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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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eine Ecke gebogen war, starrte Hashiba weiter ins Leere. Das Bild von Saeko, wie sie mit ihren schlanken, verführerischen Beinen auf den Rücksitz stieg… Obwohl sie Strümpfe getragen hatte, erinnerte es ihn daran, wie sich ihre seidige Haut unter seinen Fingern angefühlt hatte. Sehnsüchtig machte er unbewusst einen Schritt in die Richtung, in der das Taxi verschwunden war. Durch die plötzliche Bewegung verlor er das Gleichgewicht und stolperte. Das Gefühl, das in ihm brannte, kannte er nur zu gut: ein unwiderstehlicher Drang, den Zwängen seines Lebens zu entfliehen.
    Bisher hatte er sich immer zur Vernunft bringen können, wenn ihn dieses Verlangen packte. Er war in der Spur geblieben, während seiner Collegezeit, in seinem Traumjob; er hatte sich ins Zeug gelegt, ein ganz normales Leben geführt. Und seine Zukunft war vielversprechend; er war fast so weit, dass er die Früchte der harten Arbeit ernten konnte.
    Doch es war immer da, konnte jederzeit sein hässliches Haupt erheben, dieses Verlangen, am liebsten alles kurz und klein zu schlagen und ganz von vorn zu beginnen. Und es begann immer mit sinnlicher Begierde. Wenn es je einen Zeitpunkt gab, diesen Gefühlen nachzugeben, dann doch wohl, wenn man wusste, dass das Ende der Welt kurz bevorstand. In dem Fall wollte Hashiba alle Fesseln abstreifen und sich hemmungslos gehen lassen.
    Um Gottes willen, reiß dich zusammen…
    Hashiba schlug sich selbst ein paarmal auf die Wangen, um sich zu beruhigen. Dann machte er sich auf den Rückweg zum Hotel. Niemand konnte das Ende der Welt voraussagen; Fantasien von einem letzten Festmahl führten zu nichts.
    Hashibas Hotelzimmer ging nach Osten aufs Meer. Obwohl alle Lampen brannten, war es schummrig. In dem funzeligen Licht überflog er seine Notizen zu Ende und trat ans Fenster, vor dem der Horizont milchig weiß schimmerte.
    Er war noch nie in den Ländern des Nordens gewesen, in denen die Sonne nie ganz untergeht, doch es musste so ähnlich sein wie das, was er draußen sah. Der weiße Schimmer ging nicht vom Mond aus, der tief am Himmel stand, als stiege er direkt aus dem Meer empor. Er warf einen langen Lichtstreifen auf das Wasser dort unten. Hashiba fand, dass er für heute genug gesehen hatte und dass ihn jetzt nichts mehr erschüttern konnte. Er legte sich aufs Bett und versuchte, sich zu konzentrieren und seine Gedanken zu ordnen. Als er in die weiche Matratze sank, schweiften seine Gedanken zurück zum Gefühl von Saekos Haut, doch dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich seinen Fantasien hinzugeben. Er verdrängte das Bild und begann, das halb fertige Manuskript durchzulesen. Er musste seinen Geist irgendwie beschäftigen; er musste das Grundgerüst der Sendung fertigstellen.
    Das erste Problem war, ob sie zwischen dem Massenverschwinden der Leute aus den Gärten und den anderen Vermisstenfällen, über die sie berichten würden, einen Zusammenhang herstellen sollten. Atami lag in der Nähe der Verwerfungslinie von Tanna, das passte also. Doch er musste aufpassen, dass er keine voreiligen Schlüsse zog; das Verschwinden der Leute hier war von ganz anderem Kaliber. In den Fällen, mit denen sie sich bisher befasst hatten, waren höchstens ein paar Leute betroffen gewesen. Diesmal waren fast hundert Personen verschwunden, und Hashiba hatte keine Ahnung, wie er das angehen sollte. Sollte er es so darstellen, als steckten dahinter die gleichen Ursachen und als unterschieden sich die Fälle nur in ihrem Ausmaß? Eine schwierige Entscheidung.
    Er beschloss, sich später damit zu befassen, und dachte wieder über die Unterlagen nach, die Saeko ihm gegeben hatte. Daraus ging klar genug hervor, dass die bisherigen Fälle etwas gemeinsam hatten: Sie waren zu Zeiten erhöhter Sonnenaktivität mit ungewöhnlich vielen Sonnenflecken passiert. Isogai zufolge gab es einen großen, komplizierten Zusammenhang zwischen Sonnenflecken und dem Aufbau der Erdkruste, sodass Erstere zu Störungen des Erdmagnetfelds führen konnten. Doch Hashibas physikalische Kenntnisse reichten nicht aus, um diese Aussage zu bestätigen oder zu widerlegen. Noch dazu musste er nun entscheiden, ob er das plötzliche Auftauchen des Kraters dem gleichen Phänomen zuordnen wollte oder nicht.
    Da er zu dem Schluss kam, dass er Isogais Meinung zu all dem hören musste, wenn er mit dem Manuskript weiterkommen wollte, klemmte er sich die Papiere mit seinen Fragen unter den Arm. Es war kurz vor sechs, und das Filmteam und Isogai wollten sich zu

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