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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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Sie hatten die geologischen Einzelheiten der amerikanischen Westküste und Japans auf den farbigen Karten erkannt. Und sie wussten beide: Atami lag genau am oberen Ende des riesigen unterirdischen Grabens an der Kreuzung der Eurasischen und Philippinischen Platte.

TEIL IV SCHRECKEN

30
    22. Dezember 2012
    Am JR-Bahnhof von Atami herrschte hektische Anspannung. Selbst wer nicht in der Medienbranche arbeitete, erkannte an den vielen Hubschraubern, die am Himmel kreisten, dass etwas nicht stimmte. Die Leute auf den vollen Bahnsteigen reckten die Köpfe nach oben und fragten einander, was los sei. Die meisten wussten es nicht, und die wenigen, die am Morgen die Nachrichten gesehen hatten, berichteten den anderen beiläufig, dass eine große Gruppe von Personen plötzlich verschwunden war. Da sie jedoch kaum Einzelheiten kannten, wurde die Verwirrung durch ihre Antworten nur noch größer.
    Hashiba und Saeko schlängelten sich durch die lärmende Menge zu den Bahnsteigsperren. Atami war für Saeko wie eine zweite Heimat. Auch Hashiba hatte seine frühe Schulzeit im benachbarten Mishima verbracht und kannte den alten Kurort Atami mit seinen heißen Quellen und die Umgebung gut. Beide wussten, dass man den Kräutergarten vom Bahnhof aus in zehn Minuten mit dem Taxi und in etwa einer Stunde zu Fuß erreichen konnte.
    Jetzt würden die Straßen allerdings verstopft sein. Hashiba hatte von einem Kollegen, der schon bei dem Garten war, g ehört, dass kaum ein Durchkommen war und sie den direkten Weg über die Nationalstraße 135 vermeiden sollten. Außer der immer größer werdenden Schar von Schaulustigen waren auch Suchtrupps von Polizei und Feuerwehr unterwegs, die das Gelände großräumig durchforsteten. Laut dem Kollegen tauchten auch bereits Verwandte der fast einhundert Vermissten auf, wodurch die Verkehrssituation noch verschärft wurde. Der Parkplatz des Gartens, auf den nur ein paar Dutzend Fahrzeuge passten, war bereits überfüllt, und die Autos drängten sich schon in den Straßen außerhalb und in der Nähe des Parks.
    Hashiba hatte seinen Sender angerufen, beinahe sofort nachdem er am Morgen in Saekos Wohnung die Nachricht von dem Massenverschwinden gesehen hatte. Binnen weniger Minuten war die Entscheidung gefallen, dass er nach Atami fahren sollte. Es verstand sich von selbst, dass er Saeko gebeten hatte, ihn zu begleiten. Von unterwegs rief er verschiedene Leute an und traf die nötigen Vorbereitungen zum Filmen. Das Einzige, das er nicht organisieren konnte, war eine Transportmöglichkeit vor Ort.
    Von der Bahnsteigsperre begaben sie sich direkt zum nächsten Taxistand und überlegten dabei immer noch, wie sie am besten vorgehen sollten.
    Als Hashiba ein weiteres Telefonat beendete, schlug Saeko vor: »Es gibt eine Nebenstraße, die wir benutzen könnten.«
    »Eine Nebenstraße?«
    »Der Weg ist länger, kilometermäßig. Wenn wir rings um die Villen am Hang herumfahren, gelangen wir zu einer Straße, die zur neuen Straße von Atami führt«, erklärte Saeko. »Wenn wir vor Nishikigaura nach Süden abbiegen, kommen wir direkt hinter dem Garten heraus.«
    »Und du glaubst, dort ist weniger Verkehr?«
    »Davon gehe ich aus. Nur die Einheimischen kennen diese Straße. Wenn wir stecken bleiben, müssen wir nur aussteigen und laufen, aber es ist die beste Möglichkeit, die wir haben.«
    »Ich hoffe, es ist nicht zu weit zum Laufen.«
    »Es ist auf jeden Fall einfacher, als direkt von hier aus zu Fuß zu gehen.«
    Für Hashiba war es ein Glücksspiel. Wenn die Nebenstraßen ebenfalls verstopft waren, konnte es sein, dass sie noch weiter weg vom Garten stecken blieben. Aber angesichts der unklaren Situation einfach abzuwarten, war unerträglich. In Bewegung zu bleiben, schien gesünder für die Psyche zu sein.
    »Okay, nehmen wir die Nebenstraße«, entschied Hashiba und schob Saeko auf den Rücksitz des nächsten freien Taxis.
    Sobald Hashiba dem Fahrer den Weg erklärt hatte, überfiel ihn die Müdigkeit. Es war nach ein Uhr morgens gewesen, als er in Saekos Bett endlich eingeschlafen war. Um kurz nach sieben war er wieder aufgewacht. Aufgrund ihres überstürzten Aufbruchs hatten sie ihr Frühstück kaum angerührt.
    Was in der Nacht geschehen war, schien schon ewig her zu sein: sein Besuch in Saekos Luxuswohnung, ihr wildes Gefummel, sein plötzlicher Rückzug und die peinlichen Augenblicke danach. Trotz alledem spürte Hashiba, dass Saeko und er eine Schwelle überschritten hatten. Sie hatten den Akt

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