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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Franzens Ohr.Hören Sie? rief Gaetano, er nimmt von Ihnen Abschied. Der junge Mann ergriff seine Büchse und schoß sie in die Lust.
    Was befiehlt nun Eure Exzellenz? fragte Gaetano.
    Zündet mir vor allem eine Fackel an.
    Ah! ja, ich begreife, um den Eingang in die Zaubergemächer zu suchen. Viel Vergnügen dabei, Exzellenz; die Fackel will ich Ihnen geben. Auch mich hat der Gedanke erfaßt, der Sie jetzt beschäftigt, drei- oder viermal habe ich gesucht, aber am Ende gab ich jede weitere Nachforschung auf. Giovanni, fügte er hinzu, zünde eine Fackel an und bringe sie Seiner Exzellenz! Giovanni gehorchte. Franz nahm die Fackel und trat mit Gaetano in den unterirdischen Raum.
    Er erkannte den Platz, wo er erwacht war, an dem noch ganz zerdrückten Lager von Heidekraut; doch wenn er auch mit der Fackel die ganze äußere Oberfläche der Grotte ableuchtete, er sah nichts und erkannte nur an Spuren von Rauchschwärze, daß bereits andere vor ihm vergeblich in gleicher Weise gesucht hatten. Er ließ indessen keinen Fuß dieser undurchdringlichen Granitmauer ungeprüft. Er sah keine Spalte, in die er nicht die Klinge seines Jagdmessers stieß. Er bemerkte keinen hervorspringenden Punkt, auf den er nicht drückte, in der Hoffnung, er würde nachgeben; aber alles war umsonst, und nachdem er zwei Stunden vergeblich aufgewendet hatte, leistete er Verzicht. Gaetano triumphierte.
    Franz hielt nichts mehr auf Monte Christo zurück; er hatte jede Hoffnung verloren, das Geheimnis der Grotte zu entdecken, beeilte sich zu frühstücken, und eine halbe Stunde nachher befand er sich an Bord seiner Barke. Er warf einen letzten Blick auf die Jacht, die im Begriff war, im Golf von Porto-Veechio zu verschwinden, und gab nun das Signal zur Abfahrt. In der Sekunde, wo die Barke sich in Bewegung setzte, verschwand die Jacht; mit ihr erlosch die letzte Wirklichkeit der vorhergehenden Nacht: Abendessen, Simbad, Haschisch und Statuen, alles fing an, sich für Franz im gleichen Traume zu vermengen.
    Die Barke segelte den Tag und die ganze Nacht, und am Morgen bei Sonnenaufgang war die Insel Monte Christo ebenfalls verschwunden. Sobald Franz die Erde berührte, vergaß er, wenigstens für den Augenblick, die erlebten Ereignisse, um seine Angelegenheiten in Florenz abzumachen. Dann reiste er ab, seinen Gefährten in Rom aufzusuchen, wo bereits die ersten Karnevalsfestlichkeiten begonnen hatten.
    Franz mußte sich durch die bereits in gehobener Feststimmung die Straßen Roms passierende Menge – es war der Sonnabend vor Beginn des Festes – drängen und kam endlich zu Pastrinis berühmtem Hotel zur Stadt London, wo er mit seinem ihn erwartenden Freunde Albert von Morcerf zusammentraf.

Römische Banditen.
     
    Am nächsten Tage nach ihrer Ankunft beabsichtigten die beiden Freunde noch nach dem Abendessen bei Mondschein eine Spazierfahrt vor die Tore der ewigen Stadt zu machen. Aber der Wirt Pastrini, der einen Wagen besorgen sollte, machte alle möglichen Ausflüchte und riet ernstlich von einer so gefährlichen, nächtlichen Partie ab. Als die neugierig gemachten Freunde energisch nach dem wahren Grunde seines ängstlichen Zögerns fragten, erklärte er endlich, daß die Kampagna gerade in letzter Zeit der Schauplatz häufiger Raubanfälle gewesen sei, und daß der bekannte Räuberhauptmann Luigi Vampa mit seinen gefährlichen Banditen die ganze Umgegend unsicher mache.
    Die ungläubigen Zuhörer baten ihren Wirt um ausführlichere Auskunft über den berüchtigten Räuber, worauf Pastrini anfing:
    Luigi Vampa war ein einfacher Hirtenknabe auf dem Gute des Grafen San Felice, das zwischen Palestrina und dem Gabri-See liegt. In Pampinara geboren, trat er in einem Alter von fünf Jahren in den Dienst des Grafen. Sein Vater, selbst ein Hirte, hatte eine eigene kleine Herde und lebte von der Wolle seiner Hammel und der Einnahme aus der Milch seiner Schafe, die er in Rom verkaufte. Luigi war gelehrig, und ein hervorragender Nachahmungstrieb befähigte ihn, alles rasch aufzufassen; so lernte er spielend lesen und schreiben, zeichnen und hübsche Holzschnitzereien anfertigen.
    Ein Mädchen, etwas jünger als Vampa, hütete ebenfalls seine Schafe in der Nähe von Palestrina; die Kleine war Waise, in Valmontone geboren und hieß Teresa. Die Kinder trafen sich, setzten sich nebeneinander, ließen ihre Herden zusammen weiden, plauderten, lachten und spielten; am Abend trennte man die Schafe des Grafen San Felice von denen des Barons von Cervetri, und die

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