Der Graf von Monte Christo
sehr hoch.
Kommen Ihnen die Pferde darum minder schön vor? fragte der Graf, die Achseln zuckend.
Dieses Gespräch fand oben auf der Freitreppe statt. Bertuccio tat einen Schritt, um die erste Stufe hinabzusteigen. Sacht, mein Herr, rief Monte Christo, ihn zurückhaltend. Ich bedarf eines Gutes an der Seeküste, sagen wir, in der Normandie, zwischen Havre und Boulogne. Ich gebe Ihnen Raum, wie Sie sehen. Bei diesem Ankauf müssen Sie auf einen kleinen Hafen, eine kleine Bucht bedacht sein, wo meine Korvette einlaufen und sich halten kann; ihr Tiefgang beträgt nur fünfzehn Fuß. Das Schiff muß stets bereit sein, in See zu gehen, zu welcher Stunde des Tages oder der Nacht es mir beliebt. Sie erkundigen sich bei allen Notaren nach einem Gute, das den von mir angegebenen Bedingungen entspricht. Haben Sie ein solches in Erfahrung gebracht, so besichtigen Sie es, und wenn Sie damit zufrieden sind, kaufen Sie es in meinem Namen. Die Korvette ist auf dem Wege nach Fécamp, nicht wahr?
An demselben Abend, an dem wir Marseille verließen, sah ich sie in See gehen.
Und die Jacht?
Die Jacht hat Befehl, in Martigues zu bleiben.
Gut! Sie korrespondieren von Zeit zu Zeit mit den Patronen, welche die Schiffe befehligen, damit sie nicht einschlafen. Und dazu noch eins: Für das Dampfboot, das in Chalons ist, geben Sie dieselben Befehle wie für die Segelschiffe.
Sehr wohl.
Sobald das Gut gekauft ist, muß ich auf der Straße nach dem Norden und auf der nach dem Süden frische Pferde haben von zehn zu zehn Stunden.
Eure Exzellenz kann auf mich bauen.
Der Graf machte ein Zeichen der Zufriedenheit, stieg die Stufen hinab und sprang in seinen Wagen, der, von dem herrlichen Gespann im Trabe gezogen, erst vor dem Hotel des Bankiers anhielt.
Danglars führte eben den Vorsitz bei einer für Eisenbahn-Angelegenheiten ernannten Kommission, als man ihm den Besuch des Grafen von Monte Christo meldete. Die Sitzung war übrigens fast zu Ende. Bei dem Namen des Grafen stand er auf und sagte zu seinen Kollegen, von denen mehrere Kammermitglieder waren:
Meine Herren, verzeihen Sie mir, wenn ich Sie verlasse, aber denken Sie sich, daß das Haus Thomson und French in Rom einen gewissen Grafen von Monte Christo an mich weist und ihm zugleich einen unbegrenzten Kredit bei mir eröffnet. Es ist der possierlichste Scherz, den sich je meine Korrespondenten im Ausland gegen mich erlaubt haben. Sie werden begreifen, die Neugierde hat mich gepackt und hält mich noch fest; ich bin auch heute früh bei dem angeblichen Grafen vorgefahren. Wäre er ein wirklicher Graf, so könnte er, wie Sie einsehen werden, nicht so reich sein. Der Herr war nicht sichtbar. Sind die Manieren, die sich der Herr von Monte Christo erlaubt, Ihrer Ansicht nach nicht die einer Hoheit oder einer hübschen Frau? Das Haus auf den Champs-Elysées ist übrigens, wie ich erfahren habe, sein Eigentum und gar nicht zu verachten. Ich halte mich für mystifiziert. Aber sie wissen dort nicht, mit wem sie es zu tun haben; wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Nachdem er diese Worte von sich gegeben hatte, die er mit einem seine Nasenlöcher schwellenden Nachdruck sprach, verließ der Herr Baron seine Gäste und ging in einen weiß und goldenen Salon, der in der Chaussée d'Antin in hohem Ansehn stand. Er hatte Befehl gegeben, den Grafen hier einzuführen, um ihn mit dem ersten Schlage zu blenden.
Monte Christo betrachtete ein paar Kopien von Albano und Fattore, die man bei dem Bankier für Originale ausgegeben hatte, aber bei dem Geräusch, das Danglars machte, wandte er sich um. Danglars grüßte leicht mit dem Kopfe und bedeutete dem Grafen durch ein Zeichen, er möge sich auf einen mit weißem, goldgesticktem Atlas überzogenen Polsterstuhl von vergoldetem Holze setzen.
Ich habe die Ehre, mit Herrn von Monte Christo zu sprechen?
Und ich, antwortete der Graf, mit dem Herrn Baron von Danglars, Ritter der Ehrenlegion, Mitglied der Kammer der Abgeordneten?
Monte Christo wiederholte alle Titel, die er auf der Karte des Barons gefunden hatte. Danglars fühlte den Stich, biß sich in die Lippen und antwortete:
Entschuldigen Sie mich, daß ich Ihnen nicht sogleich den Titel gegeben habe, unter dem Sie sich ankündigten; aber Sie wissen, wir leben unter einer volkstümlichen Regierung, und ich bin ein Vertreter der Rechte des Volkes.
So sehr, daß Sie zwar die Gewohnheit, sich selbst Baron nennen zu lassen, beibehielten, die, andere Graf zu nennen, aber vergessen haben!
Ah! ich
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