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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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faszinierend, und sie war immer noch neugierig auf das, was er ihr vorschlagen wollte. Warum also sollte sie überstürzt in die Normandie abreisen? Sie würde abwarten, was Roger de Gironde mit „über die Zukunft reden“ gemeint hatte. Danach konnte sie Paris immer noch verlassen.
    Der Duc de Gironde erschien ungewöhnlich früh am folgenden Tag. Jeanne hatte eben erst ihr Frühstück eingenommen und versuchte die ungeduldige Nadine zu beruhigen, die immer wieder zum Fenster lief um nachzusehen, ob denn die versprochene Kutsche noch nicht angekommen sei.
    Roger de Gironde betrachtete die Ansammlung von Koffern und Reisetaschen im Flur mit erstaunten Blicken. „Wie ich sehe, seid Ihr wieder einmal zur Abreise entschlossen“, sagte er statt eines Grußes zu Jeanne. „Wohin soll es denn dieses Mal gehen? Doch nicht wieder in den Krieg?“
    Seine Miene war heiter und ironisch. Jeanne kannte ihn inzwischen jedoch gut genug um zu wissen, dass sich Unwillen dahinter verbarg. „Ich werde in die Normandie reisen“, gab sie zurück. „Die Kutsche wird in Kürze hier eintreffen. Aber ich wollte nicht abreisen, ohne Euch für Eure Güte und Freigiebigkeit zu danken, Euer Durchlaucht.“
    Er ließ sich auf einem Stuhl nieder und schlug die Beine übereinander. Seine Züge blieben unbeweglich, immer noch stand das ironische Lächeln darin. „In die Normandie....“, wiederholte er. „Darf ich raten? Ihr hattet gestern Abend Besuch?“
    Sie errötete. Wie rasch er alles durchschauen konnte. „Wie kommt Ihr darauf?“ Auf keinen Fall durfte sie zugeben, dass Christian bei ihr gewesen war. Schließlich hatte er sich ohne Erlaubnis von seinem Regiment entfernt.
    Er achtete nicht auf ihre Frage, sondern sah nachdenklich vor sich hin. Es war ärgerlich, dass dieser junge Hitzkopf seine Pläne durchkreuzen wollte. Wie kam er dazu, so unerwartet hier aufzutauchen? „Wir haben gestern darüber gesprochen, dass Euch große Möglichkeiten eröffnet wurden, Jeanne. Warum wollt Ihr diese Chance ungenutzt lassen? Der König wünscht Euch zu sehen. Habt Ihr das vergessen?“
    Sie zuckte die Schultern und schob gedankenverloren ihre Kaffeetasse hin und her. „Was hätte ich davon, wenn er mich sieht?“
    Er schmunzelte. „Nun, es gibt junge Damen, die dafür ihre Seligkeit und noch mehr verkauft hätten. Euch hat das Schicksal dieses Glück sozusagen zu Füßen gelegt, und Ihr wollt es nicht haben. Schade. Sehr schade.“
    „Ich ziehe eine andere Art von Glück vor, Eure Hoheit.“
    Man hörte, dass unten auf der Straße eine Kutsche angehalten wurde. Jeanne erhob sich, um ans Fenster zu treten.
    „Ihr seid also entschlossen?“
    „Ich werde soeben abgeholt.“
    Er ließ einen ärgerlichen Laut hören und sah zu, wie sie das Fenster öffnete und sich hinausbeugte. Wollte sie tatsächlich abreisen? Dann hätte er sie völlig falsch eingeschätzt. „Was hat er Euch geboten, Jeanne? Seine maitresse zu sein? Ist das alles, was Ihr vom Leben erhofft? Den Launen eines jungen Mannes ausgeliefert, der Euch verlassen kann, wann immer es ihm beliebt?“
    Sie fuhr zornig herum. „Es mag vielleicht nicht im Bereich Eures Begriffsvermögens sein. Aber Christian de Saumurat liebt mich, und ich liebe ihn.“
    Langsam erhob auch er sich und ging zu ihr ans Fenster. Unten in der belebten Straße wartete die Kutsche mit dem Wappen des Comte am Türschlag. Es gab keinen Zweifel mehr. „Ich bin davon überzeugt, dass es so ist, Jeanne“, sagte er sanft. „Mehr noch: Ich schätze den jungen Mann als einen ehrlichen, gutherzigen Menschen. Und doch wünschte ich mir für Euch ein besseres Los, als das, nur die maitresse Eures Christians zu sein.“
    „Ihr könnt ganz beruhigt sein. Christian will mich heiraten, sobald er aus dem Krieg zurückkommt.“
    Roger war keineswegs überrascht. Er hatte Ähnliches bereits vermutet. Der junge Mann war bis über beide Ohren verliebt, und er hatte allen Grund, es zu sein. „Was für eine Art Ehe hat er Euch versprochen?“, fragte er spöttisch.
    „Nun – eine Ehe vor Gott. Ein Versprechen, das wir einander geben und das bindend für uns sein wird. Etwas anderes kann ich mir nicht erhoffen, denn wir sind nicht gleichen Standes.“
    Er war so kühn, ihre Hand zu nehmen. Sie ließ es geschehen und sah ihn fragend an. Oh, sie war keineswegs zur Abreise entschlossen, das wurde ihm jetzt klar. Sie hatte Feuer gefangen und wollte das Spiel. Nun – sie würde nicht enttäuscht werden. „Ich biete Euch

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