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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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schüttelte den Kopf.
    „Bring es mir bei!“, forderte sie und zog den Umhang, der über der Brust auseinandergleiten wollte, wieder fest zusammen.
    „Das.... das Lesen? Du willst Lesen lernen?“
    „Lesen und auch Schreiben.“
    Er hätte fast gelacht, aber ihr Blick war ernst, und die steile Falte zwischen ihren Augen verkündete ihren festen Willen.
    „Na schön“, murmelt er. „Aber glaube nicht, dass du es gleich beim ersten Mal kannst. Es wird eine Weile dauern.“
    „Wir haben die ganze Nacht Zeit.“
     
    Die Zimmertür sprang mit einem lauten Schlag auf. Christian stürzte sich auf das Bett, griff den Schlafenden beim Hemd und riss ihn hoch. „Mieser hinterhältiger Verräter“, brüllte er und schüttelte sein Opfer. „Ich will alles wissen! Heraus damit!“
    Claude glotzte blöde vor sich hin, denn der Übergang vom Tiefschlaf in die harte Wirklichkeit war noch keineswegs vollzogen. „Was.... was....“, stotterte er, nach Luft schnappend.
    Christian zog ihn unbarmherzig aus dem Bett und zwang ihn gegen die Wand. „Heraus damit! Was hast du mit ihr gemacht?“
    Langsam kam Claude die Erinnerung wieder, und er begriff, dass er in einer scheußlichen Lage war. Zu allem Überfluss völlig unschuldig. „Nichts.... ich schwöre es.... gar nichts!“
    Der wütende Christian war damit keineswegs zufrieden. Erneut schüttelte er den schmächtigen Claude und presste ihm die Faust unters Kinn. „Ich breche dir alle Knochen im Leib, Kerl!“, tobte er. „Die Wahrheit will ich wissen. Was hast du mit ihr getrieben?“
    Claude bebte am ganzen Körper, er war leichenblass. Wie ein lebloser Gliedermann hing er an der Wand, von Christians harten Armen gehalten. „Ich schwöre bei allem, was mir hoch und heilig ist. Ich habe sie nicht einmal mit der Fingerkuppe berührt“, sagte er in jammervollem Ton.
    „Du warst die ganze Nacht mit Jeanne in der Bibliothek und hast sie nicht einmal mit dem Finger berührt? Das soll ich dir glauben? Für was hältst du mich? Für einen Idioten?“
    „Ich habe ihr das Lesen beigebracht.“
    „Soll ich lachen?“
    „Es ist die Wahrheit!“
    Christian spürte, dass der erschrockene Claude am Ende seiner Kraft war und schob ihn aufs Bett. Dort sackte Claude erschöpft in sich zusammen. Er war nie besonders kräftig gewesen, und bei den wilden Spielen seiner beiden Kameraden hatte er stets den Verlierer abgegeben.
    „Sie tauchte plötzlich in der Bibliothek auf, als ich dort in einem Buch las und....“
    „Lüge! Du hast an ihrer Zimmertür geklopft! Gib es zu!“
    Claude schüttelte den Kopf. Er hatte tatsächlich daran gedacht, dies zu tun. Er hatte sogar vor ihrer Tür gestanden, doch dann hatte ihn der Mut verlassen, und er war in die Bibliothek gegangen. „Sie erschrak zuerst, als sie mich sah. Dann setzte sie sich ganz einfach neben mich und behauptete, sie wolle das Lesen lernen. Und das Schreiben.“
    „Großer Gott!“
    Christians Zorn legte sich allmählich. Was Claude da erzählte, konnte durchaus stimmen. Sie war in die Bibliothek gegangen, weil sie ihn, Christian, gesucht hatte. Der Gedanke erfüllte ihn mit einem ungeahnten Glücksgefühl. Sie hatte ihn gesucht. Sie hatte Sehnsucht nach ihm gehabt. Doch gleich darauf sank die freudige Stimmung wieder in sich zusammen. Statt seiner hatte sie Claude dort vorgefunden. Ausgerechnet!
    „Du willst mir doch nicht erzählen, dass ihr beide die ganze Nacht über gelesen habt. Bertrand hat mir berichtet, dass er gegen sechs Uhr früh in die Bibliothek gegangen ist, weil er die Tür nur angelehnt fand. Das Wachs der Kerzen war noch weich.“
    „Sie hat mich erst gehen lassen, als es draußen hell wurde“, stöhnte Claude. „Die ganze Nacht über hat sie mich ausgequetscht. Das Alphabet sind wir durchgegangen. Ich habe ihr alle Buchstaben aufgeschrieben, und sie hat sie nachgeschrieben. Und gelesen hat sie. Wort für Wort – ich schwöre es. Sie ist unglaublich stur und hartnäckig, diese Frau.“ Christian betrachtete Claudes jammervolle Miene und entschied, dass ein glücklicher Liebhaber eigentlich anders aussah. Er beruhigte sich ein wenig. Das, was Claude berichtet hatte, passte recht gut zu Jeanne.
    Doch der Stachel der Eifersucht saß tief. Er, Christian, hatte ihre Sinnlichkeit geweckt. Ganz unmöglich war es nicht, dass Claude geerntet hatte, was er, Christian, gesät hatte. „Du kannst mir viel erzählen“, knurrte er. „Wenn ich herausfinde, dass du sie auch nur angerührt hast, drehe ich dir den

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