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Der Grabritter (German Edition)

Der Grabritter (German Edition)

Titel: Der Grabritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Lierss
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Treppe herauf. Zwei kräftige Männer gingen an seiner Seite und führten ihn. Vor seine Augen war ein dichtes, schwarzes Tuch gebunden. Alles , was sie ihm verraten hatten, war, dass sie eine Überraschung für ihn hätten. Als sie scheinbar auf einem Podest stehen blieben, hörte Kerner, wie sich vor ihm eine Tür öffnete. Die Männer gingen mit ihm ein paar Schritte durch einen Gang. Dann blieben sie stehen. Seine Begleiter schoben ihn in einen Raum. Kerner hörte das Knistern eines Feuers in seiner Nähe. Jemand trat hinter ihn.
     
    Dann wurde das Tuch von seinen Augen genommen.  Um ihn herum standen dreißig Grabritter in ihren langen weißen Mänteln mit den fünf Kreuzen darauf. Kerner sah in die Runde. Niemand sagte ein Wort. Der Mann, der ihm das Tuch abgenommen hatte, kam um ihn herum. Sir John Fiz Patric, der Großmeister aller Grabritter trat vor ihn und blieb stehen.
    Stille herrschte in dem großen Raum mit den herrlichen Fensterbildern und dem großen Kamin. Fiz Patric sah ihn geradewegs an. »Wir alle hier und viele Menschen, die es gar nicht wissen, sind dir zu großem Dank verpflichtet, Marcus Kerner. Ohne deine Hilfe hätten wir es nicht geschafft. Das menschenverachtende Treiben der Vigianis hat ein Ende gefunden, und auch wenn viele ihrer Hintermänner noch im Dunklen geblieben sind, so ist ihnen doch eine wichtige Grundlage für ihre schrecklichen Vorhaben entzogen worden. Himmlers Pläne haben einen Ort erreicht, von dem sie nicht mehr zurückkehren können.« John Fiz Patric sah in die Runde der Männer und räusperte sich. »Unsere Aufgabe ist somit erfüllt. Mir bleibt jetzt nur noch eines zu tun. Marcus Kerner, ich biete dir hiermit, im Namen unserer gesamten Ritterschaft an, ein Grabritter unseres Ordens zu werden. Ein Ritter vom heiligen Grab zu Jerusalem.
    Es gibt nicht viele Menschen, denen das angeboten wird, und wenn du es annimmst, bringt es dir weder Geld noch Ruhm ein. Oft werden Dinge nach Dir verlangen, die vielleicht dein Leben in Gefahr bringen. Manchmal wirst du sogar die Grenzen des Gesetzes überschreiten müssen, und Dank wirst du für dein Tun nicht immer ernten. Nur eines ist gewiss: d ein Handeln wird stets der Gerechtigkeit dienen. Dafür steht das Wappen der Grabritter dort über dem Kamin. Und noch etwas kann ich d ir versichern.« John Fiz Patric wies mit seiner Hand in die Runde der Männer. »Solange du lebst, hast du hier Freunde, die mit dir, wenn es sein muss, Seite an Seite bis in den Tod gehen würden. Daher frage ich dich, Marcus Kerner: b ist du bereit, einer von uns zu werden?« Kerner sah in die Gesichter der Männer um sich herum. Viele von ihnen kannte er bereits. Er wusste, dass ohne jeden Einzelnen von ihnen die Welt ein kleines Stück schlechter wäre. Vieles nahmen diese Männer im Verborgenen auf sich, und nichts schien ihm ehrenwerter, als ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Er sah wieder zurück zu dem Großmeister der Grabritter. »Sir John, es wäre mir eine Ehre, einer von euch zu werden.« John Fiz Patric drehte sich um und Siegfried von Löwenberg reichte ihm das Zeremonienschwert der Ritterschaft. Der Großmeister nahm es und hielt es hoch in die Luft. »Vor Hunderten von Jahren wurde dieses Schwert vom Heiligen Vater gesegnet und unserem Orden übergeben. Knie nieder, Marcus Kerner.« John Fiz Patric legte Kerner die schwere Klinge des Schwertes auf seinen Kopf. »Ich bin John Fiz Patric, Großmeister aller Grabritter. Kraft meines Amtes und im Namen Gottes und des Heiligen Vaters, schlage ich dich, Marcus Kerner, zum Ritter vom heiligen Grab zu Jerusalem. Von heute an, bis zum Tage deines Todes, bist du nun einer von uns.« Kerner spürte den schweren Stahl des Schwertes und eine unglaubliche Ruhe und Kraft durchströmte seinen Körper. Er hatte plötzlich das Gefühl, seinen ihm vorbestimmten Platz in dieser Welt gefunden zu haben. 
     
    Nachdem alle ihm gratuliert und ihn umarmt hatten, stellte sich John Fiz Patric neben ihn. »Ruhe!« Alle verstummten. Der  Großmeister schlug auf seinen gewaltigen Bauch und das donnernde Lachen des Bären hallte durch den Raum. »Den Wein auf den Tisch, Männer. Ich fürchte, es wird ein teurer Abend für unseren neuen Grabritter.« Krachend hieb er mit seiner Pranke auf Kerners Schulter, und im Nu war in dem sonst so besonnenen Kreis eine Feier im Gange, die Kerner wohl so schnell nicht vergessen würde. Das Gelage ging solange, bis der Augenblick kam, auf den alle insgeheim gewartet hatten.

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