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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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an der Tür blieb er noch einmal stehen und fragte: Um wieviel Uhr gedenkt Exzellenz den Besuch zu machen? – Um fünf Uhr.
    Ich erlaube mir, Eure Exzellenz zu bemerken, daß es zwei Uhr ist, sagte der Intendant.
    Ich weiß es, erwiderte Monte Christo mit trockenem Tone; dann fügte er, zu Ali gewendet, hinzu: Laß alle Pferde an Madame vorüberfahren, damit sie sich das Gespann auswählen kann, das ihr am meisten gefällt; will sie mit mir zu Mittag speisen, so mag sie es mir sagen lassen, man serviert dann bei ihr; geh und schicke mir den Kammerdiener.
    Ali war kaum verschwunden, als der Kammerdiener ebenfalls eintrat.
    Herr Baptistin, sagte der Graf, Sie sind seit einem Jahre in meinem Dienst; das ist die Probezeit, die ich gewöhnlich meinen Leuten auferlege. Sie sagen mir zu.
    Baptistin verbeugte sich.
    Nun fragt es sich nur noch, ob ich Ihnen zusage.
    Oh! Herr Graf! rief Baptistin.
    Hören Sie mich zu Ende! Sie erhalten im Jahr fünfzehnhundert Franken, Sie haben eine Tafel, wie sie sich viele wünschen würden. Ein Diener, haben Sie selbst wieder Diener, die für Ihr Weißzeug und Ihre andern Bedürfnisse sorgen. Außer den fünfzehnhundert Franken Gehalt stehlen Sie mir bei den Ankäufen, die Sie für meine Toilette zu machen haben, noch ungefähr weitere fünfzehnhundert Franken jährlich.
    Oh! Herr Graf.
    Ich beklage mich nicht, Herr Baptistin, denn ich finde dies nicht übermäßig; doch wünsche ich, daß es hierbei bleiben möge. Sie werden also nirgends einen Posten dem ähnlich finden, den Sie Ihr Glück finden ließ. Ich schlage meine Leute nie, ich fluche nie, ich gerate nie in Zorn, ich vergebe stets einen Irrtum, doch nie eine Nachlässigkeit oder Vergeßlichkeit. Meine Befehle sind gewöhnlich kurz, aber klar und genau; ich will sie lieber zwei- oder dreimal wiederholen, als falsch ausgelegt zu sehen. Ich bin reich genug, um alles zu erfahren, was ich erfahren will, und ich bin sehr neugierig, das sage ich Ihnen zum voraus. Erfahre ich nun, Sie hätten im Guten oder im Schlechten von mir gesprochen, meine Handlungen beurteilt, mein Tun überwacht, so würden Sie auf der Stelle mein Haus verlassen. Ich warne meine Diener nur ein einziges Mal, Sie sind gewarnt, gehen Sie! Baptistin verbeugte sich und machte ein paar Schritte, um sich zu entfernen.
    Doch halt, sagte der Graf, ich vergaß, Ihnen zu sagen, daß ich jedes Jahr eine gewisse Summe auf den Kopf meiner Leute anlege. Die, welche ich wegschicke, verlieren natürlich dieses Geld, das den Bleibenden zu gut kommt, die nach meinem Tode ein Recht darauf haben. Sie sind ein Jahr bei mir; die Ansammlung Ihres Vermögens hat begonnen, sorgen Sie dafür, daß es zunimmt.
    Diese in Gegenwart von Ali, der kein Wort Französisch verstand, gehaltene Rede brachte auf Baptistin eine große Wirkung hervor.
    Es soll mein Bestreben sein, mich in allen Punkten mit den Wünschen Eurer Exzellenz in Einklang zu setzen, sagte er; überdies werde ich mir Herrn Ali zum Vorbild nehmen. Oh! keineswegs, sagte der Graf eiskalt. Bei Ali sind viele Fehler mit guten Eigenschaften vermischt. Nehmen Sie sich kein Beispiel an ihm, denn Ali ist eine Ausnahme; er hat keinen Lohn, er ist kein Diener; er ist mein Sklave, mein Hund; verfehlt er sich gegen seine Pflicht, so jage ich ihn nicht fort, sondern töte ihn.
    Baptistin riß die Augen weit auf.
    Sie zweifeln? sagte Monte Christo.
    Und er wiederholte arabisch die Worte, die er französisch zu Baptistin gesprochen hatte.
    Ali hörte, lächelte, näherte sich seinem Herrn, setzte ein Knie auf die Erde und küßte ihm ehrfurchtsvoll die Hand. Diese kleine Zugabe zu der Lektion seines Gebieters machte das Maß des Erstaunens bei Baptistin voll. Der Graf hieß ihn nun durch ein Zeichen weggehen und Ali ihm folgen. Beide begaben sich in sein Kabinett, wo eine lange Unterredung stattfand.
    Um fünf Uhr schlug der Graf dreimal auf sein Glöckchen. Ein Schlag rief Ali, zwei riefen Baptistin, drei Bertuccio.
    Meine Pferde! sagte Monte Christo.
    Sie sind angespannt, Exzellenz, erwiderte Bertuccio. Habe ich den Herrn Grafen zu begleiten?
    Nein, der Kutscher, Ali und Baptistin, sonst niemand.
    Der Graf ging hinab und erblickte an seinem Wagen die Pferde, die er wenige Stunden zuvor an Danglars' Wagen bewundert hatte.
    Diese Tiere sind in der Tat schön, sagte er, und Sie haben wohl daran getan, sie zu kaufen, nur war es ein wenig spät.
    Exzellenz, entgegnete Bertuccio, es hat mir viele Mühe gemacht, sie zu erhalten, und der Preis ist

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