Der Graben: Thriller (German Edition)
in Saekos Griff ganz schlaff geworden.
Über Saekos Herkunft wusste er einigermaßen Bescheid. Ihr Vater war verschwunden, als sie siebzehn war, und nach dem College hatte sie in einem Verlagshaus gearbeitet. Nach der Hochzeit hatte sie die Stelle aufgegeben, nur um sich später – kinderlos – scheiden zu lassen. Jetzt brachte sie sich als freie Journalistin durch. All das ergab das Bild einer geschiedenen Frau, die sich nicht unterkriegen ließ und versuchte, im Leben allein zurechtzukommen. Hashiba hatte sich vorgestellt, sie wohne allenfalls in einer Zweizimmerw ohnung, deren beengtes Wohnzimmer zugleich als Arbeit szimmer fungierte und mit Büchern und Zeitschriften so vollgestopft war, dass man kaum durchgehen konnte, ein nüchternes Ambiente, in dem es nach Tinte und Papier roch. Hashiba hatte vielleicht nicht gerade ärmliche, aber doch bescheidene Verhältnisse erwartet.
Was soll das hier werden?
Als er aus dem Aufzug trat, sanken Hashibas Füße tief in den Flor eines üppigen purpurroten Teppichs ein, der durch den Korridor auf eine einzelne Tür zuführte. Hashiba hatte das Gefühl, im Wasser zu treiben, als er diesen erstaunlichen Raum durchquerte, um zu der schweren Tür zu gelangen.
Unfähig, sein Erstaunen zu verbergen, fragte er: »Seit wann leben Sie hier schon?«
Erneut zückte Saeko die Codekarte, um die einzige Wohnung in der obersten Etage des Gebäudes aufzusperren, und führte Hashiba hinein. »Seit meinem ersten Jahr auf der Highschool.«
Hashibas Wohnung hätte vermutlich bequem in Saekos Diele hineingepasst.
»Wie um alles in der Welt…«, stammelte er.
»Es ist schwer zu erklären, daher bringe ich auch nicht sehr oft Leute mit nach Hause. Sogar meine Verlegerin würde sich wundern, dass ich so lebe.«
»Wer würde das nicht?«
»Ist das, hm, ein Problem für Sie?«, fragte Saeko mit vollkommen ernster Miene.
»Natürlich nicht.«
»Dann ist es ja gut.«
Plötzlich glaubte Hashiba zu begreifen, warum Saeko immer so rätselhaft wirkte. Wenn man diese Wohnung sah, würde man nie und nimmer vermuten, dass sie einer Frau gehörte, die Single und gerade einmal Mitte dreißig war.
»Ich habe nur das Gefühl, als hätte ich eben eines Ihrer Geheimnisse ergründet«, begann Hashiba, doch bevor er den Gedanken zu Ende spinnen konnte, presste Saeko die Lippen auf seinen Mund und brachte ihn so zum Schweigen. Mit einem Drängen, das in krassem Gegensatz zu ihrer sonst üblichen Zurückhaltung stand, schlang sie beide Arme um ihn, zog ihn an sich und presste die Lenden gegen seinen Schenkel.
Während sie so aneinanderklebten und die Hände unter der Jacke des anderen auf Entdeckungsreise gingen, schloss sich automatisch die Tür hinter ihnen.
25
Hashiba und Saeko fielen ein paarmal, als sie eng umschlungen über den Boden des riesigen Wohnzimmers stolperten, das so groß war, dass Hashiba sich nicht vorstellen konnte, wie viele Tatami-Matten hineinpassen würden. Einander umklammernd und küssend schoben sie sich seitwärts voran wie sich paarende Krebse und mussten laut lachen, wenn sie erneut das Gleichgewicht verloren. Nach und nach schleuderten sie ihre Kleider fort, sodass Saeko, als sie im Schlafzimmer ankamen und aufs Bett sanken, nur noch Slip, Strümpfe und BH trug, Hashiba Unterhose und Socken.
Die verwirrenden Ereignisse des Tages hatten ihre Erregung noch gesteigert. Nach den schockierenden Ergebnissen, die in Kitazawas Büro ans Licht gekommen waren, waren sie Zeuge geworden, wie Seiji Fujimura, der Alleinerbe des Anwesens der Familie Fujimura, vor ihren Augen von einem Gebäude herabstürzte. Das Gefühl, dass etwas Außergewöhnliches im Gange war, prickelte auf ihrer Haut wie ein nadelspitzer Pfeil und pumpte ihnen Adrenalin in die Adern. Die Anspannung stieg ihnen zu Kopf, und ihr leidenschaftliches Begehren schien mit Macht in die Lücke zu strömen, die durch ihre Vorahnungen entstanden war.
Es war hinreichend bekannt und belegt, dass die Fortpflanzungsfähigkeit von Tieren anstieg, wenn ihr Leben in Gefahr war. Saekos und Hashibas Leben waren zwar nicht direkt bedroht gewesen, doch sie konnten die Gefahr spüren, die sich unmittelbar vor ihnen aufbaute. Die Tatsache, dass nur sie allein davon wussten, heizte ihre Erregung noch an, erfüllte sie mit der Leidenschaft von Verschwörern. Hashiba hob Saeko hoch und ließ sie aufs Bett sinken. Zu ungeduldig, um sich mit dem Verschluss zu befassen, schob er ihren BH hoch, um ihre großen Brustwarzen freizulegen. Sie
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