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Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Der Gottbettler: Roman (German Edition)

Titel: Der Gottbettler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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wurde dieses grässliche Lied von Sehne und Holz gesungen, wieder färbte sich der Himmel dunkel. Die zweite Pfeilwolke senkte sich auf sie herab; eine, die noch zorniger summte und noch dichter wirkte.
    Sechs Frauen und Männer fielen ihr zum Opfer. In der Rückwärtsbewegung fielen sie zu Boden, stolperten noch einige Schritte weiter oder überschlugen sich, durchbohrt von den Geschossen, die sie wie übergroße Igel wirken ließen. Eine Bäuerin kroch weiter, auf Herrn Attamay zu, eine Blutspur hinter sich herziehend. Ineka, in deren Kate er noch vorgestern das Brot gebrochen hatte. Die ihm aus ihrem Leben zwischen der Aufzucht ihrer Kinder und den Liederlichkeiten ihres Mannes erzählt, die allen Widernissen zum Trotz die Familie zusammengehalten hatte. Nun brach der Blick ihrer Augen. Speichel und Erbrochenes blubberten über die Lippen, sie blieb mit einem letzten Zucken liegen.
    Herr Attamay löste sich vom Anblick der Toten. Er musste an die Lebenden denken, an seine Schutzbefohlenen. An das Dorf. An alle, die noch eine Chance hatten, dem Feind zu entkommen.
    Die Fußtruppen der feindlichen Armeen verließen mit lautem Kriegsgebrüll ihre Verstecke in den Wäldern und Höhen, während die dritte Wolke emporstieg und drei weitere Opfer aus dem Kreis seiner Freunde und Bekannten forderte. Die Krieger schwangen ihre Schwerter und Lanzen und Ketten und Morgensterne, kamen über den Hügel auf die Dorfbewohner herabgestürzt. Viele der Männer hatten Schaum vor dem Mund, ihre Augen waren weit aufgerissen, Kampfgetränke hatten ihr Blut in Wallung gebracht. Sie würden bis zur Erschöpfung kämpfen – und darüber hinaus.
    Herr Attamay spürte den Griff des Schwerts in seiner Hand. Das Gefühl war ungewohnt nach all der Zeit. Und auch das Kribbeln in seinem Nacken, das ihn bei seinen Eroberungsfeldzügen stets begleitet hatte.
    Er packte die Waffe fester und stellte sich seinen Gegnern, dieser wogenden Masse aus Beinen und Armen und Köpfen, auf denen kupferne Helme unterschiedlicher Form und Prägung saßen. Ihr Gebrüll hüllte ihn ein, bis er kaum noch wusste, wo er sich befand, was er war, was er hier zu tun hatte.
    Doch dann, als der erste Wahnsinnige in die Reichweite seines Schwerts kam, geschah alles wie von selbst. Er hieb zu und spaltete den Kopf des Mannes quer, sodass er, vom eigenen Schwung weitergetragen, noch zwei Schritte weiterlief, auch wenn ihm der Oberteil seines Schädels fehlte.
    Herr Attamay stemmte sich gegen seine Feinde, und er stieß ein Lachen aus, ein Lachen, das er so lange nicht mehr hatte hören lassen.
    Er führte sein Schwert mit jener Balance zwischen Vehemenz und Ausdauer, die ihn so gefürchtet gemacht hatte. Er mähte seine Feinde links und rechts nieder, er schlug eine schmale Schneise in die Masse der Angreifer. Er fühlte die Angst der anderen; sie fürchteten jenen Mann, der mit dem Schwert umging wie andere mit einer Sense. Diese Leute waren schlecht ausgebildet. Sie hielten ihre Waffen mit der Grazie von Schweinen und führten Schläge, die Herrn Attamay unter anderen Umständen zum Lachen gebracht hätten.
    Links von ihm entstand eine weitere Schneise, eine weitere Spur des Grauens. Herr Rudynar Pole, der liederliche Kerl, hatte sich ihm angeschlossen. Er brüllte und sang vergnügt, als hätte er eben seine eigentliche Leidenschaft wiederentdeckt. Wahrscheinlich war es auch so. Herr Attamay war niemals zuvor jemandem begegnet, der am Töten eine derartige Freude hatte.
    Da flogen Arme und Köpfe und Teile anderer Körperglieder. Filetiertes Fleisch, das mit Knochen, metallenen Rüstungsteilen und ledernen Bekleidungsfetzen vermengt war. Blut spritzte. Es färbte den Boden rot, es sorgte für einen gefährlich rutschigen Untergrund. Gedärme glitschten aus aufgeschnittenen Leibern, die Füße fanden kaum noch Halt, und Herr Attamay drohte immer wieder das Gleichgewicht zu verlieren. Er hielt sich an seinen Gegnern fest, richtete sich an ihnen auf und drückte sie dabei zu Boden, um dann über ihre Leiber zu trampeln und sich weiteren Feinden entgegenzustellen.
    Hier wird niemals mehr wieder geerntet werden, sagte er sich nach einer Serie von Hieben, die ihm ein wenig Freiraum verschaffte. Auch wenn sich der Boden erholt – und das wird er sehr rasch –, so werden die Menschen dieses Stück Land von nun an meiden.
    Rings um ihn wurde gestorben. Auf eine erbärmliche Art und Weise, wie sie in Schlachten nun mal üblich war. Da waren kein Heldentum, keine aufopfernden

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