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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Brief an Jeanne zerriss sie in kleine Stücke und warf sie in den Kamin.
     
    Nadine trug ein bezauberndes Kleid aus gestreiftem Stoff mit Spitzen an Ausschnitt und Ärmeln, dazu eine kleidsame Spitzenhaube, die ihrem schmalen Gesicht einen Ausdruck von Lieblichkeit gab.
    „Der Chevalier de Boudard? Oh, ich erinnere mich, Mademoiselle. Dieser untersetzte Mensch mit der aufgebauschten Perücke. Er lässt keine Gelegenheit aus, den weiblichen Bediensteten nachzustellen.“
    Die kleine Nadine war eifrig beschäftigt, Jeannes Frisur für die Nacht aufzulösen. Sorgfältig band sie alle Schleifen auf, hängte sie über den Spiegel, zog die Haarnadeln heraus und kämmte die befreiten Locken. Dann half sie Jeanne, das Kleid abzulegen und das Korsett aufzuschnüren. Jeanne hasste dieses steife, lästige Kleidungsstück, das sie bisher nicht gekannt hatte, und das sie daran hinderte, sich frei zu bewegen. Als sie es endlich vom Körper hatte, massierte Nadine ihren Oberkörper, Taille und Hüften mit einem wohlriechenden Öl. Sie tat dies voller Hingabe, bearbeitete Jeannes Brüste mit weichen, kreisenden Bewegungen, massierte ihren Bauch und ihre Hüften und strich mit den Händen so lange über ihren Rücken, bis auch das letzte Öltröpfchen einmassiert war.
    Jeanne spürte dabei eine seltsam wohlige, prickelnde Erregung, die sie ein wenig irritierte, die ihr aber sehr gefiel. Nadine war mehr als eine Kammerzofe, sie war eine zärtliche, verständnisvolle Begleiterin, die immer bereit war ihr zuzuhören und Trost und Rat zu spenden.
    „Du sagst es, Nadine. Er ist widerlich. Was ist Besonderes an ihm, dass Madame de Fador so große Stücke auf ihn hält?“
    „Das kann ich Euch erklären, Mademoiselle. Der Chevalier de Boudard ist ein naher Verwandter von Louise de La Vallière.“
    Jeanne zog die Stirn in Falten. Eine schier unendliche Zahl von Namen und Titeln war in letzter Zeit auf sie eingestürzt, und Marguerite legte viel Wert darauf, dass sie alle im Kopf behielt. „Louise de La Vallière? Ist sie nicht die Geliebte des Königs?“
    „Ganz recht, Mademoiselle. Sie ist nach der Königin die erste Frau bei Hofe.“
    Jeanne schüttelte den Kopf. Natürlich hatte sie davon gehört, dass der König eine Maitresse hatte, die er öffentlich zeigte, und der die Höflinge alle Ehren erwiesen. Was für eine Kränkung für die arme Königin. „Wenn die La Vallière ebenso hässlich ist wie der Chevalier, dann wird sie nicht lange die Geliebte des Königs bleiben“, meinte Jeanne abfällig.
    Nadine lächelte ein wenig nachsichtig, die Gespräche unter der Dienerschaft hatten ihr über viele Dinge gründlich die Augen geöffnet. „Louise de La Vallière hat das Ohr des Königs, Mademoiselle. Und sie schätzt den Chevalier sehr. Versteht Ihr nun?“
    Jeanne verstand. Der Chevalier war deshalb so wichtig, weil man über ihn zum König gelangen konnte. Es ging wieder einmal darum, Macht auszuüben. Wie ihr das zuwider war!
    „Was habe ich damit zu tun? Wieso muss gerade ich besonders freundlich zu diesem Menschen sein? Soll doch Mme de Fador liebenswürdig zu ihm sein....“
    Nadine wurde ernst. Behutsam zog sie Jeanne das Nachtgewand über, strich es über ihrer Brust zurecht und knüpfte die Bänder zu. „Ich fürchte, Ihr habt ihm gefallen, Mademoiselle.“
    „Aber er gefällt mir nicht!“, schimpfte Jeanne und stieg ins Bett. „Soll er sich doch zum Teufel scheren, dieser Lüstling! Das nächste Mal trete ich ihm nicht nur auf den Fuß, sondern ich verpasse ihm einen saftigen Tritt in den Allerwertesten.“
    „Was auch immer geschieht“, sagte Nadine ernsthaft und sah Jeanne mit ihren großen blauen Augen an. „Ich möchte bei Euch bleiben, Mademoiselle.“
    Überrascht sah Jeanne sie an, dann lachte sie fröhlich. „Aber natürlich, Nadine. Ich käme niemals auf die Idee, mich von dir zu trennen. Wir beide gehören doch zusammen.“
    Nadine errötete vor Freude und wünschte ihrer Herrin eine gute Nacht. Jeanne streckte sich wohlig in ihrem Bett aus – endlich war sie von diesem scheußlichen Korsett befreit und konnte die Glieder nach Herzenslust recken und dehnen. Eine Weile grübelte sie über Nadines seltsame Reaktion nach. Was meinte sie damit, dass sie auf jeden Fall bei ihr bleiben wollte? Gab es denn einen Anlass, daran zu zweifeln? Hatte Marguerite vielleicht gar vor, Nadine fortzuschicken?
    Der Gedanke gefiel ihr nicht. Jetzt erst wurde ihr klar, wie sehr Nadines zärtliche Hingabe ihr über die

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