Der Gott von Tarot
Malcolm hier, der islamischen Glaubens ist.“ Der neben ihm sitzende Mann lächelte zustimmend. Lebhaft strahlten seine weißen Zähne im Gegensatz zu der dunklen Haut. „Doch der Kelch ist mächtig, und es wird ernsthafte Probleme geben, es sei denn, wir finden bald die wahre Natur des Gottes im Baum heraus.“
„Das hat man mir geraten.“ Bruder Paul war sich nun des Grundes der scharfen Spannungen zwischen den Individuen bewußt, doch ihm erschien es als eine dumme und verfahrene Situation. Mit den wilden Stürmen und Großfuß und ähnlichen Pionierproblemen brauchten sie nicht auch noch eine unfruchtbare religiöse Diskussion. Es war sicher auch für sehr unterschiedliche religiöse Sekten möglich, miteinander auszukommen, wie es die Erfahrung des Heiligen Ordens der Vision gezeigt hatte. Für Bruder Paul war eine einer anderen Religion gegenüber intolerante Kirche schon durch eigene Definition unzulänglich. Jesus Christus hatte Toleranz gegenüber allen Menschen gepredigt. Nun, vielleicht nicht gegenüber den Geldwechslern im Tempel und ähnlichen, aber immerhin …
Pfarrer Siltz kehrte mit zwei randvollen Holzschüsseln zurück. Eine stellte er vor Bruder Paul ab und setzte sich dann selber auf die Holzbank. In jeder Schüssel stak ein hölzerner Löffel, der grob geschnitzt, aber praktisch war. Das Kunsthandwerk, das diese Dinge herstellte, mußte hier stark vertreten sein. Dies stimmte in jedem Fall mit den Prinzipien des Ordens überein; hölzerne Tischgeräte waren nützlich.
Bruder Paul und Pfarrer Siltz begannen zu essen. Es gab weder ein Gebet noch einen Segen für das Essen; wahrscheinlich hatten sich die verschiedenen Sekten nicht auf eine Formel einigen können und dann aufgrund ihres Vertrages beschlossen, alles fortzulassen. Die Suppe schmeckte fremdartig, aber gut. Sie hatte einen kräftigen Geschmack wie Kartoffelsuppe, aber ein unirdisches Aroma. „Wenn ich fragen darf …“ begann er.
„Holzsuppe“, sagte Dekan Brown sogleich. „Der Baum des Lebens ernährt uns alle, doch seine Substanz gibt er reichlicher ab, wenn man ihn kocht. Wir essen auch die Früchte, aber in dieser Jahreszeit sind sie noch nicht reif.“
Holzsuppe. Nun, warum nicht? Diese zweite Verehrung des Baumes war verständlicher. Vielleicht wäre es das beste, der Gott von Tarot stellte sich tatsächlich als der gewaltige örtliche Lebensbaum heraus. Wenn es nur eine Sache der Interpretation wäre … aber er würde abwarten müssen und durfte nicht jetzt schon zu Vorurteilen kommen.
Bruder Paul leerte seine Schüssel. Die Suppe war recht sättigend gewesen. Sogleich nahm sie Pfarrer Siltz fort. Offensichtlich wollte der Pfarrer sichergehen, daß die anderen mit seiner Zurückhaltung dem Gast gegenüber zufrieden waren; daher ließ er ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit allein. Noch ein Hinweis auf die angespannten Beziehungen hier.
„Wenn ich, ohne beleidigend zu sein, fragen darf“, begann Bruder Paul, sich der Tatsache bewußt, daß eine Beleidigung hier wahrscheinlich unumgänglich war, wenn er mit seiner Mission begann.
„Sie gehören nicht zu unserer Kolonie“, antwortete Dekan Brown. „Sie kennen auch unsere Konventionen nicht. Ich werde sie Ihnen nach und nach mitteilen: Sprechen Sie nicht über Religion. In allen anderen Dingen können Sie frei reden; wir werden großzügig verfahren.“
Hmm. Es würde ihm nicht gelingen, dies immer zu beachten, da seine Aufgabe hier ausschließlich religiöser Natur war. Aber alles zu seiner Zeit. „Danke. Mir fällt auf, daß man hier offensichtlich einen Symbolismus benutzt, der dem des Tarotspiels ähnelt. Der Kelch zum
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