Der Graben: Thriller (German Edition)
unhörbar.
»Alles, was sie jetzt tun können, ist, möglichst viel über die Situation in Erfahrung zu bringen. Wahrscheinlich versuchen sie gerade herauszufinden, wie viel Zeit noch bleibt. Ich wette, deshalb hat die NASA das James-Webb-Weltraumteleskop geordert. Wenn sie das Verschwinden einer Reihe von Sternen beobachten, können sie leicht die Geschwindigkeit berechnen, mit der die Frontlinie des Phasenübergangs näher auf uns zurückt. Dazu müssen sie nur die Entfernung der Sterne zur Erde kennen und die Zeitspanne zwischen dem Verschwinden der einzelnen Sterne. Der Phasenübergang ist eine Art der Information, und nach den Grundprinzipien der allgemeinen Relativitätstheorie sollte die Welle sich nicht schneller bewegen als mit Lichtgeschwindigkeit. Daher sind wir immer noch hier, obwohl da draußen schon Sterne verlöschen. Informationen bewegen sich in der Tat nahezu mit Lichtgeschwindigkeit – relativ betrachtet vielleicht einen Tick langsamer.«
»Also, wann trifft es uns?«, fragte Kagayama.
Sie alle wollten wissen, wie viel Zeit ihnen noch blieb.
Isogais einer Mundwinkel zog sich hoch, und er hob die Hände. »Ich weiß nur, dass es jetzt nicht mehr lange dauert.« Er wandte sich im Flüsterton an Chris. »Wenn du dich in die Amateur-Astronomie-Netzwerke hackst, können wir vielleicht die Geschwindigkeit dieser Sache herausfinden. Die sind ziemlich gut und haben sicherlich schon gemerkt, dass die Sterne verschwinden. Wenn einige von ihnen schon darauf tippen, dass es ein Phasenübergang ist, dass irgendeine unbekannte Form der Information unterwegs zu uns ist, haben wir vielleicht das Glück, dass sie bereits die Geschwindigkeit berechnet haben.«
Chris schien seine gesamte vorherige Energie verloren zu haben. Er saß zusammengesackt auf seinem Stuhl vor dem Computer und brachte nur eine genuschelte Antwort zustande. Dann riss er sich jedoch zusammen und begann wieder zu tippen, um zu versuchen, Zugang zu den Netzwerken zu bekommen, wie Isogai vorgeschlagen hatte.
Hashiba schaute teilnahmslos zu, wie Chris sich seiner neuen Aufgabe widmete. Dann wandte er sich Isogai zu und stellte die nächste Frage, die ihm durch den Kopf ging. »Das alles ist einfach schwer zu begreifen. Ich glaube, ich brauche noch ein bisschen Zeit, bis ich es kapiert habe. Ich meine, warum sollte so etwas passieren? Was ist der Grund?«
»Wir verstehen noch nicht, welcher Mechanismus einen derartigen Phasenübergang verursachen kann. Es ist bisher einmal vorgekommen, natürlich, bei der Erschaffung des Universums. Das Universum, wie wir es kennen, ist aus dem Nichts entstanden. Direkt nach seiner Entstehung kam es zu einem Phasenübergang, dem Ereignis, das wir heute als Urknall kennen. Es ist denkbar, dass später noch ein Phasenübergang folgte und die ursprüngliche Symmetrie durcheinanderbrachte, unser Universum und die molekularen Strukturen erschuf, dank derer wir uns entwickeln konnten. Dass es zu irgendeinem Zeitpunkt in der Zukunft erneut zu einem Phasenübergang kommen würde, wurde als ziemlich wahrscheinlich erachtet. Trotzdem wissen nur wenige davon.
Tja, es scheint, als hätte zumindest Jeffrey Adams versucht, uns zu warnen. Die Kurzfassung in den Physical Review Letters ist ziemlich eindeutig. Er war sich sicher, dass in nächster Zukunft erneut ein Phasenübergang auftreten würde. Bezüglich der Ursachen gibt es verschiedene Theorien. Die Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher. Eine Hochgeschwindigkeitskollision kosmischer Strahlung. Manche sind der Ansicht, schon die Experimente am CERN wären ausreichend. Jeffrey behauptet, es hätten schon einige Phasenübergänge stattgefunden, außer den ursprünglichen Übergängen, die zur Entstehung unseres Universums geführt haben. Wir haben nur die Anzeichen nicht bemerkt.
Jedenfalls können wir hier und heute Abend sicherlich nicht die Ursachen herausfinden. Aber abgesehen von den Ursachen wissen wir, dass die Welle selbst eine Form der Information ist, und als solche wäre es ihr nach den Prinzipien der allgemeinen Relativitätstheorie unmöglich, sich schneller zu bewegen als mit Lichtgeschwindigkeit. Leider ergibt sich genau dadurch ein gewisses Paradox für uns. Können Sie es erkennen?« Isogai schaute Hashiba an, weil er sich dachte, wenn irgendeiner dieser Laien darauf kam, dann er.
Zur Überraschung aller antwortete jedoch Kagayama. »Wenn die Information sich nicht schneller bewegen kann als mit Lichtgeschwindigkeit, dann gäbe es keine
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