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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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Himmel hinaufgeschwebt?
    War sie auf den Boden gefallen oder in die Luft emporgestiegen? Die Vision war so seltsam gewesen, dass Saeko sich nicht sicher war. Klar war nur, dass die Gestalt, die sie gesehen hatte, nicht die Masse eines normalen Körpers gehabt hatte.
    Wie auch immer, Saeko wollte nur weg. Zuerst mussten sie allerdings das Gebäude verlassen.
    »Gehen wir.« Saekos Stimme zitterte, als sie Hashibas Hand ergriff und ihn mit sich zog.
    Draußen wandte sie sich sofort nach rechts und starrte stur geradeaus, während sie versuchte, sich von dem Gebäude zu entfernen. Trotzdem fiel ihr Blick durch eine Lücke zwischen den Gaffern auf die Füße des herabgefallenen Mannes. Die Hosenbeine des Jogginganzugs ließen die Knöchel des Mannes frei, und seine nackten Füße waren eigenartig weiß. Er schien auf dem Bauch zu liegen, und seine bleichen Beine zuckten wiederholt, sodass seine Zehen gegen die Baumwurzeln stießen.
    Saeko versuchte, woanders hinzuschauen, doch dabei fiel ihr Blick auf die Hände des Mannes. Seine Schultern schie nen ausgekugelt zu sein; die Arme waren an den Ellbogen angewinkelt, und beide Hände lagen mit nach oben gekehrte n Handflächen in einem normalerweise unmöglichen Winkel neben seinen Beinen. Die Hände des Mannes zitterten gleichfalls mit jedem Krampf, als gäben sie Saeko Zeichen. Wenn sie die Hände auf ihre Hüften legen würde, sodass sie mitzitterten, würde sie wahrscheinlich einen ähnlichen Tanz vollführen. Tschüs , schienen die Hände in halb spöttischem Ton zu sagen. Nein. Vielleicht war es umgekehrt. Vielleicht winkten sie ihr nicht zum Abschied, sondern Seiji lockte sie: Komm, komm…
    Das Gefühl, wie Seiji Fujimura an ihrem Bett im Krankhaus von Ina gestanden und den Finger in den Knoten in ihrer Brust gebohrt hatte, kam wieder zurück. Diese zitternden Hände schienen sich jeden Moment wieder nach ihrem Hals ausstrecken zu wollen. Saeko ging schneller und zog Hashiba mit sich fort.
    In seiner Funktion als Chefregisseur eines Fernsehsenders wäre Hashiba wahrscheinlich gerne länger am Ort des Geschehens geblieben, um mehr zu erfahren. Zumindest wollte er vermutlich gerne wissen, ob hinter dem Sturz Fremdeinwirkung steckte oder ob es eher Suizid oder ein Unfall war. Die Geschichte gab vielleicht nicht genug her für eine längere Reportage, aber sie würde bestimmt am nächsten Tag in den Talkshows auftauchen.
    Saeko war jedoch gerade nicht in der Verfassung, sich darüber Gedanken zu machen. In panischer Verwirrung stürzte sie davon, so schnell sie konnte, sodass ihre Schritte laut auf dem Pflaster klangen. Sie hatte den Blick abgewandt und zog Hashiba an der Hand hinter sich her.
    23
    Sie brauchte etwas Stärkeres als Bier oder Wein. Etwas, um ihre Nerven zu beruhigen.
    Als sie eine Bar entdeckte, warf Saeko Hashiba einen flehentlichen Blick zu und schob dann die Rauchglastür auf.
    Erst als sie an der Bar saßen, war es ihr plötzlich ein bisschen peinlich, dass sie Hashiba so energisch mitgeschleift hatte. Sie seufzte und bestellte sich einen dunklen Rum mit Eis, um ihren inneren Aufruhr zu besänftigen.
    »Was haben Sie denn nur?« Hashiba lehnte sich leicht auf seinem Hocker zurück, verblüfft über Saekos plötzliche Verwandlung.
    »Haben Sie das nicht gesehen?«
    »Was gesehen?«
    »Das Gesicht des heruntergestürzten Menschen.«
    »Natürlich nicht! Zum einen waren wir zu weit weg, zum anderen ist er mit dem Gesicht nach unten gelandet, und sein Kopf war halb von den Baumwurzeln verdeckt.«
    Hashiba hatte recht. Sie hatten nur den Rücken des herabstürzenden Mannes gesehen, und selbst beim Verlassen des Gebäudes hatten sie seine Gestalt nur durch eine dichte Menschenmenge und aus einiger Entfernung gesehen. Wie sollten sie erkannt haben, wer er war? Und doch wusste Saeko es. Das Bild von Seiji Fujimura hatte sich in ihrem Gedächtnis eingebrannt, selbst wenn es nicht über ihre Netzhaut geflimmert war. Ganz gleich wie sehr sie sich bemühte, es loszuwerden, sein Gesicht wollte einfach nicht verschwinden.
    Saeko stürzte die Hälfte ihres Rums in einem Zug hinunter.
    »Es war Seiji Fujimura. Ich bin mir ganz sicher«, verkündete sie.
    Hashiba streckte gerade die Hand nach seinem Drink aus, hielt jedoch mit einem erstickten Laut der Überraschung mitten in der Bewegung inne. »Das soll wohl ein Scherz sein«, brachte er hervor.
    Es gab zwei Gründe für seine Reaktion. Zum einen wäre es ein zu seltsamer Zufall gewesen, wenn jemand, den Saeko und

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