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Der Gottesschrein

Der Gottesschrein

Titel: Der Gottesschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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schließe sie erleichtert in meine Arme und küsse sie. »Ich hatte solche Angst um dich! Deine Nachricht …«
    »Ich bin Tristão gefolgt.« Sie ist noch ganz außer Atem.
    »Geht es dir gut?«
    »Besser als Tristão und Lançarote jedenfalls.« Bebend vor Zorn entwindet sie sich meiner Umarmung.
    Ich lasse mich auf dem Diwan nieder und beobachte sie, wie sie erregt im Arbeitszimmer auf und ab geht. Sie ist so in Rage, dass ich spüre, wie sich die Luft um sie herum erhitzt und zu glühen beginnt. Sie ist wie ein Komet, der zur Erde stürzt.
    »Was ist geschehen?«
    Sie berichtet, wie sie Tristão bis zu einem Felsengrab außerhalb des Damaskustors gefolgt ist und in der Grabkammer, die von Lançarote bewacht wurde, mit ihm gesprochen hat.
    »Und?«
    »Die Exkommunikation ist eine Waffe, die noch jeden Christen zur Vernunft gebracht hat«, stößt sie hervor. »Die Pforten des Paradieses sind ihm und Lançarote verschlossen, die Tore der ewigen Verdammnis weit geöffnet! Ich habe ihm gesagt, dass er schon sehr bald vor dem Richterstuhl Gottes stehen wird und Rechenschaft für die Morde an Leonardo, Abdul Masih und Ghiorghi ablegen muss. Und dann gnade ihm Gott – oder der Satan.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Dieser Bastardo del Diavolo drohte, Elija zu töten, wenn ich ihm die Baruch-Apokalypse nicht bis Mitternacht übergebe.«
    »Und?«
    »Ich habe ihm gesagt, ich hätte den Papyrus nicht. Yared, wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen die verborgene Botschaft so schnell wie möglich entschlüsseln.«
    Ich starre den Koran vor mir auf dem Schreibtisch an.
    »Yared?« Sie setzt sich neben mich und nimmt meine Hand. »Du bist so still, so … traurig. Was ist …?« Sie hält inne, als ihr Blick auf den Koran fällt. »Du hast Uthman zum Haram ash-Sharif begleitet.«
    »Er hat mir ins Gewissen geredet. Er weiß, dass Tayeb und du im Labyrinth wart.«
    »O Gott!«
    »Als er heute Morgen von dem Attentat erfuhr, hat er mich nach der Waffe gefragt. Ich habe behauptet, ich hätte Aron mit meinem Schwert getötet. Aber er hat mir nicht geglaubt. Er weiß, dass du es warst. Und dass du weder mein Schwert noch meinen Dolch benutzt hast. Beide liegen in einer Truhe im Schlafzimmer und weisen keine Blutspuren auf.«
    »Und das Templerschwert ist verschwunden.«
    »Genau.«
    »Und jetzt?«
    »Uthman ist mein Freund. Er will mich nicht verlieren. Er hat mich gefragt, ob ich dich liebe.«
    »Und was hast du geantwortet?«
    »Von ganzem Herzen.«
    »Er will, dass du konvertierst.«
    Ich nicke.
    Wie soll ich es ihr nur sagen?
    »Als Muslim könnte ich Jadiya und dich heiraten. Als Dawadar könnte ich dich vor der Todesstrafe bewahren.«
    Sie blickt mich an und ringt nach Worten.
    »Uthman hat vorgeschlagen, dass ich dich morgen heirate. Und dass ich dir als Brautgabe meinen Palast bei den Pyramiden schenke, damit du nicht mit Jadiya im Harem …«
    »Im Harem?« Fassungslos schüttelt sie den Kopf. Dann hält sie nichts mehr auf ihrem Sitz. Sie lässt mich los, springt auf und geht unruhig im Arbeitszimmer auf und ab. Sie sieht mich nicht an, als sie mit bebender Stimme leise fragt: »Und wie stellst du dir das vor?«
    »Das muslimische Gesetz schreibt vor, dass ich als dein Gemahl für deinen Unterhalt aufkomme. Und dass du dein Vermögen nach eigenem Ermessen verwalten kannst. Glaub mir, Alessandra, ich würde dir jede Freiheit lass…«
    »Wie oft würdest du mich nach Florenz oder Rom reisen lassen?«, unterbricht sie mich hitzig. »Nach Paris? Oder Byzanz? Wie oft würdest du mich mit Tayeb Expeditionen nach Timbuktu oder Mar Saba unternehmen lassen, um seltene Handschriften aufzuspüren?«
    Sie schüttelt den Kopf, als sei ihr bewusst, wie undenkbar ihre Forderungen sind.
    »Und wie denkt der Sultan über meine Vertrautheit mit Papst Eugenius? Wie denkt er darüber, dass mein Cousin, Kardinal Prospero Colonna, vielleicht schon sehr bald römischer Pontifex einer vereinigten Kirche sein wird, die von Schottland bis Äthiopien und von Portugal bis Indien reicht? Dass ich den Titel einer Contessa des Patrimonium Petri trage und dem Papst Treue geschworen habe? Dass ich mit dem Regenten von Florenz, dem Dogen von Venedig und dem Kaiser von Byzanz freundschaftlich verbunden bin? Dass ich mit dem Kalifen dieselben humanistischen – mit anderen Worten: häretischen – Themen diskutieren würde wie mit dem Papst und dessen Kardinälen und Inquisitoren? Erinnerst du dich an Fra Girolamo da Salerno? Dieser fromme Mönch

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