Der Gott von Tarot
hölzernen Schilde konnten einen davor schützen!
Pfarrer Siltz machte unter seiner Tonne heftige Armbewegungen, die ihn weiterdrängten. Ja, Bruder Paul sehnte sich in der Tat danach, unter ein ordentliches Dach zu gelangen.
Regen prasselte herab. Es war wie eine Lawine, die die Holztonne fast eindrückte. Regen? Das waren Hagelkörner, Eisbälle von fast einem Zentimeter Durchmesser. Sie pochten fordernd auf den Schild, klein, aber hart. Nein, ohne Kopfbedeckung wäre er nicht gern durch diesen Eisregen gegangen!
Eine Windbö trieb ihm etwas zwischen die Beine und zerrte an dem Holzschild. Rasch orientierte sich Bruder Paul, um den Stoß aufzufangen. Dieser Sturm hatte wirklich Kraft!
Dann wurde der Hagel dünner, zu Schloßen, dann zu Wasser. Nun war er sicher: Er trug in der Tat einen Kelch bei sich, um sich vor dem Ansturm des Wassers zu schützen. Ob die Kolonisten sich wissentlich oder unwissentlich durch den Tarot-Symbolismus schützten, das konnte er nicht sagen, doch sie machten es sich zunutze.
Das Feld war nun ein Fluß von einem Zentimeter Tiefe. Bunte Tarotblasen tanzten auf der Oberfläche und schienen beim bloßen Anblick zu zerplatzen. Wahrscheinlich aber ging es andersherum: Sein Blick fiel im Moment des Platzens erst auf sie. Die anderen verliehen der Szenerie einen surrealistischen Aspekt.
Pfarrer Siltz trat dicht zu ihm. „Aus dem Kanal heraus. Folgen Sie der Böschung.“ Bruder Paul erkannte, daß sie in einer kleinen Vertiefung gingen. Kein Wunder, daß seine Füße pitschnaß waren. Er ging zur Seite und fand einen besseren Weg.
„Großfuß kommt!“ schrie Siltz. „Mehr schnell!“ Und er begann zu laufen.
Mehr schnell! Sprache bildete sich also unter Streß zurück. Das war kein Scherz, denn der Mann war höchst aufgeregt. Bruder Paul folgte ihm und fragte sich, wieso der Pfarrer die richtige Richtung erkennen konnte. Der Regen verhüllte alles, und es gab kein Anzeichen für ein Nachlassen. Nun zuckten die Blitze in den See, verbreiterten sich dort und überdeckten das normale Ufer; alles wurde zu Wasser. Die Hagelkörner am Boden schmolzen. Aber diese Sache mit Großfuß …
Dann sah er den Fußabdruck.
Er war wie der eines Mannes, doch einen halben Meter lang. Das Wesen, welches diesen Abdruck hinterlassen hatte, mußte dreimal so groß wie ein Mensch sein, wenn die anderen Maße proportional waren. Zweihundertfünfundzwanzig Kilogramm!
Bruder Paul spürte die Aufregung über diese Entdeckung – und Verständnis. Das war eine frische Spur, vielleicht Sekunden alt; er verschwand bereits wieder. Es gab hier also wirklich einen Großfuß … und das in einer Nähe von zwei oder drei Metern!
Pfarrer Siltz umklammerte seinen Arm unter dem Becher. „Weiter!“ schrie er; seine Stimme klang furchtsam.
Bruder Pauls Neugier auf das Monster rang mit seinem Menschenverstand. Der letztere gewann die Oberhand. Er stolperte weiter. Das war kaum die Gelegenheit, sich mit einem Zweihundert-Kilo-Berserker einzulassen.
Das Wasser peitschte sie, versuchte, die Becher umzuwerfen.
Doch der Boden blieb fest, und nach einiger Zeit schlüpften sie unter das Dach der Gemeinschaftsküche. Ihre Beine waren naß, doch das schien keine Rolle zu spielen.
„Du hast den Gast dem Großfuß ausgesetzt?“ murmelte die Wache am Eingang zu Pfarrer Siltz, die den Dreizack gegen den Sturm gewandt hielt.
Der Kommunist gab keine Antwort, sondern drängte hinein. Bruder Paul folgte ihm. „Ich würde gern einmal Großfuß sehen“, sagte er zu dem Wachmann. „Nur vor den Blitzen hatte ich Angst.“ Doch der Mann lächelte nicht.
In dem Gebäude befanden sich noch andere Menschen, die ihren jeweiligen Geschäften nachgingen, doch es gab keine herzlichen
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