Der Graf von Monte Christo
Christo.
Ich stehe dem Herrn Grafen zu Befehl, sagte der Major. Nun beichten Sie, junger Mann, sagte Monte Christo.
Wem?
Ihrem Herrn Vater, sagen Sie ihm ein paar Worte von dem Zustand Ihrer Finanzen.
Ah! Teufel! rief Andrea; Sie berühren die empfindlichste Seite.
Hören Sie, Major? sagte Monte Christo.
Allerdings höre ich.
Das gute Kind sagt, es brauche Geld!
Was soll ich tun?
Bei Gott, Sie müssen ihm geben!
Ich?
Ja Sie.
Monte Christo trat zwischen beide.
Nehmen Sie, sagte er zu Andrea und drückte ihm ein Päckchen mit Banknoten in die Hand.
Was ist das?
Die Antwort Ihres Vaters.
Meines Vaters?
Gaben Sie ihm nicht zu verstehen, Sie hätten Geld nötig? Ja. Nun?
Er beauftragt mich, Ihnen dies zuzustellen. Auf Abschlag von meiner Rente?
Nein, zur Deckung Ihrer Einrichtungskosten.
Oh, teurer Vater!
Still, sagte Monte Christo, Sie sehen, ich soll Ihnen nicht sagen, daß es von ihm kommt.
Ich weiß diese Zartheit zu würdigen, versetzte Andrea und steckte die Banknoten in seine Tasche.
Es ist gut, gehen Sie nun! sagte Monte Christo. Und wann werden wir die Ehre haben, den Herrn Grafen wiederzusehen? fragte Cavalcanti
Ah! ja, wiederholte Andrea; wann werden wir diese Ehre haben?
Sonnabend, wenn Sie wollen ... ja ... Sonnabend. Ich habe in meinem Hause in Auteuil, Rue de la Fontaine, Nr. 30, mehrere Personen bei Tische, und unter anderen Herrn Danglars, Ihren Bankier; ich werde Sie ihm vorstellen, denn er muß Sie beide kennen, um Ihnen Ihr Geld auszuzahlen.
In Gala? fragte mit heller Stimme der Major.
In Gala: Uniform, Kreuze, kurze Hose.
Und ich? fragte Andrea.
Oh! Sie, sehr einfach. Schwarze Beinkleider, lackierte Stiefel, weiße Weste, schwarzer Frack, lange Halsbinde; lassen Sie sich bei Blin oder bei Veronique kleiden. Baptistin wird Ihnen die Adresse dieser Herrn geben. Je weniger anspruchsvoll Sie sich kleiden, desto besser wird bei Ihrem Reichtum die Wirkung sein. Kaufen Sie Pferde, so nehmen Sie sie bei Dedeveux; brauchen Sie einen Wagen, so gehen Sie zu Baptiste.
Um welche Stunde dürfen wir uns einfinden?
Gegen halb sieben Uhr.
Es ist gut, man wird nicht verfehlen, sagte der Major, nach seinem Hute greifend.
Die beiden Cavalcanti verbeugten sich und verließen das Zimmer.
Der Graf näherte sich dem Fenster und sah sie Arm in Arm durch den Hof schreiten.
In der Tat, sagte er, das sind zwei große Schufte! Wie schade, daß sie einander nicht wirklich als Vater und Sohn angehören!
Dann fügte er nach einem Augenblick düsteren Nachdenkens hinzu: Wir wollen zu den Morels gehen; ich glaube, der Ekel greift mein Herz noch mehr an, als der Haß.
Unsere Leser müssen uns nun erlauben, sie zu dem an das Haus des Herrn von Villefort grenzenden Luzernengehege zu führen, wo wir hinter dem von Kastanienbäumen überschatteten Gitter uns befreundete Personen finden.
Das Luzernengehege.
Diesmal hat sich Maximilian zuerst eingefunden. Er lauert in dem tiefgelegenen Garten auf eine Erscheinung zwischen den Bäumen und auf das Knistern eines seidenen Schuhes auf dem Sande der Allee.
Endlich läßt sich das so lang ersehnte Knistern hören, aber statt einer Gestalt erscheinen zwei. Die Zögerung Valentines war durch einen Besuch der Frau Danglars und Eugenies, der sich über die Stunde, wo Valentine erwartet wurde, ausgedehnt hatte, veranlaßt worden. Um das Stelldichein nicht ganz zu versäumen, schlug Valentine Fräulein Danglars einen Spaziergang im Garten vor, denn sie wollte Maximilian zeigen, daß sie nicht schuld an dem Verzuge sei, unter dem er ohne Zweifel gelitten.
Der junge Mann begriff alles mit der den Liebenden eigenen schnellen Auffassung, und sein Herz war erleichtert. Ohne bis in den Bereich der Stimme zu kommen, richtete Valentine doch ihren Spaziergang so ein, daß Maximilian sie hin und her gehen sehen konnte, und jeder dem jungen Mann zugeworfene Blick sagte ihm: Fassen Sie Mut, Freund, Sie sehen, daß es nicht meine Schuld ist.
Und Maximilian faßte in der Tat Mut, während er den Kontrast zwischen den beiden Mädchen bewunderte, zwischen der Blonden mit schmachtenden Augen und vorgebeugter Gestalt, gleich einer schönen Weide, und der Braunen mit den stolzen Augen und dem pappelartig geraden Wuchse. Es versteht sich von selbst, daß bei dieser Vergleichung zwischen zwei so entgegengesetzten Naturen der Vorzug, wenigstens von dem jungen Manne, Valentine eingeräumt wurde.
Nach einem halbstündigen Spaziergang entfernten sich die beiden Mädchen. Maximilian
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