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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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Hand noch in der seinen, trat Isogai an den Rand des Kraters und kratzte sich mit der anderen Hand an der Nase.
    »Es riecht ziemlich intensiv«, bemerkte er.
    »Was halten Sie davon?« Hashiba gelang es, sich aus Isogais Griff zu befreien, und er hob die Hände, als gäbe er sich geschlagen.
    »Hm, ich würde sagen, das ist eine riesige runde Grube im Boden.« Isogai lächelte. Seine Wangen waren leicht gerötet.
    Hashiba fiel ein, dass Isogai zunächst auf den neuesten Stand gebracht werden musste, auch in Bezug auf das plötzliche Erscheinen des Kraters. So ruhig, wie es hier noch war, waren sie vermutlich die Ersten, die ihn entdeckt hatten.
    Auf den ersten Blick sah der Krater kreisrund aus, doch bei genauerem Hinsehen erkannte man, dass er eher oval war. Seine Wände waren wellig und geriffelt wie die Plastikform eines Karamellpuddings, den man auf einen Teller stürzt. Der Krater war allerdings dreieckiger, eher wie eine Pyramide geformt.
    Saeko erinnerte sich, dass sie so etwas Ähnliches schon einmal gesehen hatte, auf einer Rundreise durch Englands Peak District, zusammen mit ihrem Vater. Da waren diese Hügel abseits der Straße gewesen. Ihr Vater hatte erklärt, dass sie »Mounts« genannt wurden; sie waren nicht auf natürliche Weise entstanden, sondern in früherer Zeit zu irgendeinem Zweck aufgeschüttet worden. Sie hatten Saeko an die prähistorischen Grabhügel Japans erinnert.
    Isogai richtete sich auf und leckte sich mit ernster Miene über die Lippen. »Es sieht aus wie der Einschlag eines Meteoriten, aber das ist es nicht, oder?«
    »Es gibt anscheinend keine Aufzeichnungen von einem Einschlag.« Hashiba erklärte, dass sie den Wetterdienst angerufen und erfahren hätten, dass keinerlei Beben oder Vibrationen verzeichnet worden seien, nichts, das auf den Einschlag eines Meteoriten hindeutete.
    »Also sieht es nur so aus«, sagte Isogai zu sich selbst. Er beugte sich vor und legte einen Finger auf die lose Erde am Rand des Kraters. »Kein Einschlag von außen. Was sagten Sie, wann das Ding entstanden ist?«
    »Wir sind uns nicht sicher«, erwiderte Hashiba. »Vielleicht erst vor einer Stunde. Höchstens vor einem halben Tag.«
    »Die Frage ist also, wie es entstanden ist.«
    »Genau. Wir haben keine Ahnung. Soweit wir wissen, ist es einfach aus dem Nichts aufgetaucht.«
    »Okay. Es scheint also kein Meteoriteneinschlag zu sein. Und es dürfte auch kaum jemand mit einem Bagger aufgekreuzt sein und das Ding ausgebuddelt haben.«
    »Stimmt.«
    »Sind Sie sich wirklich ganz sicher? Ich meine, wenn das stimmt, haben wir ein Problem.« Isogai trat einen Schritt auf Hashiba zu und zeigte mit dem Finger auf ihn.
    Hashiba wunderte sich über die anschuldigende Geste und schaute fragend zu Saeko hinüber. »Was meint er damit, ein Problem?«
    Isogai öffnete den vorderen Reißverschluss seiner Jacke und stellte seine Tasche auf den Boden, wie um sich vorzubereiten. Saeko kam ihm zuvor.
    »E = mc 2 .« Ihre Stimme war nur ein Flüstern.
    Isogai klatschte in die Hände und warf den Kopf zurück. Er schien immer aufgeregter zu werden. »Richtig! Genau das ist das Problem! E = mc 2 . Einsteins Gleichung hat uns gelehrt, welche Unmengen von Energie in normaler Materie stecken. Wenn man nur ein Gramm Materie in pure Energie verwandeln würde, könnte man auf der Stelle ein ganzes Stadion voll Wasser zum Kochen bringen. Wir alle wissen, wie sich das auf die Waffenherstellung übertragen lässt. Ein Atomsprengkopf setzt durch massenhafte Atomkernspaltung enorme Energie frei. Die Kernfusion funktioniert nach dem gleichen Prinzip. Atomwaffen benötigen nur wenig Masse, doch wir alle kennen die schrecklichen Ergebnisse. Nun gibt es allerdings noch einen andere, effizientere Art, diese Energie freizusetzen: Kollisionen mit Antimaterie.«
    »Antimaterie?«, wiederholte Hashiba mechanisch. Er hatte das Wort schon einmal gehört, doch was das genau war, wusste er nicht.
    »Materie besteht aus Atomen«, erklärte Isogai, »und diese wiederum setzen sich aus Protonen, Neutronen und Elektronen zusammen. Wir wissen, dass es auch eine Reihe von Antiteilchen mit derselben Masse, aber genau entgegengesetzter elektrischer Ladung gibt. Am Beginn des Universums gab es von diesen Teilchen und Antiteilchen genau gleich viele. Aus irgendeinem Grund sind die Antiteilchen jedoch verschwunden. Teilchen und Antiteilchen sind sozusagen wie eineiige Zwillinge. Sie sehen genau gleich aus, haben jedoch ganz verschiedene Persönlichkeiten.

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