Der Grabritter (German Edition)
Eingangstür aus alter Eiche, auf der ein großer Klopfer aus Eisen hing. Marquart schlug ihn gegen die Tür. Dreimal lang dreimal kurz und dann noch einmal. Das Erkennungszeichen für spezielle Gäste. In der Tür öffnete sich eine Luke, und das Gesicht einer ungefähr vierzigjährigen Frau erschien. Sie hatte herbe Züge und einen abgeklärten Blick. Als sie Marquart erkannte, lächelte sie breit und öffnete die Tür. » Guten Abend, Herr Braun . S chön Sie wieder einmal bei uns zu haben . Ist schon eine ganze Weile her, dass Sie hier waren. Ich hatte Sie schon vermisst.« Auch hier war Marquart allen nur als Herr Braun bekannt. Aus gutem Grund, denn er war kein normaler Urlauber, der wegen der guten Meeresluft oder der schönen Landschaft hier war. Nein, Marquart war aus einem ganz anderen Grund hier.
Mit ungewohntem Charme begrüßte Marquart seinerseits die Frau. »Guten Abend, Madame de Man. Ich freue mich auch. Von Mal zu Mal, wenn ich hierher komme, sehen Sie bezaubernder aus.« Madame de Man lächelte über die Floskel und bat ihren Gast einzutreten. »Was darf ich Ihnen zuerst anbieten, Herr Braun? Zum Entspannen einen Whisky mit viel Eis, wie immer?«
Marquart ging zu einer wuchtigen Sitzgarnitur, welche in einen Erker des großen Empfangsraumes eingearbeitet war. Dort ließ er sich entspannt fallen. »Wenn Sie mir Gesellschaft leisten Madame, sehr gerne.« Madame de Man schlenderte zu einer großen Bar in der Ecke des Raumes und kehrte mit zwei Gläsern zurück zum Tisch. Marquart betrachtete sie, als sie auf ihn zukam. Sie trug einen engen Rock, der bis zu den Knien reichte. Zusammen mit einem ebenso eng anliegenden Pullover kamen ihre weiblichen Reize voll zur Geltung. Ihre Hüften waren breit, ausladend und ihr Busen von beachtlicher Größe. Ihr ganzes Auftreten zeugte davon, dass diese Frau genau wusste, was sie wollte. Zugleich las man in ihren Augen, dass sie das auch stets bekam, egal auf welchem Weg. Sie reichte Marquart ein Glas und prostete ihm zu. »Auf einen schönen Abend und eine noch schönere Nacht für Sie, Herr Braun.« Nach einem kurzen und belanglosen Geplauder stellte sie ihren Whisky ab und ging zu einem Bild an der Wand. Sie klappte es ab. Zum Vorschein kam ein kleiner Wandsafe, aus dem sie eine schwarze Mappe holte. Dann schloss sie den Safe wieder und kehrte zu Marquart zurück. Mit einem vielversprechenden Blick setzte sie sich neben ihn. »Nun, Herr Braun, gespannt?« Marquart löste seine Krawatte und öffnete den obersten Knopf seines Hemdes. Ein paar Schweißperlen standen auf seiner Stirn und er machte keinen Hehl daraus, wie versessen er auf das war, was jetzt kam. Seine Augen tanzten vor ungeduldiger Erwartung hinter den dicken Brillengläsern.
Madame de Man sah ihn lachend an. »Mein lieber Herr Braun, mir scheint, Sie können es gar nicht mehr erwarten. Also gut, dann will ich Sie nicht länger auf die Folter spannen. Es sind drei Stück. Sie sind erst heute Morgen eingetroffen und ich garantiere dafür, dass sie ungebraucht sind.« Sie schlug die Mappe auf und legte sie vor Marquart hin. Er nahm sie und betrachtete die erste Seite. Es waren drei Fotos darauf. Sie zeigten ein kleines schwarzes Mädchen von ungefähr zehn Jahren. Fotografiert in aufreizenden Dessous und eindeutigen Posen. Die großen runden Augen wirkten verängstigt. Marquarts Fischaugen klebten förmlich an den Bildern. Das Mädchen war schlank und zierlich, die Gesichtszüge sehr ebenmäßig. Noch waren kaum weibliche Formen an ihr zu erkennen. Marquart musste schlucken bei dem Anblick. Ja, genau das war es, wonach er suchte. Deshalb und aus keinem anderen Grund war er hier.
Unter den Bildern stand ein Name. Asha. Marquart blätterte weiter. Es waren insgesamt drei Mädchen in der Mappe. Alle in ungefähr demselben Alter und vom gleichen Typ. Ein Attest ergänzte die Unterlagen. Es belegte, dass die Mädchen keine ansteckenden Krankheiten hatten. Marquart blätterte zwischen den drei Mädchen hin und her. Seine Augen konnten sich nicht satt sehen. »Am liebsten würde ich sie alle drei vernaschen«, kam es fast keuchend aus ihm heraus. Madame de Man warf ihm von der Seite einen geringschätzigen Blick zu. Als Geschäftsfrau war sie jedoch viel zu klug, um diesen widerlichen Mann mit seinen abstoßenden Fischaugen hinter der dicken Brille merken zu lassen, was sie von ihm hielt. Also setzte sie ein verführerisches Lächeln auf und stieß Marquart leicht mit dem Ellbogen in die
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