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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Hirt zu Anagni, hatte eine kleine Herde und lebte von der Wolle seiner Schafe und der Milch, die er in Rom verkaufte.
    Der kleine Vampa hatte einen sonderbaren Charakter. Als er sieben Jahre zählte, war er eines Tages zu dem Pfarrer von Palestrina gekommen und hatte ihn gebeten, ihn lesen zu lehren.
    Das war eine schwierige Sache, denn der junge Hirt konnte seine Herde nicht verlassen. Aber der Pfarrer ging alle Tage nach einem kleinen Flecken, der zu arm war, um einen Priester bezahlen zu können, und las dort die Messe.
    Er forderte Luigi auf, sich um die Stunde seiner Rückkehr am Weg einzufi nden, und bot ihm an, ihm so Unterricht zu geben, wobei er ihn darauf aufmerksam machte, daß dieser Unterricht kurz sein werde und daß der Knabe ihn infolgedessen ausnützen müsse.
    Das Kind nahm mit Freuden an.
    Alle Tage führte Luigi seine Herde auf den Weg von Palestrina nach Borgo; alle Tage um neun Uhr morgens kam der Pfarrer vor-
    über; Priester und Kind setzten sich an den Abhang eines Grabens, und der kleine Hirt bekam seinen Unterricht in dem Brevier des Pfarrers.
    Nach einem Vierteljahr konnte er lesen.
    Das war nicht alles; jetzt mußte er schreiben lernen.
    Der Priester ließ von einem Schreiblehrer in Rom drei Alphabete anfertigen und lehrte seinen Schüler, diese Buchstaben mit einer Eisenspitze auf einem Stück Schiefer zu schreiben.
    Nach Verlauf von drei Monaten konnte er schreiben.
    Erstaunt über diese Fähigkeiten, schenkte ihm der Pfarrer mehrere Hefte, ein Paket Federn und ein Federmesser.
    Dies war ein neues Studium, aber ein Studium, das gegenüber dem ersten nichts besagen wollte. Acht Tage darauf handhabte er die Feder, wie er den Griff el handhabte.
    Der Pfarrer erzählte diese Geschichte dem Grafen von San Felice, der den kleinen Hirten zu sich bestellte und sich von ihm etwas vorlesen und vorschreiben ließ. Darauf befahl er seinem Verwalter, den Burschen mit der Dienerschaft essen zu lassen und dem Kleinen zwei Piaster monatlich zu geben.
    Von diesem Geld kaufte sich Luigi einige Bücher und Bleistifte.
    Er besaß eine wunderbare Nachahmungsgabe und zeichnete auf Schieferstücken seine Schafe sowie Bäume und Häuser. Dann begann er mit dem Federmesser Holz zu schnitzen und ihm alle möglichen Formen zu geben.
    Ein Mädchen von sechs oder sieben Jahren, das heißt etwas jünger als Vampa, hütete die Schafe auf einem benachbarten Gutshof; sie war Waise, in Valmontone geboren, und hieß Teresa.
    Die beiden Kinder trafen sich, setzten sich zusammen, ließen ihre Herden zusammen weiden, plauderten, lachten und spielten. Des Abends trennten sie die Schafe des Grafen von San Felice wieder von denen des Barons von Cervetri und schieden voneinander, um jedes nach seinem Hof zurückzukehren. So sahen sie sich jeden Tag.
    Vampa wurde zwölf Jahre alt und die kleine Teresa elf.
    Bei all seiner künstlerischen Begabung, die Luigi pfl egte, soweit es ihm in der Einsamkeit möglich war, war er wechselnd im Wesen.
    Manchmal traurig, manchmal hitzig, manchmal launenhaft und zornig, aber immer ein Spötter. Keiner der jungen Burschen von Pampinara, Palestrina oder Valmontone hatte irgendwelchen Einfl uß über ihn gewinnen oder sein Kamerad werden können. Sein eigen-williges Temperament, das immer geneigt war zu fordern, ohne sich je zu einem Zugeständnis zu verstehen, machte es jedem un-möglich, ein Gefühl der Sympathie oder Freundschaft für ihn zu entwickeln.
    Teresa allein beherrschte mit einem Wort, einem Blick, einer Geste diesen Charakter, der sich unter der Hand eines weiblichen Wesens beugte, unter der eines Mannes jedoch, mochte er sein wer er wollte, bis zum Brechen starr gewesen wäre.
    Teresa war im Gegenteil lebhaft, munter und lustig, aber bis zum Übermaß kokett.
    Die beiden Piaster, die der Verwalter des Grafen von San Felice Luigi gab, und das Geld für die kleinen Schnitzwerke, die er an die Spielwarenhändler in Rom verkaufte, gingen in Perlenohrringen, Glashalsbändern und goldenen Nadeln drauf.
    Dank dieser Verschwendung ihres jungen Freunds war Teresa auch das schönste und am besten gekleidete Landmädchen in der Umgegend Roms.
    So wuchsen die beiden Kinder zusammen heran.
    In ihrer Unterhaltung, ihren Wünschen und Träumen sah sich Vampa stets als Schiff skapitän, General oder Gouverneur einer Provinz; Teresa sah sich reich, in schöne Gewänder gekleidet und von Bedienten in Livree gefolgt.
    Eines Tages sagte der junge Hirt dem Verwalter des Grafen, daß er einen Wolf aus

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