Der Graben: Thriller (German Edition)
nickte zustimmend. Er verstand, dass sie zunächst weitere Informationen einholen mussten, bevor sie auch nur in die Nähe einer Antwort kommen konnten.
Hashiba sah wohl, dass weltweit Berichte über Veränderungen in der Theorie der Mathematik auftauchten; dennoch war ihm nicht klar, warum die Reaktionen darauf so heftig waren. Es war frustrierend, nicht in der Lage zu sein, das ganze Ausmaß der Lage zu begreifen.
Isogai hatte stark zu schwitzen begonnen, und vor lauter Anspannung war seine Kinnpartie ganz verzerrt. Er vermittelte den Eindruck, als gäbe er sich alle Mühe, seine Furcht zu verbergen, um Chris nicht weiter zu ängstigen. Vergeblich. Hashiba wollte wissen, was das Ganze genau bedeutete. Was passierte mit der Welt, wenn eine transzendente Zahl ein Muster aufwies und die sogenannte Riemannsche Vermutung widerlegt wurde?
Hashiba hatte für die Aufnahmeprüfung an der Universität Grundkenntnisse in Mathematik erworben, doch er hatte sich nie dafür begeistern können. Schließlich strebte er einen Abschluss in Soziologie an, und was sollten ihm Differenziale und dergleichen in der realen Welt nützen? Aus diesem Grund hatte er seine Vorbereitungen auf ein Minimum beschränkt und war nie über das Auswendiglernen von Gleichungen für die Prüfungen hinausgekommen. Heute Abend kam ihm zum ersten Mal der Gedanke, dass Mathematik schwerwiegende Auswirkungen auf die reale Welt haben konnte.
Er begriff, dass Pi sich verändert hatte, dass ein Muster aufgetaucht war, doch Isogais Ausführungen über die Riemannsche Vermutung waren ihm zu hoch gewesen. Isogai zufolge hatten Forschungen über die regelmäßige Verteilung von Primzahlen ergeben, dass auf der Quantenebene eine Verbindung zwischen deren Eigenschaften und der materiellen Welt bestand. Bedeutete dies, dass die Welt der Ideen, der Zahlen, durch einen unsichtbaren Faden mit der materiellen Welt verbunden war? Isogai hatte ausdrücklich gesagt, dass Primzahlen mit Elementen unserer materiellen Welt gleichgesetzt werden konnten. Wenn dies der Fall war, würde eine Veränderung im Muster der Primzahlen den Zusammenbruch des Periodensystems der Elemente bedeuten, und Hashiba musste zugeben, dass sich dies sehr wohl auf die reale Welt auswirken konnte.
Er musste einfach abwarten, auf welche Informationen Chris und Isogai noch stießen. Die beiden waren in Isogais Zimmer geblieben, um weiterzuarbeiten, während die anderen sich zerstreut hatten. Fest stand bereits, dass die NASA von irgendetwas Bedeutendem Wind bekommen hatte, und dass Topwissenschaftler in Washington zusammengerufen wurden. Die Frage war nur immer noch, worum es bei der Krise eigentlich ging.
Hashiba vermutete, dass Isogai sich das schon ziemlich genau denken konnte, doch er ließ die beiden Männer weiter versuchen, möglichst viele Informationen zu beschaffen. Im Moment waren sie dabei, weltweit Leute zu kontaktieren, die sie kannten, ihre Beziehungen und Netzwerke zu nutzen, um an Insiderinformationen zu gelangen. Wenn sie genügend Einzelteile zusammenbekamen, konnten sie vielleicht beginnen, das Puzzle zusammenzusetzen. Gemeinsam verfügten sie über die Mittel, genau herauszufinden, womit die NASA sich befasste. Hashiba gefiel es, wie sich die beiden Männer ins Zeug legten. Es war nicht so, dass er sie besonders gut bezahlte; sie wurden von reinem Forscherdrang angetrieben und warfen den Grenzen des Wissens den Fehdehandschuh hin.
Hashiba stellte sich vor, was für eine Exklusivmeldung sie in der Hand hätten, wenn es Isogai und Chris tatsächlich gelang, herauszufinden, was die NASA verheimlichte. Es war die größte Chance, die sich ihm je geboten hatte, und er konnte seine Aufregung kaum zügeln. All seine Hoffnungen ruhten nun auf der Arbeit der beiden Wissenschaftler. Er musste lediglich dafür sorgen, dass der Rest des Teams bereit war, die Sendung in die entsprechende Richtung zu steuern.
Während Hashiba über die Sendung nachdachte, gingen ihm immer wieder Bilder von Saeko durch den Kopf. Je mehr Zeit verstrich, desto näher würde sie dem Haus der Fujimuras in Takato kommen, und er spürte, wie seine Sorge um sie wuchs. Er beschloss, sie anzurufen, holte sein Telefon heraus und klappte das Display auf. Da sah er, dass jemand versucht hatte, ihn zu erreichen – in all dem Chaos musste er den Anruf verpasst haben.
0265-98-97xx
Der Anruf kam aus dem Festnetz; er sah auf einen Blick, dass er nicht von Saekos Handy stammte. Wer immer angerufen hatte, er hatte keine
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