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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Regel des Gerichtsverfahrens abgehen und Ihnen zum Lichte verhelfen will, indem ich Ihnen die Anzeige mitteile, die Sie vor mich gebracht hat. Hier ist das Papier. Erkennen Sie die Handschrift?
    Villefort zog den Brief aus seiner Tasche und reichte ihn Dantes. Dieser schaute und las. Eine Wolke zog über seine Stirn, und er sagte: Nein, ich kenne diese Handschrift nicht, sie ist verstellt, und dennoch hat sie eine sehr freie Form. Jedenfalls ist es eine geschickte Hand, die dies geschrieben hat; ich bin sehr glücklich, fügte er, Villefort dankbar anschauend, hinzu, daß ich es mit einem Manne, wie Sie sind, zu tun habe, denn in der Tat, mein Neider ist ein wahrer Feind.
    Und an dem Blitze, der in den Augen des jungen Mannes zuckte, als er diese Worte sprach, konnte Villefort erkennen,wieviel heftige Energie unter dieser äußeren Sanftmut verborgen lag.
    Und nun antworten Sie mir offenherzig, sagte der Staatsanwalt, nicht wie ein Angeklagter seinem Richter, sondern wie ein Mensch in einer falschen Stellung einem andern Menschen antwortet, der sich für ihn interessiert. Was ist wahr an dieser anonymen Anklage?
    Villefort warf den Brief, den ihm Dantes zurückgegeben hatte, mit einer Gebärde des Widerwillens auf den Schreibtisch.
    Alles oder nichts, mein Herr. Hören Sie die reine Wahrheit, bei meiner Seemannsehre, bei meiner Liebe für Mercedes, bei dem Leben meines Vaters. Als wir Neapel verließen, wurde der Kapitän Leclère von einer Hirnentzündung befallen. Unerwartet rasch verschlimmerte sich seine Krankheit, so daß er nach drei Tagen sein Ende herannahen fühlte und mich zu sich berief. Er ließ mich schwören, alles zu tun, was er von mir verlange, befahl mir, nach der Insel Elba zu steuern, dort dem Großmarschall einen Ring und Brief zu überbringen und schließlich eine Sendung zu erfüllen, mit der mich der Großmarschall beauftragen würde. Es war die höchste Zeit; zwei Stunden nachher erfaßte ihn das Delirium; am andern Tage war er tot. Ich steuerte also nach der Insel Elba, wo ich am andern Tage anlangte, und stieg allein an das Land. Unverzüglich sandte ich dem Großmarschall den Ring, der mir als Erkennungszeichen dienen sollte, und alle Türen öffneten sich vor mir. Er empfing mich, fragte mich nach dem Tode des unglücklichen Leclère und übergab mir einen Brief, den er mich persönlich nach Paris zu bringen beauftragte. Ich versprach es ihm, denn es galt, den letzten Willen meines Kapitäns zu erfüllen. Ich stieg hier an das Land, ordnete rasch alles, was das Schiff betraf, und lief dann zu meiner Braut, die ich liebevoller und schöner als je wiederfand. Ich feierte endlich, wie ich Ihnen sagte, mein Verlobungsmahl, sollte mich in einer Stunde verheiratenund gedachte morgen nach Paris abzureisen, als ich auf die Denunziation hin verhaftet wurde.
    Ja, ja, murmelte Villefort, dies alles scheint mir der Wahrheit gemäß, und wenn Sie schuldig sind, so sind Sie nur einer Unklugheit schuldig, und diese entschuldigt sich noch durch die Befehle Ihres Kapitäns. Geben Sie uns den Brief, den man Ihnen auf Elba eingehändigt hat! Verpfänden Sie mir Ihr Ehrenwort, sich bei der ersten Vorladung zu stellen, und kehren Sie zu Ihren Freunden zurück.
    Ich bin also frei! rief Dantes im Übermaß der Freude.
    Ja, nur geben Sie mir den Brief!
    Er muß vor Ihnen liegen, mein Herr, denn man hat ihn mir mit meinen andern Papieren genommen.
    Warten Sie, sagte Villefort zu Dantes, der seine Handschuhe und seinen Hut nahm; warten Sie! An wen war er adressiert?
    An Herrn Noirtier, Rue Coq-Héron in Paris.
    Wie vom Blitz getroffen sank Villefort auf seinen Stuhl zurück. Aber mit krampfhafter Anstrengung erhob er sich bald wieder, um den Stoß Papiere, die man Dantes abgenommen, zu erreichen, und zog nach kurzem Suchen den unseligen Brief hervor, auf den er einen Blick voll unsäglichen Schreckens warf.
    Herr Noirtier, Rue Coq-Héron Nr. 13, murmelte er, immer mehr erbleichend.
    Ja, antwortete Dantes erstaunt. Kennen Sie ihn?
    Nein, verfetzte Villefort lebhaft; ein treuer Diener des Königs kennt keine Verschwörer.
    Es handelt sich also um eine Verschwörung? sagte Dantes, der von einer noch größeren Bangigkeit als zuvor erfaßt wurde. Jedenfalls wußte ich, wie ich Ihnen vorhin sagte, durchaus nichts von der Depesche, deren Träger ich war.
    Ja, versetzte Villefort mit dumpfem Tone, aber Sie wissen den Namen des Adressaten.
    Um ihm selbst den Brief zu überbringen, mußte ich ihn wohl wissen.
    Und Sie

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