Der Graf von Castelfino
Doch ihr Hochgefühl hielt nur kurz an.
„Und du hast so viele andere Vorzüge, tesoro!“
„Die Star-Angestellte und die phänomenale Geliebte. In dieser Reihenfolge?“
„Kommt darauf an …“, sagte er mit laszivem Lächeln. Als sie nicht wie erwartet reagierte, küsste er ihre Hand. „Ich will dich nicht verlieren“, wiederholte er.
„In welcher Rolle?“, erwiderte sie knapp und gefährlich nüchtern.
„Lass mich nachdenken …“
Er strich ihr über Wange und Nacken und versuchte, die Finger geschickt unter ihr Negligé gleiten zu lassen. Meg trat zur Seite und entzog sich seinem Griff.
„Während du nachdenkst, Gianni, werde ich mich fertig machen. Dann teile ich allen meine Entscheidung mit. Meine Entscheidung, dich zu verlassen.“ Ihre Stimme klang seltsam kühl und emotionslos.
Er ließ sie gewähren, war jedoch auf der Hut. „Warum hast du es so eilig?“
„Das kann ich dir sagen, Gianni. Wenn ich bleibe, wirst du immer wieder versuchen, meine Meinung zu ändern. Und das möchte ich nicht.“
„Ach, so gut kennst du mich also?“ Er lachte.
Dies war der Augenblick, wo Meg endgültig erkannte, dass es kein Zurück zu ihm gab. Diese Berührung war die letzte gewesen. Nie mehr durfte sie sich in seine Nähe wagen. Wenn sie diesen Mann jemals wieder an sich heranließ, wäre sie für immer verloren. Das durfte nicht sein.
„Leb wohl, Gianni“, sagte sie. Ihre Hand ruhte auf der Türklinke.
Mit zwei Schritten hatte er den Raum durchquert. Er drückte gegen die Tür.
„Nein. Du musst bleiben.“
In Meg legte sich ein Schalter um. Wie konnte er diese Qualen noch verlängern? Wie die Katze, die die Maus laufen lässt, nur um sie doch gleich wieder zu schnappen.
„Ich tue das auch für dich, Gianni.“
Sein Gelächter füllte den Raum. „Sei nicht so altmodisch. Du erwartest doch hoffentlich nicht, dass das Leben mit deinen Eltern zu Hause für dich noch das Gleiche sein wird wie früher? Du hast mir doch geschildert, wie erfolgreich sie geworden sind. Das bedeutet, sie brauchen dich nicht mehr. Bleib bei mir, Meg. Die Dinge in England werden sich verändert haben. Deine Eltern sind erwachsene Menschen, und sie sind auch schon vor deiner Geburt ganz gut zurechtgekommen. Sie werden es dir verübeln, wenn du sie wieder zur Seite drängst!“
Wenn er nun recht hatte! Ihre Absicht, ihn zu verlassen, wurde von seiner Logik beinahe weggefegt. Mit plötzlichem Interesse blickte sie ihn an.
„Wie kannst du so etwas behaupten?“ Ihre Stimme klang unverändert kalt. „Kein Wunder, dass du den Playboy spielen musstest. Elternschaft ist nicht beendet, sobald Kinder für sich selbst sorgen können! Wenn dein armer Vater das je begriffen hätte, wäre er an dir verzweifelt.“
„Lass meinen Vater aus dem Spiel!“, gab er barsch zurück. „Er hat nichts damit zu tun. Es war ihm wichtig, dass ich eine verlässliche, loyale Ehefrau finde. Das genaue Gegenteil der Frau, die er für sich ausgewählt hatte. Doch nach meiner Erfahrung sind Frauen immer bloß darauf aus, zu bekommen, was sie wollen.“
Noch vor Kurzem hätte sein Tonfall Meg erschreckt. Nun aber schüttelte sie nur wissend den Kopf.
„Das tut mir leid für dich, Gianni. Kein Wunder, dass du dich zu keiner Frau bekennen kannst. Du musst vor langer Zeit Schweres erlebt haben.“ Sie sah ihn an, sagte sich, dass sie die Unsicherheit mit ihm nicht ertragen könnte, sollte sie weiterhin bei ihm leben.
Seine Stimme klang bitter, als er noch einmal einen anklagenden Blick zu dem Familienporträt warf. „Meine Erziehung ist schuld. Liebe habe ich nie erfahren, und ich bin auch nicht fähig zu lieben.“
Fast hätte sein Bekenntnis Meg erweicht. Doch sie schaffte es, ohne ein verdächtiges Beben ihrer Stimme zu antworten: „Ich gehe, Gianni.“
„Dann machst du einen großen Fehler.“
Sie nahm all ihren Mut zusammen und legte die Hand wieder auf die Türklinke. „Das ist deine Meinung. Aber ich will lieber meine eigenen Fehler in einer freien Welt machen, als in einem goldenen Paradies eingesperrt zu sein.“
„Megan …“
Echtes Bedauern lag in seiner Stimme. Fast hätte sie nachgegeben. Unendlicher Schmerz schrie ihr aus seinen Augen entgegen. Dann trat Gianni mit einem Ausdruck der Verbitterung von der Tür zurück.
„Gut. Dann geh. Mach, was du willst. Aber wünsche mir niemals Lebewohl.“ Er sah sie fest an. „Denn zwischen uns wird es immer nur ein au revoir geben, ein Auf Wiedersehen. Wir gehören zusammen.
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