich noch enger an ihn an.
    »Nun ja, ich wollte schon ungeduldig werden«, log er mit großer Gewandtheit, indem er sie auf seine Arme hob und zur Tür hinausschritt.
    In derselben Nacht geschah etwas, das Seiner Hochwürden James Brown, dem Missionar, der einige Meilen weiter flußabwärts unter den Eingeborenen wohnte und der dafür sorgte, daß die Wege, die sie betraten, direkt in das Paradies des weißen Mannes führten, noch nie vorgekommen war. Er wurde von einem fremden Indianer aus dem Schlaf geweckt, der nicht nur die Seele einer Frau, sondern auch ihren Körper seinen Händen überantwortete und, als das besorgt war, schleunigst wieder fortfuhr. Die Frau war üppig, schön und zornig, und in ihrem Zorn gebrauchte sie viele häßliche Worte. Der heilige Mann war ganz erschrocken, aber er war jung, und ihre Anwesenheit würde ihm – jedenfalls in den Augen seiner einfältigen Gemeinde – sehr geschadet haben, wenn sie sich nicht in der frühen Morgendämmerung auf den Weg nach Dawson gemacht hätte, und zwar zu Fuß.
    Aber viele Tage später bekam Dawson erst richtig etwas zu reden. Das war, als der Sommer zu Ende ging und die Bevölkerung eine gewisse Dame königlicher Herkunft, die auf Windsor-Schloß wohnte, feierte, indem sie sich am Ufer des Yukon aufstellte und Sitka Charley zusah, wie er seine schimmernde Paddel schwang und das erste Kanu durch das Ziel steuerte. An dem Tag, als diese Regatta stattfand, sah Frau Eppingwell, die seither über vieles anders denken gelernt hatte, zum erstenmal seit jenem Ballabend Freda, »öffentlich, ich bitte Sie«, wie Frau McFee sich ausdrückte, »ohne die geringste Rücksicht auf die Moral der Gemeinde zu nehmen«, trat sie mit ausgestreckter Hand auf die Tänzerin zu. Im ersten

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