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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Schmeichler gab es genügend bei Hofe – sie gehörte nicht dazu. Und doch wusste er längst, dass sie eine seiner treuesten Anhängerinnen war.
    „Was würdet Ihr davon halten, wenn an der Stelle dieses Jagdschlösschens ein prächtiges Schloss stehen würde. Der künftige Herrschaftssitz meiner Krone.“
    Sie warf einen Blick in die Runde und nickte. „Ein schöner Ort für ein Schloss, Sire. Umgeben von Wäldern und Hügeln und frei zu jeder Seite hin. Weit weg von dem unruhigen, lärmenden Paris und seinen engen Gassen. Ein Ort für einen König.“
    Er war zufrieden mit ihrer Meinung, denn sie bestätigte die seine. Sein Architekt Lous Le Vau hatte bereits Pläne erstellt – nach dem glücklichen Feldzug in der Franche-Comté war es Zeit, einen neuen Anfang zu setzen. „De Gironde – ich habe mit Euch zu reden“, beorderte er Roger herbei und ritt mit ihm beiseite.
    Jeanne wandte ihren Blick zu Christian, der immer noch unbeweglich zu Pferde saß und keine Miene machte, sich ihr zu nähern. Erschrocken hatte sie festgestellt, dass sein Blick düster war und seine Lippen fest zusammengekniffen. „Ich gratuliere Euch zu Eurem Sieg“, sagte sie schüchtern. „Wie man hört, hat der König Euch ein Amt übertragen?“
    Er funkelte sie zornig an und musste sich der Höflichkeit halber zu einer Antwort bequemen.
    „Ich danke, Duchesse“, sagte er spöttisch und neigte seinen Kopf. „Man hat mir die Organisation der königlichen Jagdausflüge angetragen, und ich hoffe, mich der Gnade unseres Herrschers würdig zu erweisen. Ihr hingegen, Duchesse, habt einen weitaus erstaunlicheren Weg genommen.“
    Der bittere Ton, mit dem er redete, schnitt ihr ins Herz. Warum begriff er denn nicht, dass sie alles nur um seinetwillen getan hatte? „Eine glückliche Fügung hat mich mit meinem Vater zusammengeführt“, sagte sie leise. „Ich bin dem Duc außerordentlich dankbar für seine Sorge um mich und meine Zukunft. Und Ihr solltet das auch sein, Christian.“
    Wütend blitzte er sie an. Es hatte nicht viel gefehlt und er hätte seinem Pferd die Sporen gegeben um davonzusprengen. „Der Duc de Gironde ist mir seit langer Zeit bekannt“, sagte er zornig. „Ich weiß sehr wohl, wofür ich ihm danken muss.“
    Sie sah ihn verzweifelt an. Warum wollte er denn nicht verstehen? Gut – er war ärgerlich, weil sie sich nicht seinem Willen gebeugt und abgereist war. Aber sie hatte doch nur ihn allein im Sinn. Nur Christian. „Ich verstehe Euch nicht, Comte....“
    „Ihr versteht mich sehr gut, Duchesse“, sagte er und bewegte sein Pferd ein wenig näher zu ihr. „Ich denke, die Gerüchte, die über Euch und den Duc de Gironde im Umlauf sind, sprechen eine deutliche Sprache. Roger de Gironde tut niemandem auf der Welt einen Dienst ohne Gegenleistung.“
    „Was für Gerüchte?“, fragte sie erschrocken.
    „Spiel doch nicht das Unschuldslamm, Jeanne“, funkelte er sie an. „Du warst die ganze Zeit über seine Mätresse. All deine Liebesbezeugungen waren nichts als Lügen!“ Jetzt gab er seinem Pferd tatsächlich die Sporen und ritt davon, bevor sie auch nur den Mund auftun konnte. Doch selbst wenn er geblieben wäre – es wäre ihr auf diese Anschuldigung keine Antwort eingefallen.
    Ein böiger Wind fegte über den Garten und blies der Hofgesellschaft den Regen in die gepuderten Gesichter. Hüte flogen davon, Pferde wurden unruhig, und der König zeigte nun mit seinen durchnässten Gästen Mitgefühl. Man wendete die Pferde, um zum Schloss zu reiten, wo ein üppiges, ländliches Mahl und köstlicher Wein alle Unbillen vergessen lassen würden.
    Als Jeanne nach Stunden wieder mit Roger de Gironde in der Kutsche saß, schwieg sie vor sich hin. Auch er wusste zunächst nicht allzu viel zu reden, denn er war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Der König hatte ihn gewarnt, ihn einen Freund genannt, den er nur ungern verlieren würde. Die Quelle der üblen Gerüchte gegen ihn seien bekannt – Ernest de la Solle übe seit Langem einen unglücklichen Einfluss auf die Königin aus, die ihm in allem hörig sei, und ihrem Gatten wegen seiner „Amouren“ die Hölle heiß machte.
    „Ihr verspracht, diese Angelegenheit aus der Welt zu schaffen, Duc“, hatte der König ihm mit einem Lächeln in den Mundwinkeln gesagt. „Nun scheint es fast so, dass es umgekehrt kommen könnte....“
    Roger sah zu Jeanne hinüber und entdeckte eine Träne, die ihr die Wange hinabrollte, und die sie rasch mit der Hand fortwischte.

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