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Der Grabritter (German Edition)

Der Grabritter (German Edition)

Titel: Der Grabritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Lierss
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müssen Sie sich alleine durchschlagen. Haben Sie das verstanden?« Kerner ging einen Schritt auf den Leutnant zu. »Wir wissen, dass Sie uns keine Hilfestellung geben können. Niemand von uns erwartet von Ihnen, dass Sie sich irgendeiner Gefahr aussetzen. Bringen Sie uns hin, bringen Sie uns zurück. Das ist alles, was wir erwarten. Also, können wir?« Scheinbar etwas irritiert von Kerners entschlossenen Worten, stammelte der Leutnant seine Antwort. »Natürlich Sir's. Wenn Sie wollen, fahren wir sofort los.«
     
    Sie waren bereits eine Weile unterwegs, der Offizier hatte sich langsam etwas entspannt, und begann zu erzählen. »Wissen Sie eigentlich, dass der weiße Mann, den sie suchen, bei den Einheimischen schon einen Namen hat? Sie nennen ihn den Sänger . Einige der Männer aus dem Rebellencamp haben es lachend überall herum erzählt. Der Mann hat in dem Camp die zweitgrößte Hütte nach dem General . Er scheint dort eine übergeordnete Funktion zu haben. Fast jeden Tag müssen ihm die Soldaten des Lagers ein anderes Mädchen von ihren Mordzügen mitbringen. Er nimmt sie mit in seine Hütte. Dann dauert es nicht lange, und man hört im Camp, wie er ein Lied singt. Das Lied ist hier schon fast jedem bekannt. Es geht so:
     
    Schlaf Kindlein schlaf,
    der Vater hüt' die Schaf,
    die Mutter schüttelt's Bäumelein,
    da fällt herab ein Träumelein,
    Schlaf Kindlein schlaf
     
    Immer wieder singt er diesen einen Vers. Dann hört das Singen auf und nur noch die Schreie der Mädchen sind zu hören. Bis auch sie verstummen. Am nächsten Tag kommt ein neues Mädchen, und der weiße Mann singt wieder das Lied.« Während der Blauhelmsoldat erzählte, waren Kerner und seine Begleiter mit jedem Satz mehr und mehr verstummt. In eisiges Schweigen gehüllt, hing jeder von ihnen seinen Gedanken nach. Hass war für sie alle eigentlich niemals die Motivation, etwas zu tun oder nicht zu tun. Aber bei diesem Mann war sich dessen wohl keiner von ihnen mehr sicher.
     
    Nachdem sie noch für kurze Zeit über straßenähnliche Wege gefahren waren, kamen sie bald schon in unwegsameres Gelände, wo man nur noch mit einem Geländejeep wie dem Ihren unterwegs sein konnte. Immer dichter wurde die Vegetation um sie herum. Sie waren jetzt schon zwei Stunden lang unterwegs, und es war kaum noch ein Weg vor ihnen zu erkennen. Der Jeep musste durch tiefe Schlammlöcher und Morast. Die Gräser und Bäume waren jetzt überall so nah, dass ihnen auf dem offenen Wagen alles Mögliche ins Gesicht schlug. Plötzlich hielt der Leutnant an und machte den Motor aus.
     
    Siegfried, der neben ihm saß, sah ihn von der Seite an. »Was ist los?«, fragte er misstrauisch. Der Leutnant legte den Finger auf den Mund und zeigte nach vorne. Ungefähr fünfzig Meter weiter sahen sie auf einmal drei Gorillas den fast zugewachsenen Weg kreuzen. »Silberrücken«, flüsterte der Leutnant zu Graf Siegfried. »Sie sind um diese Zeit auf dem Weg zu ihrem Futterplatz.« Er grinste den Grabritter an. »Die würden es sogar mit Ihnen locker aufnehmen.« Sie warteten ab, bis die drei Kolosse in aller Ruhe den Weg überquert hatten und auf der anderen Seite im dichten Urwald verschwunden waren. Dann startete der Soldat den Wagen wieder, und im Schritttempo fuhren sie weiter.
     
    Nach einer weiteren halben Stunde gab es selbst für den Jeep kein Vorwärts kommen mehr. Der Leutnant fuhr den Wagen zwischen zwei riesige Bäume und stoppte. »Den Rest des Weges müssen wir zu Fuß gehen«, sagte er leise. »Aber von hier aus ist es nicht mehr weit. Also machen Sie bloß keinen Lärm. Sonst sind wir nicht mehr lange am Leben. Die Soldaten des Generals fackeln nicht.« Sie stiegen aus und machten sich fertig für den Fußmarsch. Über ihre Kleidung zogen sie Tarnoveralls. Dann schwärzten sie ihre Gesichter mit Kohle und nahmen ihre Armbrüste aus dem Jeep. Auch bei dieser Aktion mussten sie versuchen, so lange wie möglich leise und unentdeckt zu bleiben. Als Letztes packte Kerner etwas aus, und hängte es sich auf den Rücken, was die anderen vorher noch nicht gesehen hatten. Lord Griffin und Siegfried von Löwenberg sahen sich grinsend an. »Eine Panzerfaust!? Ist die lautlos?«, fragte Lord Griffin scherzhaft. Kerner legte den beiden Rittern die Hand auf die Schulter. »Nein, meine Freunde, ganz und gar nicht ist sie das. Sollten wir aber, und davor möge Gott uns bewahren, in diesem Camp untergehen, … dann mit einem lauten Knall, und einer wird uns ganz sicher dabei

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