Der Graf und die Diebin
sie schweifen ließ, hatten seine Züge den Ausdruck eines gierigen Katers angenommen. „Sprich weiter, meine Tochter“, murmelte er. „Welche Art Lust meinst du?“
Sie drängte sich schluchzend an seine Brust und spürte, dass er heftig atmete. Seine Hände tasteten an ihrem Rücken entlang, als wollte er sie beruhigen. „Oh, ich wage es kaum zu sagen, Vater“, schluchzte sie. „Er hat mich zu grauenhafter Unkeuschheit verlockt....“
„Still, still, meine Tochter. Die Sünde der Unkeuschheit ist eine Todsünde und kann nur vergeben werden, wenn die Reue tief und demütig ist. Sag mir, was er getan hat, mein Kind.“ Sie spürte, dass er mit einer Hand in ihr Haar griff und dann ihren entblößten Nacken streichelte.
„Wie soll ich das, Vater. Ich schäme mich zu Tode, solche Dinge zu nennen.“ Sie hörte, wie sein Atem keuchender wurde, sie konnte seinen Schweiß riechen. Er schien ihre Verzweiflung und Unterwerfung zu genießen.
„Wie soll dir sonst vergeben werden, mein Kind? Habe Vertrauen zu mir, nichts wird aus diesen vier Wänden dringen, das Beichtgeheimnis bindet mich.“ Sie neigte sich leicht zurück, damit er ihre Brüste sehen konnte und bedeckte das Gesicht mit den Händen.
„Er hat.... mir das Kleid geöffnet.... und seine Hände haben meinen Busen berührt.“
Seine Finger glitten über ihr Dekolleté und versuchten zwischen ihre Brüste zu fassen. Sie stöhnte leise. „Was tut Ihr da?“, flüsterte sie verschämt.
Er schob das Kleid ein Stück zur Seite und öffnete mit geübtem Griff ihre Korsage. Gleich darauf spürte sie seine Hände, die tief in ihr Dekolleté griffen. „Was hat er noch getan? Ich muss alles wissen!“
Sein Gesicht war wollüstig verzerrt, er beugte sich herab, um ihre bloßen Brüste zu küssen, und sie versuchte, sich mit den Händen gegen ihn zu wehren. Doch ihr Widerstand erregte ihn noch viel mehr, er packte ihre Handgelenke und bog ihr die Hände hinter den Rücken. Dann fuhr seine Hand tastend zwischen ihre Schenkel. „Sprich“, zischte er. „Erzähle mir ganz genau, was er mit dir getan hat. Und wage es nicht, mir zu widersprechen oder gar widerborstig zu sein. Wenn du Vergebung für deine Sünden willst, dann musst du zuerst die Beichte ablegen. Alles musst du beichten. Jede Einzelheit muss ans Licht kommen.“
Er riss an ihrer Korsage, und sie entschied, dass es jetzt genug war. „Hilfe!“, schrie sie laut. „Hilfe, man tut mir Gewalt an!“
Er versuchte erschrocken, ihr den Mund zuzuhalten, doch wie auf ein Stichwort erschien plötzlich Roger de Gironde im Raum. Er hatte – wie verabredet – draußen vor der Tür gewartet. „Kardinal!“ brüllte er. „Ihr wagt es, meine Tochter zu entehren? Ein Vertreter der heiligen Kirche! Sieht so Eure vielgepriesene Enthaltsamkeit aus? Verführer! Lüstling! Zu Hilfe!“
Er spielte den entsetzten Vater geradezu vorbildlich. De la Solle stand erstarrt, die Hände noch in Jeannes Dekolleté, das Gesicht gerötet und schweißbedeckt. Doch er fasste sich rasch.
„Betrug!“, rief er und zog seine Hände zurück, während Jeanne in die schützenden Arme ihres Vaters eilte.
„Man hat mich betrogen. Ich bin unschuldig. Ich rufe Gott zum Zeugen, dass ich böswillig betrogen wurde....“
Wie durch ein Wunder stand der König plötzlich an der Kammertür und genoss die Szene mit großem Vergnügen. Hinter ihm drängte sich die Schar der aufgeregten, neugierigen Höflinge. „Ich bin zutiefst entsetzt, Kardinal!“, sagte Ludwig. „Dieser Auftritt ist eines Kirchenmannes unwürdig und gibt mir Anlass zu größter Besorgnis, da Ihr der Beichtvater meiner Gemahlin seid.“
De la Solle wusste, dass er verspielt hatte. Er warf sich mit theatralischer Geste zu Füßen seines Königs, flehte um Gnade, schwor bei allen Heiligen, dass er Opfer einer schändlichen Intrige geworden sei. Auch die Königin, die voller Schrecken auf ihren hohen Schuhen herbeigestolpert war, bat bei ihrem Gatten um Gnade für de la Solle. Doch Ludwig zeigte sich unerbittlich. De la Solle hatte sich auf seine Güter zurückzuziehen und dort weitere königliche Befehle abzuwarten.
Jeanne, die tief errötend ihre Kleidung wieder geschlossen hatte, versank in einem tiefen Hofknicks vor ihrem König. Sie spürte seinen belustigten Blick und begriff, dass er mit im Bunde gewesen war. Dennoch schämte sie sich jetzt für das, was sie getan hatte. Der König jedoch war hochzufrieden und reichte ihr galant den Arm. „Duchesse – nehmt
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