Der Graben: Thriller (German Edition)
irgendwie in Verbindung mit unserer materiellen Welt.
Das Scheitern der Riemannschen Vermutung, das Auftreten von Nullen außerhalb von 1/2 + ti… Möglicherweise ist dies ein Vorzeichen einer zukünftigen Veränderung in der Anzahl der Dimensionen in der realen Welt. Das ist nur eine Möglichkeit, nicht mehr. Die Welt, wie wir sie kennen, könnte zu existieren aufhören – dazu wäre nicht mehr vonnöten als eine leichte Verschiebung der Zahlen.
Wenn beispielsweise die starke Atomkraft im Verhältnis zu den anderen Naturkräften noch verstärkt würde, wenn sich das Gleichgewicht nur ein wenig verändern würde – das allein würde ausreichen, um unsere Sonne wachsen und zur Supernova werden zu lassen. Umgekehrt, würde die Atomkraft schwächer – wieder nur minimal –, wäre das genug, um die Sonne auszulöschen. Die Verbindung ist klar. Im Wert von Pi ist ein Muster aufgetaucht. Irgendetwas hat die Basis unserer mathematischen Theorie verändert. Das muss zwangsläufig Auswirkungen auf uns haben. Was ich damit sagen will, ist, dass diese Veränderungen sich durch materielle Veränderungen in unserer Welt manifestieren werden.«
Während Isogai sprach, beobachtete Hashiba, wie Kagayamas Miene von unverhohlener Skepsis über Unmut zu so etwas wie Angst wechselte. Er zuckte leicht. Ob die anwesenden Laien die Konsequenzen aus Isogais Vortrag begriffen hatten oder nicht, die Stimmung im Raum war bedeutend düsterer geworden.
»Völliger Blödsinn.«
Kagayama schien schließlich die Geduld zu verlieren. Er w ollte nach der Untertasse am Rand des Tisches greifen, doch Hashiba schob sie aus seiner Reichweite. Missmutig stand Kagayama auf und stapfte ans Fenster.
Isogai runzelte angesichts dieses Ausbruchs die Stirn und wartete, dass er vorüberging. Dann fuhr er sogleich fort. »Ich versichere Ihnen, dieses Problem ist real. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat bereits begonnen, einen Beraterstab aus Spitzenwissenschaftlern zusammenzustellen.«
Isogai schaute Chris an, damit dieser ihm den Rücken stärkte. Chris’ Lippen zitterten, und er sah aus, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Er nickte.
»Einer der wissenschaftlichen Berater des Präsidenten, David Fontana, war früher Dozent eines guten Freundes von Chris«, fuhr Isogai fort. »Vor zwei Tagen hat Chris von diesem Freund eine E-Mail bekommen, in der stand, dass der Präsident Berater aus verschiedenen Fachgebieten zusammentrommelt. David stand ganz oben auf der Liste, gefolgt von anderen Koryphäen aus der Elementarteilchenphysik und der Quantengravitationstheorie. Leute wie Dine Parker-Holmes und Landau werden alle nach Washington zitiert. Der Generaldirektor der NASA ist bereits dort; ich schätze, durch die NASA hat der Präsident überhaupt von der Situation erfahren. Die NASA muss irgendetwas Unfassbares herausgefunden haben, so viel steht fest.
Wie Sie wissen, habe ich für die US -Regierung gearbeitet, und ich weiß, wie der Informationsfluss dort funktioniert. Es gibt einen Maulkorberlass, das heißt, niemand darf irgendetwas rauslassen, das vor sich geht. Darin sind sie knallhart. Jegliche Kommunikation mit der Außenwelt ist verboten, und niemand kann per Telefon oder E-Mail über die Lage diskutieren.
Es ist ziemlich klar, was dort abgeht. Die NASA muss den Präsidenten über ein potenzielles Sicherheitsrisiko informiert haben. Aufgrund dieser Meldung hat der Präsident wohl entschieden, dass er weitere Aufklärung durch seine Berater und andere helle Köpfe aus der Physik benötigt. Also wird er eine Krisensitzung des Nationalen Sicherheitsrats einberufen haben. Es graust einen bei der Vorstellung, was sie entdeckt haben müssen, um eine solche Maßnahme zu ergreifen; das hat schon die Qualitäten eines Notstands. Allein der Maulkorberlass sagt bereits alles. Dahinter steckt, dass jegliche Information, die durchsickert, eine Massenpanik auslösen kann.«
Auch wenn er wusste, dass Isogai nur spekulieren konnte, worin das Problem bestand, konnte Hashiba sich eine Frage nicht verkneifen. »Aber was haben sie denn entdeckt? Auch wenn Sie nur eine Vermutung haben, was glauben Sie? Dafür sind Sie schließlich hier.«
Doch Isogai ignorierte Hashibas Frage und wechselte stattdessen auf Englisch mit Chris ein paar Worte, die wie verliebtes Geplänkel eines Pärchens klangen.
» Okay. Wir brauchen etwas Zeit«, erwiderte Isogai schließ lich. »Wir tun, was wir können, um etwas herauszufinden.«
»Natürlich.« Hashiba
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