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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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überzeugt würde; sagen Sie mir, was hat denn dieser Graf von Monte Christo für Sie getan?
    Ich gestehe, Sie setzen mich sehr in Verlegenheit, Valentine, wenn Sie mich fragen, was er für mich getan habe; ich weiß wohl, es ist nichts Auffallendes. Auch entspringt meine Zuneigung für ihn rein dem Zuge des Herzens, und ich kann sie nicht verstandesgemäß begründen. Hat die Sonne etwas für mich getan? Nein; sie erwärmt mich, und ihr Licht läßt mich Sie erblicken. Hat dieser oder jener Wohlgeruch etwas für mich getan? Nein; sein Duft erquickt auf eine angenehme Weise meine Sinne; ich kann nichts weiter sagen, wenn man mich fragt, warum ich diesen Wohlgeruch rühme. Meine Freundschaft für den Grafen ist unerklärlich, wie die seinige für mich. Eine geheime Stimme offenbart mir, daß diese unvorhergesehene und gegenseitige Freundschaft mehr als Zufall ist. Ich finde in seinen einfachsten Handlungen, in seinen geheimsten Gedanken einen Zusammenhang mit meinen Handlungen und meinen Gedanken. Sie werden abermals über mich lachen, Valentine; aber seitdem ich diesen Mann kenne, ist mir der törichte Gedanke gekommen, alles, was mir Gutes begegne, entströme ihm. Und dennoch habe ich dreißig Jahre gelebt, ohne dieses Beschützers zu bedürfen ... nicht wahr? Gleichviel, hören Sie ein Beispiel: Er hat mich auf Sonnabend zum Mittagessen eingeladen, das ist bei unserem Verhältnis zu einander ganz natürlich, nicht wahr? Nun, was habe ich seitdem erfahren? Ihr Vater ist zu diesem Mittagessen eingeladen, Ihre Mutter wird kommen. Ich werde mit ihnen zusammentreffen, und wer weiß, was in der Zukunft hieraus entspringt? Das sind scheinbar ganz einfache Umstände. Ich aber sage mir, der Graf, dieser sonderbare Mann, der alles errät, habe mich mit Herrn und Frau von Villefort zusammenbringen wollen, und ich suche bisweilen, das schwöre ich Ihnen, in seinen Augen zu lesen, ob er nicht meine Liebe erraten hat.
    Guter Freund, entgegnete Valentine, ich müßte Sie für einen Träumer und Schwärmer halten und an Ihrem Verstande zweifeln, wenn ich von Ihnen nur solche Bemerkungen hörte. Wie, Sie sehen in diesem Zusammentreffen etwas anderes als einen Zufall? Bedenken Sie doch! Mein Vater, der nie ausgeht, war zehnmal auf dem Punkte, diese Einladung abzuschlagen, trotz der Bitte der Frau von Villefort, die im Gegenteil vor Verlangen brennt, den wunderbaren Nabob in seinem Hause zu sehen, und nur mit großer Mühe hat sie es dahin gebracht, daß er sie begleite. Nein, nein, glauben Sie mir, Maximilian, abgesehen von Ihnen, habe ich von niemand auf dieser Welt Hilfe zu erwarten, als von meinem Großvater, einem Leichnam.
    Ich fühle, daß Sie recht haben, Valentine, und daß die Logik auf Ihrer Seite ist! Doch Ihre sanfte, stets für mich so mächtige Stimme überzeugt mich heute nicht.
    Die Ihrige mich auch nicht, und ich gestehe, wenn Sie keinen weiteren Grund anzuführen wissen ...
    Ich weiß einen, sagte Maximilian zögernd; doch in der Tat, Valentine, ich muß selbst bekennen, er ist noch törichter als der erste.
    Desto schlimmer, versetzte lächelnd Valentine.
    Nun, so schauen Sie durch die Bretter, und sehen Sie dort an einem Baume das neue Pferd, mit dem ich gekommen bin.
    Oh! ein herrliches Tier! rief Valentine, warum haben Sie es nicht zum Gitter geführt? Ich hätte mit ihm gesprochen, und es würde mich verstanden haben.
    Es ist in der Tat ein sehr wertvolles Tier; Sie wissen aber, daß mein Vermögen beschränkt ist, Valentine, und daß ich das bin, was man einen vernünftigen Menschen nennt. Nun, ich hatte diese herrliche Medea, so nenne ich sie, bei einem Pferdehändler gesehen; ich fragte nach dem Preise; man antwortete mir: 4500 Franken. Ich mußte mich, wie Sie begreifen, enthalten, sie länger schön zu finden, und entfernte mich mit schwerem Herzen, denn das Pferd hatte mich zärtlich angeschaut, mich mit seinem Kopfe geliebkost und, als ich auf ihm saß, auf die anziehendste Weise unter mir getanzt. An demselben Abend sah ich einige Freunde bei mir, Herrn Debray und fünf bis sechs andere Taugenichtse, die Sie nicht einmal dem Namen nach kennen. Man schlug ein Hazardspiel vor; ich spiele nie, denn ich bin nicht reich genug, um verlieren zu können, und nicht arm genug, um einen Gewinn zu wünschen. Doch Sie begreifen, ich war Wirt und konnte nichts anderes tun, als Karten holen lassen. Als man sich zur Tafel setzte, kam Herr von Monte Christo. Man spielte, und ich gewann; kaum wage ich es zu gestehen,

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