Der Grabritter (German Edition)
zu glühen begann. Es war ein Brandeisen mit dem Totenkopf und den gekreuzten Knochen. Zilok winkte Ferruccio zu sich heran und zog gleichzeitig dem winselnden Mann die Kapuze vom Kopf. Ein zirka fünfundzwanzigjähriger Südländer mit gebräuntem Gesicht kam zum Vorschein und sah mit weit aufgerissenen und angstvollen Augen in die Runde. Zilok richtete seinen Blick auf Ferruccio. »D as ist der Mann, der durch seine Dummheit und Unfähigkeit unsere ganze Operation gefährdet hat. Sehen Sie es sich gut an, dieses jämmerliche Häufchen beseelten Staub. Er arbeitete für Ihren Vater und war verantwortlich für den Transport der Leiche, welche dann , und mit ihr der für uns unentbehrliche SS-Ring , durch diesen dummen Unfall in die Hände des deutschen BKA gelangte. Sie und Ihr Vater haben die Dinge wieder in Ordnung gebracht. Ihre Schuld ist damit getilgt. Dieser Mann aber wird hier und jetzt seine Strafe erhalten, Conte… und zwar durch Ihre Hand.«
Ferruccio sah hinab auf den vor ihm knienden Mann, der fortwährend um Gnade bettelte. In dem Gesicht mit den kalten schwarzen Augen zeigte sich keine Regung. Nichts verriet die Gedanken, die sich hinter der Stirn des Conte verbargen. Er nickte und musterte eindringlich jeden Einzelnen in der Runde. Selbst diesen Männern, die allesamt für ihre Ziele über Leichen gingen, schauderte es beim Blick in diese Augen. Wieder traten zwei der Männer zu dem Mann am Boden. Einer griff ihm in die Haare und zog seinen Kopf zurück. Der andere riss sein Hemd auf, sodass der Oberkörper frei lag.
Zilok drehte sich um und zog das glühende Eisen aus dem Feuer. Er übergab es Ferruccio und zeigte mit seiner Hand auf die Brust des Mannes, der jetzt verzweifelt versuchte, sich loszureißen. Die beiden Männer hinter ihm beugten seine Arme soweit hinter dem Rücken hoch, dass es krachte und er laut aufstöhnte. Ferruccio trat einen Schritt auf ihn zu und setzte ihm das glühende Eisen langsam auf die Brust. Der Mann heulte vor Schmerzen auf. Sofort machte sich der Geruch von verbranntem Fleisch breit. Ferruccio verstärkte noch einmal den Druck. Dann riss er das Eisen von der Wunde, wobei Haut und Gewebestücke aus der Brust des Mannes herausgerissen wurden. Mit unglaublicher Kälte betrachtete Ferruccio sein Werk. E r übergab das Brandeisen wieder an Zilok, der es zurück an seinen Platz neben dem Kamin hängte. Dafür nahm er nun ein gewaltiges und reich verziertes Schwert vom Kaminsims. Es war das seit Generationen im Familienbesitz befindliche Schwert der Vigianis. Er fasste es an der Scheide und drehte es herum.
Der Griff des Schwertes zeigte nun in Ferruccios Richtung. Der Conte betrachtete es. Was sie von ihm verlangten, war eindeutig. Er sollte diesen Mann vor den Augen aller umbringen und somit unwiderruflich zu ihnen gehören. Wortlos blickte er auf das Schwert. Seine Augen wirkten noch dunkler, noch bedrohlicher als vorher. Plötzlich fasste er zu. Er zog das Schwert aus der Scheide und schwang es mit einer einzigen kraftvollen Bewegung hoch. Mit einem mächtigen Hieb trennte er dem immer noch schreienden Mann am Boden den Kopf ab. Jäh brach das Schreien ab. Der abgetrennte Kopf schlug dumpf auf den Boden und blieb vor dem Kamin liegen. Die weit aufgerissenen Augen schienen ins Feuer zu starren.
Im Raum herrschte Totenstille. Nur das leise Knistern des Kaminfeuers war noch zu hören. Alles geschah so schnell und mit einer derartigen Vehemenz, dass die beiden Männer, die den Geköpften festgehalten hatten, erschrocken zurückgesprungen waren. Langsam sackte der Leichnam in sich zusammen. Ferruccio Vigiani verschwendete keinen einzigen Blick mehr an den Toten zu seinen Füßen. Er hielt das Schwert, von dem langsam das Blut auf den Boden tropfte, abgesenkt in seiner Hand und sah wie unbeteiligt in die Gesichter der um ihn Stehenden. Immer noch hatte sich seine Haltung nicht verändert. »Nun meine Herren, ich denke ich habe meinen Teil erfüllt. Ich hoffe, die Vorstellung war nach Ihrem Gusto!?« Die Männer schwiegen. Zilok trat auf Ferruccio zu und streckte ihm die leere Scheide des Schwertes entgegen. Aus den Augen des Conte zuckten Blitze. Provozierend langsam kam er der Aufforderung nach, und Zilok setzte das Schwert zurück auf den Sims. Dann wandte er sich um . S eine Worte klangen sehr leise und bedächtig , aber ein warnende r , nicht zu überhörenden Unterton lag in ihnen . »Conte Vigiani, Sie haben uns gerade eindrucksvoll bewiesen, dass Sie
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