Der Graf von Castelfino
Tisch zu machen, trieb Meg zu einem Geständnis. „Mein Problem kennst du doch!“, rief sie aufgebracht. „Ich kam hierher, um zu arbeiten, nicht um deine Geliebte zu werden. Ich habe nicht die Absicht, eine Statistenrolle in der großartigen Castelfino-Oper zu spielen.“
„Das verstehe ich nicht. Was gibt es Besseres, als hier mit mir zusammenzuleben, wo Geld keine Rolle spielt?“ Giannis Schultern fielen herab. „Frauen! Sie sind alle gleich! Im Endeffekt ist keine besser als sie !“
Impulsiv deutete er auf ein lebensgroßes Porträt an der Wand der Suite. Es war ein Gemälde, das seinen Vater als jungen Mann zeigte. Neben ihm stand die schönste Frau, die Meg je gesehen hatte. Sie hatte Giannis Schlafzimmerblick und das gleiche rabenschwarze Haar, das zu einem wahren Kunstwerk frisiert war. Ihre ganze Erscheinung strahlte Sinnlichkeit aus.
„In Dior gekleidet, aufgewogen mit Schätzen aus dem Bellini-Erbe, schwanger mit mir … doch das genügte ihr nicht! Mein Vater hat sie nach Strich und Faden verwöhnt, mit allem, was eine Frau sich in ihren Träumen ausmalt. Sie machte einen Idioten aus ihm, brach sein Herz und nahm ihm seinen Mut – das war ihr Dank! Wie, zum Teufel, kommst du darauf, du wärst anders? Komm, sag es mir! Was, verehrte Miss Megan Imsey, verlangst du noch von mir?“
Meg spürte ihren Puls am Hals klopfen. „Was ich verlange? Worum ich dich bitte?“ Sie hatte sich wieder einigermaßen im Griff. „Das Einzige, was du nicht in der Lage bist, mir jemals zu geben.“ Sie hielt kurz inne. „Respekt. Respekt und die Bereitschaft, eine Verpflichtung einzugehen.“
„Um Himmels willen! Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert!“ Gianni wollte sich eigentlich nicht streiten. Doch er war so wütend, dass er sich nicht beherrschen konnte. „Frauen wollen immer alles. Du kannst über meinen Körper verfügen, wo und wann du möchtest. Nichts anderes habe ich dir je versprochen. Das habe ich von Anfang an klargestellt. Was ist so falsch an dieser Art zu leben? Du bist eine erfahrene Geschäftsfrau, Megan. Du musst doch erkennen, dass du ein Leben wegwirfst, wie du es dir schöner gar nicht vorstellen kannst. Dir als meiner Geliebten kann ich alles bieten. Glaub mir.“
Nein, alles nicht, rief sie verzweifelt im Stillen, während ihr das Herz brach. Ich will, dass du so bleibst, wie du bist. Nein, mehr will ich, aber ich weiß, dass du dem niemals zustimmen wirst. Werde mein, ganz allein mein!
Der Gedanke ließ sie ihre Stachel ausfahren. „Es gibt Wichtigeres im Leben, als nur eine schöne Zeit zu haben, Gianni!“
„So wie wir sie augenblicklich genießen?“ Gianni sah ein, dass er mit seinem Zorn bei Meg nichts ausrichten konnte. Also änderte er den Ton. „Das glaube ich nicht. Und du, wenn du ehrlich bist, auch nicht. Du bist bereits meine Geliebte, Meg. Viele Frauen wären das gern. Nutze diese Chance, solange du noch kannst!“
„Nein … nein … ich brauche Sicherheit. Ich bin nicht wie du. Ich darf nicht nur an mich selbst denken“, gab sie zurück. Sie sprach mit fester Stimme, doch es fiel ihr sehr schwer. „Es gibt Menschen zu Hause, die von mir abhängen. Sie sind stolz auf mich und meine Arbeit. Du nicht … nein, lach jetzt nicht. Ich habe mit anhören müssen, wie du meine Arbeit als ein Art Hobby herabqualifiziert hast. Eine Freizeitbeschäftigung, wenn ich nicht gerade dein Bett wärme. Ich kann so nicht leben und hier nicht bleiben, wenn das deine Einstellung ist. Ich würde meine Selbstachtung verlieren.“
Zutiefst aufgewühlt verlor sich ihr Blick. Nach kurzem Schweigen legte Gianni den Arm um sie und versuchte, sie zu beschwichtigen. Doch es war alles zu viel für Meg. Sie erstarrte in ihren Gefühlen und brach in eine Flut von Tränen aus. Tränen des Zorns und der Scham.
Gianni verfiel in einen verführerisch sanften Ton. „Nein, das stimmt nicht! Wir arbeiten doch hervorragend zusammen, Meg. Unsere Ziele und Methoden ergänzen sich. Ich tue alles, was in meiner Macht steht, um dich glücklich zu machen und zu behalten. Sag mir deinen Preis – ich bezahle. Ich will dich auf keinen Fall verlieren.“ Er schüttelte sie sanft, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Aus seinen Augen sprach tiefer Ernst.
Meg war dermaßen überrascht, dass ihre Tränen augenblicklich versiegten. Sie sah ihn an. „Du willst mich nicht verlieren?“
„Natürlich nicht! Du bist die beste Mitarbeiterin, die Castelfino je hatte!“
Ihre Stimmung besserte sich.
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