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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Zettel.
    Dieser Zettel trug den Namen Diavolaccio.
    Das war derselbe, der Carlini aufgefordert hatte, auf das Wohl des Hauptmanns zu trinken, und dem Carlini das Glas ins Gesicht geschlagen hatte.
    Aus einer großen Wunde, die von der Schläfe bis zum Munde klaff te, fl oß ihm das Blut.
    Diavolaccio schlug, als er sich so vom Glück begünstigt sah, ein lautes Gelächter an.
    »Hauptmann«, sagte er, »vor einigen Augenblicken hat Carlini nicht auf dein Wohl trinken wollen, fordere ihn jetzt auf, auf meins zu trinken; vielleicht folgt er dir eher als mir.«
    Jeder war auf einen Ausbruch Carlinis gefaßt; aber zum großen Erstaunen aller nahm er ein Glas in die eine Hand, eine Flasche in die andere und füllte das Glas.
    »Dein Wohl, Diavolaccio«, sagte er mit völlig ruhiger Stimme und trank das Glas aus, ohne daß seine Hand zitterte.
    Dann setzte er sich ans Feuer.
    »Meinen Teil vom Abendessen!« sagte er. »Der Weg, den ich gemacht habe, hat mich hungrig gemacht.«
    Carlini aß und trank, als ob nichts vorgefallen wäre.
    Die Banditen sahen ihn mit Erstaunen an, da sie diese Gelassenheit nicht begriff en. Da hörten sie hinter sich einen schweren Schritt.
    Sie wandten sich um und bemerkten Diavolaccio, der das junge Mädchen in den Armen hielt. Ihr Kopf hing hintenüber, und ihr langes Haar schleifte auf der Erde.
    Als sie dem Lichtkreis näher kamen, bemerkte man die Blässe des jungen Mädchens und die Blässe des Banditen.
    Diese Erscheinung hatte etwas so Seltsames und Feierliches, daß alle sich erhoben; nur Carlini blieb sitzen und fuhr fort zu essen und zu trinken, als ob nichts um ihn her vorginge.
    Diavolaccio kam unter tiefstem Schweigen heran und legte Rita zu Füßen des Hauptmanns auf die Erde.
    Da sah jeder, warum das Mädchen und der Bandit so blaß waren.
    Ein Messer steckte dem Mädchen bis zum Heft in der Brust.
    Aller Augen wandten sich nach Carlini; die Scheide an seinem Gürtel war leer.
    »Ah, ah!« sagte der Hauptmann, »jetzt verstehe ich, warum Carlini zurückblieb.«
    »Nun«, sagte Carlini, indem er seinerseits aufstand und, mit der Hand an dem Kolben einer seiner Pistolen, an die Leiche herantrat,
    »ist noch einer da, der mir das Mädchen streitig macht?«
    »Nein«, antwortete der Hauptmann, »sie ist dein!« Da nahm Carlini sie auf und trug sie aus dem Lichtkreis, den die Flamme verbreitete.
    Cucumetto stellte wie gewöhnlich Wachen aus, und die Räuber legten sieh, in ihre Mäntel gehüllt, um das Feuer zum Schlafen nieder.
    Um Mitternacht gab die Wache das Warnungszeichen, und in einem Augenblick waren der Hauptmann und seine Gesellen auf den Füßen.
    Es war der Vater Ritas, der selbst kam, um das Lösegeld für seine Tochter zu bringen.
    »Da«, sagte er zu Cucumetto, indem er ihm einen Beutel mit Geld reichte, »da sind dreihundert Piaster, gib mir mein Kind wieder.«
    Aber der Hauptmann nahm das Geld nicht. Er machte ihm ein Zeichen, ihm zu folgen. Der Greis gehorchte; beide traten unter die Bäume, durch deren Zweige die Mondstrahlen fl ossen. Endlich blieb Cucumetto stehen, streckte die Hand aus und zeigte dem Greis zwei Personen unter einem Baum.
    »Da«, sagte er, »fordere deine Tochter von Carlini, der wird dir Rechenschaft über sie geben.«
    Und er kehrte zu seinen Gefährten zurück.
    Carlini hob den Kopf. Der Greis sah die beiden Personen jetzt deutlicher.
    Eine Frau lag auf der Erde; ihr Kopf ruhte auf den Knien eines Mannes, der über sie gebeugt dasaß. Indem der Mann aufsah, war das Gesicht der Frau, die er an die Brust gedrückt hielt, frei geworden.
    Der Greis erkannte seine Tochter, und Carlini erkannte den Greis.
    »Ich erwartete dich«, sagte der Bandit zum Vater Ritas.
    »Elender!« sagte der Greis. »Was hast du getan?«
    »Cucumetto hatte deine Tochter vergewaltigt«, sagte der Bandit,
    »und da ich sie liebte, habe ich sie getötet; denn nach ihm sollte sie der ganzen Bande als Spielzeug dienen.«
    Der Greis sagte kein Wort, nur wurde er bleich wie ein Gespenst.
    »Jetzt«, sagte Carlini, »wenn ich unrecht getan habe, so räche sie.«
    Und er riß dem Mädchen das Messer aus der Brust, erhob sich und bot mit der einen Hand dem Alten die Waff e an, während er mit der andern seine Jacke aufriß und seine Brust entblößte.
    »Du hast wohlgetan«, sagte der Alte mit dumpfer Stimme. »Umar-me mich, mein Sohn.«
    Carlini warf sich schluchzend in die Arme des Vaters seiner Geliebten. Es waren die ersten Tränen, die dieser Räuber vergoß.
    »Jetzt hilf

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