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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Familie niemals den Fall, dass ein Sprössling aus einem – sagen wir – kleinen Seitensprung an Kindes Statt angenommen und sogar Erbe wurde?“
    „Möglich. Aber du bist nicht ihr Vater. Es wird dir ohne Zweifel noch leid tun, diese Person zu deiner Tochter und Erbin gemacht zu haben.“
    „Damit wird sich nach meinem Tod meine Familie auseinandersetzen müssen“, meinte er gleichmütig. „Im Übrigen begreife ich deine Aufregung nicht. Was fürchtest du eigentlich?“
    „Das weißt du genau“, gab sie kalt zurück und hüllte sich in den seidenen Morgenmantel.
    „Du hast doch nicht etwa erwartet, dass Christian dich heiratet, oder?“
    Sie erhob sich aus dem Bett, um sich ein Glas Wein einzuschenken. „Sei nicht albern. Natürlich nicht. Ich will ihn als Liebhaber, nicht als Ehemann.“
    Er schaute rasch zu ihr hinüber und stellte fest, dass ihr Gesicht zwar erhitzt, doch ansonsten ruhig war. Ob sie sich wirklich keine Hoffnungen auf eine eheliche Verbindung gemacht hatte? Er war sich nicht ganz sicher.
    „Dann ist doch alles in Ordnung“, meinte er lächelnd. „Du weißt doch, wie das ist. Sie wird nichts Eiligeres zu tun haben, als ihrem Christian einen Haufen Kinder zu gebären. Da wird sich seine Liebesglut bald abkühlen. Vor allem, wenn sich ihr Körper durch die Schwangerschaften verändert, und sich ihre jugendliche Lieblichkeit in satte Mütterlichkeit wandelt.“
    Sie trank den Wein in kleinen Schlucken während er redete und wusste, dass er Unrecht hatte. Jeanne war nicht die Sorte Frau, die sich so rasch in eine Matrone verwandelte. Sie würde sogar während einer Schwangerschaft die bezaubernde, erotische Anziehungskraft bewahren. Sie selbst aber würde in wenigen Jahren Fünfzig sein. „Du hast sicher recht“, sagte sie schließlich sanft und stellte das Glas ab. „Ich war auch nur in Sorge um deinen Ruf, Roger. Man hört Gerüchte, du lebtest in einem inzestuösen Verhältnis mit deiner Tochter. Eine Anschuldigung, die der König nicht gern hören wird, nicht wahr?“
    Er begriff die Ernsthaftigkeit dieser Drohung auf der Stelle. Man hatte vor, ihn beim König zu verleumden und Marguerite hatte vor, bei dieser Attacke eine Rolle zu spielen. „Ich warne dich, Marguerite“, sagte er und erhob sich, um sich anzukleiden. „Meine Freundschaft war dir bisher immer nützlich – verspiele sie nicht.“
    „Aber lieber Roger“, meinte sie lächelnd und goss ihm ein Glas Wein ein. „Du kannst auf meine immerwährende Sympathie zählen.“
    „Davon bin ich überzeugt“, gab er zurück und leerte das Glas in einem einzigen Zug, während sie ihm mit kühlen grauen Augen dabei zusah.
     
    Jeanne zog den dunklen Mantel enger um den Körper und fröstelte. Es war Herbst geworden, Wind und Regen rissen das welke Laub von den Bäumen und hüllten die Landschaft in graue Tristesse.
    „So nachdenklich?“, fragte Roger de Gironde, der ihr gegenüber in der Kutsche saß und sie beobachtete.
    „Es ist kalt....“, murmelte sie, ohne ihn anzusehen.
    „Nun – dein jugendliches Feuer, liebe Jeanne, sollte dich vor allzu großer Kälte schützen“, scherzte er. „Was soll ich alter Mann da erst sagen, da mich kein Feuer mehr erwärmen kann?“
    Es gelang ihm tatsächlich, sie zum Lachen zu bringen. Voller Genugtuung sah er, wie ihre Augen blitzten, und ihr Gesicht einen schelmischen Ausdruck annahm. „Ein alter Mann seid Ihr keineswegs, Euer Gnaden. Vielmehr ein schlauer Lügner und Ränkeschmied. Man kann sich nicht genug vor Euch in Acht nehmen.“ Er schmunzelte und war geschmeichelt. Seitdem sie seine Tochter und Komplizin geworden war, genoss er ihre Gegenwart und ließ sich überall öffentlich mit ihr sehen. Es war sehr erheiternd, den Worten der Schmeichler zuzuhören, die Jeannes bezauberndes Wesen, ihre Schönheit, ihre gute Erziehung lobten und sich sogar dahin verstiegen, zu behaupten, seine Tochter sei ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.
    „Du sollst mich Vater nennen, meine kleine Jeanne. Gewöhne dir das ‚Euer Gnaden’ also bitte schnellstens ab“, erinnerte er sie.
    „Pardon, ich habe es schon wieder vergessen. Ihr habt so gar nichts Väterliches an Euch, Papa....“ Sie lachte wie ein Kobold, und er stimmte ein. Es war schön, sie um sich zu haben, und fast bedauerte er, dass ihre gemeinsame Zeit begrenzt war.
    „Etwas mehr Ernst und Würde, Duchesse“, tadelte er lächelnd. „Wir werden das Jagdschloss in Versailles bald erreicht haben und zu der königlichen

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