Der Graf von Monte Christo
verfluchten Hause zu entfernen.
Jesus! rief die Carconte sich bekreuzend.
Beinahe in demselben Augenblicke hörte man mitten unter dem Stillschweigen des Schreckens, das gewöhnlich auf Donnerschläge folgt, an die Tür klopfen. Caderousse und seine Frau bebten und schauten sich ängstlich an.
Wer ist da? rief Caderousse aufstehend, schob die auf dem Tische zerstreuten Goldstücke und Banknoten auf einen Haufen und bedeckte sie mit seinen Händen.
Ei, bei Gott, ich, der Juwelier.
Nun, was sagtest du, versetzte die Carconte mit einem furchtbaren Lächeln, ich beleidige den guten Gott? ... Gerade der gute Gott schickt ihn uns zurück.
Caderousse fiel bleich und keuchend auf seinen Stuhl.
Die Carconte dagegen stand auf, ging festen Schrittes auf die Tür zu, öffnete und sagte: Kommen Sie herein, lieber Herr.
Meiner Treu, sagte der Juwelier, der, vom Regen triefend, eintrat, es scheint, der Teufel will nicht, daß ich heute abend nach Beaucaire zurückkehre. Sie haben mir Gastfreundschaft angeboten, ich nehme sie an und komme, um hier zu schlafen.
Caderousse stammelte einige Worte, während er den Schweiß abtrocknete, der von seiner Stirn floß. Die Carconte schloß die Tür doppelt hinter dem Juwelier.
Der Blutregen.
Der Juwelier schaute bei seinem Eintritt forschend umher; aber nichts schien einen Verdacht in ihm zu erregen. Caderousse hielt sein Gold und seine Banknoten immer noch mit beiden Händen. Die Carconte lächelte ihrem Gaste so freundlich zu, als sie nur immer konnte. Dann setzte sie auf eine Ecke des Tisches die magern Überreste eines Mittagsessens, denen sie einige frische Eier hinzufügte.
Caderousse hatte seine Geldscheine wieder in sein Portefeuille, das Gold in einen Sack getan und das Ganze in seinem Schrank verschlossen. Er ging düster und nachdenkend in der Stube auf und ab und schaute von Zeit zu Zeit den Juwelier an, der dampfend vor dem Herde stand und, als eine Seite trocken war, sich auf die andere wandte.
Mein Herr, sagte die Carconte, eine Flasche Wein auf den Tisch stellend, es ist alles bereit, wenn Sie zu Nacht essen wollen.
Und Sie? fragte der Gast.
Ich esse nicht zu Nacht, antwortete Caderousse.
Wir haben sehr spät zu Mittag gegessen und werden Sie bedienen, erwiderte die Carconte mit einem bei ihr, selbst gegen zahlende Gäste, ungewöhnlichen Eifer.
Caderousse warf von Zeit zu Zeit einen raschen Blick auf sie. Der Sturm wütete fort.
Es ist der Mistral, und der wird bis morgen fortdauern, sagte Caderousse, den Kopf schüttelnd, und stieß einen Seufzer aus.
Desto schlimmer für die, welche draußen sind, sagte der Juwelier, sich an den Tisch setzend.
Ja, die haben eine böse Nacht durchzumachen, versetzte die Carconte.
Der Juwelier fing an zu essen, und die Carconte erwies ihm fortwährend alle die kleinen Rücksichten einer aufmerksamen Wirtin; sonst so wunderlich und widerwärtig, war sie ein Muster von Zuvorkommenheit und Höflichkeit geworden. Hätte sie der Juwelier vorher gekannt, so würde ihm diese Veränderung sicherlich aufgefallen sein und Verdacht eingeflößt haben. Als das Abendessen beendet war, ging Caderousse selbst an die Tür, öffnete sie und sagte: Ich glaube, der Sturm legt sich.
Aber als sollte er Lügen gestraft werden, erschütterte in diesem Augenblick ein furchtbarer Donnerschlag das Haus, ein Windstoß, vermischt mit Regen, drang in die Tür und löschte die Lampe aus. Caderousse schloß die Tür wieder, und seine Frau zündete ein Licht an der ersterbenden Glut au.
Mein Herr, sagte sie, Sie müssen müde sein, ich habe das Bett frisch überzogen, gehen Sie hinauf und schlafen!
Der Juwelier blieb noch einen Augenblick, dann wünschte er seiner Wirtin gute Nacht und stieg die Treppe hinauf. Ich hörte ihn über mir gehen, jede Stufe krachte unter seinen Tritten. Die Carcounte folgte ihm mit gierigem Blick, während ihm Caderousse den Rücken zuwandte.
Alle diese einzelnen Umstände, welche seitdem in meinem Geiste mit der Frische des ersten Momentes Platz gegriffen haben, fielen nur zur Zeit, wo sie unter meinen Augen vorgingen, nicht auf; in allem, was geschah, lag im ganzen nichts Unnatürliches, und abgesehen von der Diamantengeschichte, die mir etwas unwahrscheinlich vorkam, konnte nichts einen Argwohn in mir rege machen.
Von Müdigkeit überwältigt und entschlossen, die erste Frist zu benutzen, die der Sturm den Elementen gönnen würde, wollte ich ein paar Stunden schlafen und um Mitternacht weggehen. Ich hörte im
Weitere Kostenlose Bücher