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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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Reiben der Augen konnte sie nur verschwommen sehen, und die Lautstärke war zu leise, um etwas zu hören. Es sah aus wie irgendetwas aus einem ausländischen Film: Scheinwerfer blitzen auf und ab, vielleicht eine Verfolgungsszene in der Wüste – doch es waren überhaupt keine Schauspieler zu sehen. Saeko schaute zu, wie die Scheinwerfer über eine trostlos wirkende Landschaft schweiften. Dann sah sie, worauf die Scheinwerfer sich richteten: auf einen schwarzen Abgrund, einen riesigen Spalt im Boden. Die Kluft war so tief, dass die Scheinwerfer nicht bis auf den Grund leuchteten. Saeko drehte die Lautstärke an dem alten Gerät auf und begann, durch die Programme zu zappen. Ausnahmslos jeder Sender zeigte die gleichen Bilder. Sie hielt den Atem an; wenn außer Nachrichten nichts gesendet wurde, war etwas wirklich Gravierendes passiert.
    Sie schaltete zurück aufs erste Programm. Hier war der Blick der Kamera nach unten gerichtet, dichter am Boden. Das Dröhnen der Hubschrauberrotoren erfüllte den Raum, als die Kamera auf eine Höhe mit der Kante des Spalts schwenkte, dann noch weiter nach unten sank, bis sie schließlich stoppte und genau über dem Abgrund schwebte. Das Bild unterhalb der Kante war tiefschwarz.
    Eine Reporterin brüllte ihren Kommentar über das Dröhnen der Rotoren:
    …berichte live aus der Wüste zwischen der Route 101 und dem Interstate Highway Nummer 5 in Kalifornien. Hier können Sie die Stelle sehen, an welcher der State Highway, der die beiden Straßen verbindet, gespalten wurde. Falls jemand diesen Bericht im Autoradio hört, fahren Sie bitte äußerst vorsichtig. Wer auf den State Highways 58, 46, 41, 198 unterwegs ist… Diese Straßen werden als gefährlich eingestuft. Ich wiederhole, das Befahren dieser Straßen ist äußerst gefährlich…
    Die Kamera schwenkte passend zu den Beschreibungen der Reporterin über die Landschaft. Das Bild folgte der Asphaltlinie bis zu der Stelle, wo die Straße die Kante des Abgrunds erreichte. Die Kante sah unnatürlich gerade aus, als wäre sie mit einem scharfen Messer in die Erde geschnitten worden. Die Reporterin fuhr fort:
    Bisher weiß niemand, wie es zur Entstehung dieses riesigen Spalts im Boden kommen konnte. Berichten zufolge ist es gestern passiert, irgendwann zwischen dem frühen Abend und den Nachtstunden. Die genaue Uhrzeit ist derzeit noch nicht bekannt. Im genannten Zeitraum wurden keinerlei seismische Störungen gemeldet, daher ist es äußerst unwahrscheinlich, dass seismische Aktivitäten die Ursache sind…
    Mithilfe von sonarbasierten Messgeräten haben Wissenschaftler bereits festgestellt, dass der Spalt bis zu zwei Kilometer tief ist, was sich durch die Kamerabilder kaum übermitteln lässt. Wer oder was ist dazu in der Lage, die Erde in diesem Ausmaß zu spalten? Sind hier Kräfte am Werk, die über menschliches Ermessen hinausgehen? Es ist nichts übrig als dieser Spalt. Die Erde, die sich zuvor an dieser Stelle befand, ist spurlos verschwunden. Könnte dies die Rac he eines erzürnten Gottes sein? Die Stille, die hier herrscht, ist irgendwie unheimlich.
    Saeko erkannte sofort die Parallelen zu dem Phänomen, das sie in Atami beobachtet hatten: Dort war aus dem Nichts ein Krater entstanden. Jetzt geschah das Gleiche in Kalifornien; die einzigen Unterschiede bestanden in Form und Größe – ein kraterähnliches Loch in Atami, eine canyonartige Schlucht in Amerika. Es war, als wäre über Nacht ein zweiter Grand Canyon aufgetaucht. Saeko vermutete sogar, dass der Spalt noch größer als dieser war.
    Sie sammelte ihre Gedanken. Der Vorgang und seine Bedeutung waren die gleichen wie bei dem Krater in Atami. Die Reporterin konnte nur feststellen, dass das Ganze über menschliches Ermessen hinausging, und sie klang panisch. Saeko war überrascht über die innere Ruhe, die sie verspürte, während sie vor dem Fernseher stand und zuschaute, wie sich das Chaos ausbreitete.
    46
    Obwohl er ein paar Drinks zu sich genommen hatte, verspürte Hashiba noch keine Wirkung des Alkohols. Irgendjemand hatte vorgeschlagen, etwas zu trinken, und in dem Moment schienen plötzlich alle zu merken, wie durstig sie waren. Hosokawa hatte ein paar Flaschen Bier aus dem Kühlschrank geholt und sie in Gläser eingeschenkt, um sie herumzureichen. Alle hatten ihr Glas in einem Zug geleert, worauf Hosokawa weitere Flaschen holte. Sie schienen den Alkohol zu brauchen, um die Anspannung im Raum zu lockern. Schließlich stellte Hashiba die Frage, die dem ganzen

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