Der Graf von Castelfino
machte sich über ihre Arbeit lustig.
Das war es dann also! Dies war das Ende!
Meg stürmte auf ihn zu, um ihn zur Rede zu stellen.
Er hatte wohl ein Geräusch gehört, drehte sich um und schenkte ihr sein breitestes Lächeln.
„Ah – scusi, Chica , etwas ist dazwischengekommen – etwas sehr Wichtiges …“, schnurrte er bedeutungsvoll. Dabei ließ er den Blick übers Megs Körper wandern. Als er ihr ins Gesicht sah, stutzte er, und sein Lächeln erlosch.
„ Ciao!“ Er klappte sein Handy zu und warf es zur Seite. „ Cara mia – was ist denn? Was bedrückt dich?“
„ Du bedrückst mich! Ich habe genau gehört, was du über mich gesagt hast“, fauchte Meg.
„Wann?“ Offenbar verstand er immer noch nicht, worauf sie hinauswollte.
„Am Telefon – jetzt eben!“
„Ach, das. “ Gianni zuckte die Achseln und wischte ihre Bemerkung mit einem Lächeln fort. Er streckte die Arme nach ihr aus, doch Meg wich zurück.
In eisiger Wut ballte sie die Hände zu Fäusten. „Wie kannst du es wagen, meine Arbeit so herabzusetzen?“
Gianni hatte nicht die Absicht, sich auf eine Diskussion einzulassen. Er machte ein paar Schritte Richtung Balkon. „Man hat einen Tisch für uns gedeckt. Lass uns doch in der Sonne frühstücken.“
Sein beschwichtigender Ton regte sie noch mehr auf.
„Wechsle nicht das Thema! Schilderst du fremden Menschen meine Arbeit immer so, als sei sie nichts wert?“
Scharf sah er sie an. „Du bist doch diejenige, die immer betont, dass all das keine Arbeit für dich ist. Ich habe lediglich deine eigenen Worte wiedergegeben.“
Meg musste ein paar Mal tief Luft holen. Das Ganze gefiel ihr überhaupt nicht. Ihre Stimme zitterte vor unterdrücktem Zorn, als sie endlich wieder fähig war zu sprechen.
„Ich habe nicht umsonst all diese Jahre am College zugebracht“, erklärte sie, immer noch erregt.
„Ich weiß. Du erinnerst mich oft genug daran, dass du einen ganzen Stapel von Qualifikationen erworben hast und eine ganze Liste von Titeln hinter deinem Namen führen darfst“, erwiderte er lässig.
„Nur deshalb habe ich diese Stelle bekommen!“
Gianni schüttelte den Kopf. „Nein, du hast diesen Job erhalten, weil du meinen Vater beeindruckt hast. Du hattest eine klare Vision möglicher Projekte. Das war der wahre Grund, der dir diese Stelle verschafft hat, Megan. Nicht deine Zeugnisse. Wir haben doch dasselbe Ziel, du und ich. Nämlich diesen Besitz so produktiv und kostengünstig wie möglich zu betreiben. Ich hatte dafür das Weingut im Sinn. Doch du hast eine völlig neue Sichtweise eingebracht. Nicht im Traum wäre ich auf den Tourismus-Aspekt gekommen. Bis du mir von deiner Idee erzählt hast, dafür die Gärten neu zu gestalten. Diese Idee – und daran möchte ich dich besonders erinnern – wäre zusammen mit meinem Vater zu Grabe getragen worden, hätte ich nicht die Weitsicht besessen, sie aufzugreifen und umzusetzen.“
„Also gibst du es zu!“, rief sie. „Du zeigst keinen Funken Respekt vor mir! Du machst dich nur lustig über mich, jeden Tag aufs Neue. Ich bin deine Schlafzimmer-Trophäe, die man ab und zu zum Spielen in den Kuschelgarten entlässt. All das ist doch nur Getue, nicht wahr? In dem Moment, wenn du dich entschließt, dir eine Ehefrau zu nehmen, werde ich wieder nichts weiter sein als eine deiner Angestellten – und eine teure noch dazu!“
Sie sammelte die Kleider und ihre Schuhe ein, die sie am Abend zuvor hier fallen gelassen hatte. Gianni breitete die Arme aus, um sie zu beruhigen. Doch wütend wie eine Furie zog sie sich an.
„Beruhige dich, Megan. Wir sollten beide erst mal zu Atem kommen, jeder für sich allein, bevor etwas geschieht, was wir hinterher bereuen …“
„Keine Sorge. Wenn du glaubst, du könntest mich mit deinem Süßholzgeraspel wieder einwickeln und in dein Bett locken, Gianni, dann irrst du! Ich gehe!“
Ungläubig starrte er sie an. „Du willst Castelfino verlassen und alles, was wir aufgebaut haben?“
Als sie an ihm vorbeilaufen wollte, packte er sie am Arm. „Du musst komplett verrückt sein.“
Sie entzog sich seinem Griff, bereit, zu fliehen. Fort, nur fort von hier, dachte sie. Bevor die Erinnerung an ihre wundervolle gemeinsame Zeit übermächtig wurde und ihren Entschluss ins Wanken brachte.
„Was ist denn wirklich deinProblem, donna ?“
Mit einem Fluch wandte er sich ab und begann, im Raum auf und ab zu wandern, während er sie immer wieder wütend anfunkelte.
Das Bedürfnis, endlich reinen
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