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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Stolz und Starrsinn hatten ihn daran gehindert, sie zu bitten. Stattdessen hatte er ihr Befehle erteilt und ihr gedroht.
    Ja – den Schlag vor den Kopf hatte er sich redlich verdient. Er war nötig gewesen, damit die Dinge in seinem Hirn wieder in die rechte Reihenfolge kamen.
    Er würde sich seine Jeanne zurückholen. Und zugleich auch den Willen seines Vaters erfüllen.
    Er erholte sich merklich rascher, nachdem er diesen Entschluss gefasst hatte. Schon am folgenden Tag ließ er sich Feder und Papier bringen und schrieb, im Bett sitzend, einen ersten Brief.
    Geliebte kleine Wildkatze,
    da du inzwischen das Lesen gelernt hast, will ich der Erste sein, von dem du einen Brief erhältst. Ich hoffe sehr, dass du dich gut befindest in dem großen lärmenden Paris. Ohne Zweifel hat meine Freundin Marguerite dich liebevoll in ihrem Hause aufgenommen, und deine Tage sind mit vielen neuen und aufregenden Tätigkeiten ausgefüllt. Dennoch gebe ich mich der Hoffnung hin, dass du mich noch nicht völlig vergessen hast. Das Schicksal hat es inzwischen gut mit mir gemeint und mir einen festen Schlag verpasst, der mich zwar für einige Wochen ans Bett gefesselt, mir aber ansonsten die Augen geöffnet hat.
    Ich habe viel Zeit nachzudenken, kleine Jeanne, und ich gebe zu, dass du keinen geringen Anteil an meinen Gedanken hast.
    Sobald es mir besser geht, werde ich nach Paris reisen, denn ich bin ungeduldig, dich wieder in meine Arme zu schließen. Ich küsse deine Hände und deine Schultern, streichle deine süßen Brüste und berühre dich überall dort, wo du es dir wünschst.
    Sei mir treu, meine Jeanne, denn ich liebe dich.
    Christian
     
    „Drei Schritte.... und die Drehung.... nein, bitte zur anderen Seite, Mademoiselle. Und noch einmal von vorn. Et un, et deux, et trois....“

Der kleine Tanzmeister schwitzte unter seiner Perücke und betupfte sich mit dem parfümierten Taschentuch die Stirn. Dann sprang er wieder vor, nahm Jeanne zierlich am Arm und vollführte die Tanzbewegung mit ihr zusammen. Was für eine kleine Grazie sie war. Welch ein Gang! Wie stolz sie das Köpfchen trug. Wie zierlich sie die Arme zu bewegen wusste. Es war geradezu ein Vergnügen, Mademoiselle Jeanne zu unterrichten.
    Ganz anders als die Plackerei mit diesen unmusikalischen Trampeltieren in manchen adeligen Familien, die seine Dienste als Tanzlehrer ihrer Töchter in Anspruch nahmen. Marguerite beobachtete die Tanzstunde ihres Schützlings mit kritischen Augen. Sie hatte einige Kleider für die Kleine anfertigen lassen, die vor allem dazu dienen sollten, ihre körperlichen Vorzüge zur Geltung zu bringen. Das Dekolleté war offenherzig, um Einblick in ihren Busen zu geben, die Taille eng geschnürt, die Farben passend zu ihrem dunklen Haar gewählt. Gelb und rosé standen ihr hervorragend, auch weiß konnte sie tragen, sehr gut auch ein dunkles Rot. Nun – die Anschaffung lohnte sich, denn die kleine Schülerin trug die neuen Kleider mit einer Grazie, die einer Königin würdig gewesen wäre. Fast schien es Marguerite, als trüge sie den Kopf ein wenig zu hoch. Aber das würde ihr ohne Zweifel bald ausgetrieben werden.
    Sie wartete, bis der Tanzlehrer die Lektion beendet hatte und winkte Jeanne zu sich heran. „Du machst das sehr gut“, lobte sie. „Noch ein paar Stunden, und du bist perfekt.“
    Jeanne glühte vor Eifer und war traurig, schon mit der Lektion aufhören zu müssen. „Ich glaube, das Tanzen liegt mir im Blut“, meinte sie. „Ich wünschte mir eigentlich, dass man richtig springen und herumwirbeln dürfte – anstatt immer nur diese langweiligen Schritte und Drehungen zu vollführen.“
    Marguerite lächelte nachsichtig. Das Mädel hatte trotz allem immer noch sehr viel dörfliche Naivität und war mit ihren Äußerungen sehr direkt. Daran musste noch gearbeitet werden.
    „Der höfische Tanz, liebe Jeanne, hat seine Regeln. Und die musst du beherzigen, wenn du eine Dame werden willst. Setz dich hier neben mich, ich habe mit dir zu reden.“
    Jeanne gehorchte, obwohl sie diese Gespräche wenig liebte. Sie war Marguerite wirklich dankbar für alles, was sie in ihrem Hause lernen durfte. Aber sie hatte trotz allem Bemühen bisher keinerlei Sympathie für ihre Gönnerin aufbringen können. Solche Gespräche, wie Marguerite sie jetzt führen wollte, waren normalerweise eine Serie von Anweisungen, die Jeanne widerspruchslos auszuführen hatte.
    Sie täuschte sich auch dieses Mal nicht.
    „Ich sehe, dass du sehr häufig und gern

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