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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Tausend Mal mehr, Jeanne.“
    Sie blitzte ihn aus ihren schönen Augen an, und er hätte fast gelacht. „Ich habe nicht die Absicht, Christian untreu zu werden, Euer Gnaden. Ihr bemüht Euch vergebens.“
    Er lächelte und hielt ihre Hand fest. „Ihr seid auf falscher Fährte, Jeanne“, sagte er leise. „Ich sagte bereits, dass ich keineswegs die Absicht habe, Euch zu meiner maitresse zu machen. Ich biete Euch etwas viel Wertvolleres.“
    „Was?“
    „Ich bin bereit, mich vor aller Öffentlichkeit als Euer Vater zu bekennen und Euch als meine Erbin einzusetzen.“
    Sie war verblüfft, das hatte sie nicht erwartet. „Aber.... wie wäre das möglich?“ Er neigte sich über ihre Hand und berührte sie leicht mit seinen Lippen. „Eine kleine Korrektur im Kirchenbuch und eine Erklärung meinerseits, die rechtlich beglaubigt und festgelegt wird. Es ist kein Problem, wenn man gute Freunde hat, Jeanne.“ Sie konnte es immer noch nicht glauben – und wusste nichts zu sagen. „Als Duchesse de Gironde wäre es überhaupt keine Frage, dass Euer Christian die Ehe mit Euch eingehen und Euch zur Comtesse de Saumurat machen kann“, fuhr er fort.
    „Aber.... aber warum wollt Ihr das tun?“, stammelte sie.
    Er musste sich zwingen, ihre kleine Hand freizugeben. Dieses Mädchen hatte eine ungewöhnliche Anziehungskraft, der nur schwer zu widerstehen war. „Ich erwarte natürlich eine Gegenleistung, liebe Jeanne. Es gibt einen Mann bei Hofe, der mich vernichten will, und ich benötige Eure Hilfe, um mich von ihm zu befreien.“
    „Meine Hilfe?“ Sie sah ihn verständnislos an. „Wie könnte ich Euch helfen?“
    „Das werde ich Euch wissen lassen, wenn es so weit ist. Sagt mir jetzt, ob Ihr mit meinen Plänen einverstanden seid. Dann werde ich sofort alles Nötige einleiten und Euch zu meiner Tochter machen.“
    Sie zögerte. Es war eine ungeheure Versuchung – Comtesse de Saumurat – Christians rechtmäßige Ehefrau. „Ja“, sagte sie schlicht. „Ich bin einverstanden.“
     
    „Die Duchesse de Gironde.“
    Jeanne versank in einem tiefen Hofknicks. Sie hatte Schwierigkeiten zu atmen, denn Nadine hatte ihr das Korsett so eng gezogen, dass ihre Taille kaum 35 Zentimeter umfasste.
    „Ich bin entzückt, Duchesse“, hörte sie die Stimme des Königs. „Wir hatten bereits einmal das Vergnügen, glaube ich?“
    „Ich fühle mich außerordentlich geehrt, dass Ihr Euch an mich erinnert, Sire.“
    „Eine Dame von solcher Schönheit kann niemand vergessen. Nicht einmal der König“, gab er galant zurück und bot ihr die Hand, damit sie sich aufrichten konnte. Geflüster ringsum, scharfe Blicke aus schwarz umrandeten Augen, Lächeln auf rot geschminkten Lippen, weiß gepuderte Gesichter mit abschätzenden und misstrauenden Mienen. Jeanne hatte den Eindruck, dass in diesem äußerst kostbar ausgestattetem Raum im Inneren des Louvres ein Rudel Wölfe hauste, das die Zähne nach ihr fletschte und nur darauf wartete, sie bei lebendigem Leib zu zerreißen.
    „Erlaubt, Euch zum Konzert zu führen, Duchesse“, sagte der König gut gelaunt und schritt mit ihr durch die Menge der Höflinge und fächernden Damen hindurch. Man wich zurück, bildete eine Gasse, verneigte sich. Jeanne kam es vor, als würde sie an einer langen Reihe weißer Masken vorbeidefilieren. Der Einzige, der sich inmitten dieser Schar höflicher Raubtiere unbefangen und selbstbewusst verhielt, war der König. Sie stellte fest, dass er kleiner war, als sie geglaubt hatte, und sein Gesicht war voller überschminkter Narben. Aber seine Art sich zu bewegen, sein leichter Gang, die knappen, aber wirkungsvollen Gesten hatten etwas Großartiges an sich. Dieser Mann, der nur knapp über dreißig Jahre alt war, strahlte mit jedem Zoll seines Körpers königliche Majestät aus.
    „Ihr liebt die Musik, Duchesse?“
    „Oh ja, Sire. Ich liebe sie sehr.“
    „Wir hoffen, Euch später beim Tanz zu begegnen.“
    Auch er hatte sie während des kurzen Ganges eingehend betrachtet, und sein Lächeln deutete darauf, dass sie sein Wohlgefallen gefunden hatte. Er wandte sich nun von ihr ab, um den Arm einer anderen Dame zu bieten. Es war eine zarte junge Frau mit blauen Augen und kindhaftem Ausdruck, die nun von ihm zu einem Fauteuil geführt wurde, um sich dort an seiner Seite niederzulassen.
    „Louise de la Vallière“, flüsterte de Gironde Jeanne zu. „Die offizielle maitresse seiner Majestät.“
    „Und die Königin?“
    „Sie sitzt bereits auf dem Fauteuil links.

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