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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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das Gespräch suchst, wenn wir Gäste haben“, begann Marguerite. „Das ist begrüßenswert, denn niemand mag sich mit einer jungen Dame beschäftigen, die düster und schweigsam in einer Ecke sitzt. Allerdings....“
    Marguerite hob leise den Zeigefinger der rechten Hand, eine Geste, die anzeigte, dass sie jetzt besondere Aufmerksamkeit wünschte. „… allerdings wünsche ich ab jetzt, dass du dir deine Gesprächspartner sorgfältig auswählst. Es hat wenig Sinn, seine Zeit mit unbedeutenden Menschen zu vergeuden – anstatt mit demjenigen zu sprechen, der von Wichtigkeit ist.“
    Jeanne verstand zwar nicht ganz, was Marguerite damit meinte, doch sie nickte gehorsam. Während der letzten Tage war ihr immer deutlicher geworden, dass Marguerite selten etwas tat, das nicht wohlbedacht auf ein Ziel ausgerichtet war. Vielleicht hatte die kurze Unterredung mit dem Marquis de Gironde ihren Blick für diese Dinge geschärft. Es ging um Macht, die über andere Menschen ausgeübt werden konnte. Nicht, indem man herrische Befehle gab, sondern auf eine ganz andere, subtilere Weise....
    „Vor allem wünsche ich, dass du dich ab jetzt häufiger dem Chevalier de Boudard widmest. Du kennst ihn, nicht wahr?“
    „Der Mann mit der toupierten Perücke und dem angewachsenen Lächeln? Ja, den kenne ich.“
    Marguerite hob unzufrieden die Augenbrauen. „Solche Kommentare unterlässt du besser. Du wirst gleich heute Abend ein längeres Gespräch mit ihm führen und dich keinesfalls lächerlich benehmen, falls er dir eine Freundlichkeit erweist. Du weißt, was ich meine?“
    Jeanne errötete. Der Chevalier de Boudard hatte ihr vor einigen Tagen die Hand geküsst und mit der anderen Hand versucht, ihr Bein unter dem weiten Rock zu ertasten. Sie hatte ihm daraufhin so heftig auf den Fuß getreten, dass sich die goldfarbige Schnalle von seinem Schuh löste.
    „Aber.... er hat kein Recht....“, stammelte sie erschrocken.
    „Mein liebes Kind. Es ist absolut unnötig, sich wie eine prüde alte Jungfer zu benehmen. Er wird dich schon nicht fressen, oder befürchtest du das?“
    „Nein, aber....“
    Marguerite hob den Kopf, zum Zeichen, dass das Gespräch beendet war. „Wir haben uns also verstanden?“
    Jeanne zögerte. Was sie gehört hatte, gefiel ihr sehr wenig. Dennoch nickte sie. „Sehr schön“, meinte Marguerite und schenkte ihr ein Lächeln. „Ich denke, dass du dich meines Vertrauens würdig erweisen wirst, liebe Jeanne.“
    „Ich werde mich bemühen, Madame.“
    Jeanne erhob sich eilig und lief davon. Marguerite blieb noch einen Moment lang sitzen und dachte nach. Sie war heute ungehalten, die Morgenpost hatte ihr die Laune verdorben. Nach langen Wochen des Schweigens war endlich Nachricht von Christian gekommen. Ein Reitunfall – ihr klopfte immer noch das Herz vor Schreck. Er hätte tot sein können, der dumme Junge. Und alles nur wegen dieses Mädchens.
    Er hatte nur wenige höfliche Zeilen an sie, Marguerite, gerichtet.
    Meine liebe Freundin,
    durch einen unglücklichen Reitunfall war ich während der vergangenen Wochen nicht in der Lage, Euch eine Nachricht zukommen zu lassen. Indes werde ich bald wieder hergestellt sein und sobald wie möglich nach Paris reisen.
    Ich bin Euch sehr verbunden für Eure Bemühungen um Jeanne, denn ich bin davon überzeugt, dass ich meine Ziele nur erreichen werde, wenn sie an meiner Seite ist. Jeanne ist fest in meine Zukunftspläne eingeschlossen, und ich empfehle sie bis zu meiner Ankunft Eurer großmütigen und weitblickenden Fürsorge.
    Ich bitte Euch, ihr das beiliegende Schreiben zu übergeben.
    Seien Sie, Madame, meiner immerwährenden Zuneigung und Dankbarkeit versichert.
    Christian de Saumurat
    Marguerite lächelte. Manchmal war der arme Christian doch fürchterlich naiv. Glaubte er wirklich, sie würde den postillion d’amour für ihn spielen? Sie hatte das Siegel erbrochen und den Brief an Jeanne mit wachsendem Unmut gelesen. Welche Verschwendung von Zuneigung und Zärtlichkeit an dieses Bauernmädel.
    Nun – er würde nach Paris reisen, sobald er wieder hergestellt war. Darauf kam es an. Man musste behutsam vorgehen. Die Flammen einer Leidenschaft zu töten war keine große Kunst. Das Feuer einer Liebe hingegen war schwerer zu ersticken. Selten gelang es beim ersten Versuch – aber Marguerite de Fador verfügte über viel Erfahrung und große Beharrlichkeit.
    Sie legte das Schreiben, das an sie selbst gerichtet war, sorgfältig in ein Fach ihres Schreibtischs. Den

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