Der Grabritter (German Edition)
diesbezüglich abzuschließen. Wenn Sie also Neuigkeiten haben, möchte ich darüber sofort in Kenntnis gesetzt werden. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, Dr., ich habe noch einige Termine.« Marquart stand auf und hatte das Gefühl, unter ihm würde der Boden wanken. Nur mit Mühe konnte er das Gleichgewicht halten. Er ging auf den Conte zu und verabschiedete sich. Dann drehte er sich um und verließ, so schnell er konnte, das Esszimmer in Richtung Aufzug.
Der hünenhafte Guiseppe begleitete Marquart wieder nach unten. Als sie das Erdgeschoss erreicht hatten, gab er ihm seine Dienstpistole zurück und grinste breit. Dann öffnete er die Fahrstuhltür, und mit weichen Knien ging Marquart den Weg zurück nach draußen. Hier blieb er einen Moment lang stehen und lehnte sich an eine der Säulen vor dem Eingang. Er öffnete den obersten Knopf seines Hemdes und atmete tief durch. Eines war ihm vollkommen klar. Sein Leben war keinen Pfifferling mehr wert, wenn er die ihm übertragene Aufgabe nicht erfüllte. Er hatte eine Scheißangst. Also würde er alles, aber auch alles tun, um den Conte nicht zu enttäuschen. Sollte es dazu nötig sein, ein paar Leute aus dem Weg zu räumen, würde er auch das tun.
3
Marcus Kerner saß im ICE Richtung Offenburg. Christa Berendt hatte wie immer alle Vorbereitungen für seine Reise getroffen. Die Tickets lagen heute Morgen auf seinem Schreibtisch, er hatte eine Zimmerreservierung im Hotel Central in der City, und ein Kommissar Rainer Huber würde ihn bei seiner Ankunft am Hauptbahnhof in Offenburg abholen. Kerner musste schmunzeln. Was würde die ganze Abteilung bloß ohne Christa machen.
Es war bereits Samstagmittag, als er schließlich in Offenburg den Zug verließ und sich kurz umsah. Er ging durch die Unterführung zum Hauptausgang und als er gerade auf dem Bahnhofsvorplatz angelangt war entdeckte er auch schon den roten VW-Passat Kombi von dem ihm Christa gesagt hatte, dass ihn ein Kommissar Huber damit abholen würde. Auf der Motorhaube des Wagens saß ein etwa dreißigjähriger Mann in Jeans, einem braunen Sporthemd und Turnschuhen.
Als er Kerner bemerkte, winkte er sofort. Scheinbar hatte man ihm den Mann vom BKA gut beschrieben. Kerner begrüßte seinen Kollegen und Kommissar Huber streckte ihm seine Hand entgegen. »Hauptkommissar Kerner, wenn ich nicht irre. Schön, dass Sie da sind.“ Rainer Huber wirkte auf Anhieb sympathisch. Er hatte dunkelblonde Haare und ein spitzbübisches Lachen im Gesicht. Kerner verfügte über eine ausgeprägte Menschenkenntnis. Er wusste immer sehr schnell, wann er einen guten Mann vor sich hatte. Seinem Bauchgefühl nach, konnte Rainer Huber einer davon sein . Der junge Kommissar klatschte in die Hände. »Also schön, Herr Hauptkommissar Kerner vom allmächtigen BKA, ich bin für Sie abgestellt und stehe ab sofort ganz zu Ihrer Verfügung.« Das schelmische Lachen in Hubers Gesicht war kaum zu übersehen. Kerner kannte diese oder ähnliche Bemerkungen schon zur Genüge. Es war fast immer so, wenn ein Fall aus der Zuständigkeit der örtlichen Behörden an das BKA ging. Einmal mehr ließ er sich also auf das kleine Spiel, dass er schon so gut kannte ein. »Nachdem Sie meinen Koffer eingeladen haben zuerst einmal zum Hotel Central. Dann folgen weitere Anweisungen.« Huber stutzte. Dann musste er lachen. »Okay, schon gut. Hab's kapiert. Wir sind quitt. Bitte anschnallen. Geht sofort los.« Das Hotel war nur wenige Minuten entfernt. An der Rezeption ließ sich Kerner seinen Schlüssel geben, schaute kurz in sein Zimmer, warf die Reisetasche aufs Bett und saß wenig später auch schon wieder in Hubers Wagen. Der Offenburger Kommissar nickte anerkennend. »Na, das nenne ich schnell. Also Hauptkommissar, wo fangen wir an?« Kerner überlegte kurz. »Nun, fangen wir am besten damit an, dass ich Marcus heiße und wenn ich bei dir den Kommissar und den Herrn Huber und diesen ganzen Mist weglassen kann, denke ich, wird die Sache schon Mal ein bisschen unkomplizierter.« Der spitzbübische Ausdruck kehrte zurück auf Hubers Gesicht. Offensichtlich erfreut über die einfache und direkte Art, streckte er Kerner erneut die Hand entgegen.
»Okay Marcus, ich heiße Rainer.« Kerner sah auf Hubers Hand und grinste. Er konnte der Möglichkeit auf eine kleine Revanche einfach nicht widerstehen. Er nahm sie und drückte zu. Rainer Huber hatte das Gefühl in einen Schraubstock geraten zu sein. Das Lächeln aus seinem Gesicht verschwand
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