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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

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mußte.

Viertes Buch

Wie man einen Gärtner von den Murmeltieren befreit, die seine Pfirsiche fressen.
     
    Nicht an demselben Abend, wie er gesagt hatte, aber am andern Morgen verließ der Graf von Monte Christo Paris und zwar durch das Höllentor, schlug den Weg nach Orléans ein, fuhr durch das Dorf Linas, ohne bei der Telegraphenstation anzuhalten, und erreichte den Turm von Monthléry.
    Am Fuße des Hügels sprang er aus dem Wagen und erstieg dann auf einem ringsherum führenden, achtzehn Zoll breiten Fußpfade die Anhöhe, sah sich aber auf dem Gipfel durch eine Hecke aufgehalten.
    Monte Christo suchte die Tür des kleinen Geheges und fand sie auch sogleich. Es war ein hölzernes Gatter, das statt durch Angeln mit Weidenruten befestigt war und mittelst eines Nagels und eines Bindfadens geschlossen wurde. Der Graf begriff im Nu den Mechanismus, und die Tür öffnete sich.
    Der Eindringling befand sich nun in einem kleinen, zwanzig Fuß langen und zwölf Fuß breiten Garten, der auf der einen Seite durch den alten, ganz mit Efeu umgürteten und von Mauernelken übersäten Turm begrenzt war. Man ging durch diesen Garten, indem man einem vielfach geschlängelten, mit rotem Sande bestreuten Wege folgte, an dem sich eine mehrere Jahre alte Buchsbaumeinfassung hinzog. Nie ist Flora durch einen so sorglichen und reinen Kultus geehrt worden, wie man ihr ihn in diesem kleinen Gehege angedeihen ließ.
    In der Tat, keiner von den zwanzig Rosenstöcken, die auf dem Blumenbeet standen, zeigte auf einem seiner Blätter die Spur von Käfern oder Blattläusen, welche sonst die auf feuchtem Boden wachsenden Pflanzen zernagen. Und dennoch fehlte es dem Garten nicht an Feuchtigkeit; die rußschwarze Erde, das undurchsichtige Laubwerk der Bäume ließen daran nicht zweifeln. Aus den Wegen war sorgsam jedes Gräslein entfernt und jedes Unkraut von den Beeten.
    Monte Christo blieb stehen, nachdem er die Tür, den Bindfaden am Nagel befestigend, wieder geschlossen hatte. Es scheint, der Telegraphist hält sich einen eigenen Gärtner, sagte der Graf, oder er widmet sich selbst leidenschaftlich der Gärtnerei. Plötzlich stieß er an einen Gegenstand, der hinter einem mit Blätterwerk beladenen Schubkarren kauerte; dieser Gegenstand erhob sich, es entschlüpfte ihm ein Ausruf des Erstaunens, und Monte Christo stand einem Manne von etwa fünfzig Jahren gegenüber, der Erdbeeren pflückte und diese auf Weinblätter legte.
    Er hatte zwölf Weinblätter und beinahe ebensoviele Erdbeeren.
    Sie halten Ihre Ernte, mein Herr? sagte Monte Christo lächelnd.
    Verzeihen Sie, mein Herr, erwiderte der gute Mann, mit der Hand nach seiner Mütze greifend, ich bin allerdings nicht oben an meinem Posten, komme aber in diesem Augenblicke erst herab.
    Ich will Sie durchaus nicht in Ihrer Beschäftigung stören, erwiderte der Graf, pflücken Sie ruhig Ihre Erdbeeren.
    Ich bitte noch einmal um Vergebung, mein Herr; ich lasse vielleicht einen Vorgesetzten warten? sagte der Mann und betrachtete mit ängstlichem Blicke den Grafen und seinen blauen Frack.
    Seien Sie unbesorgt, mein Freund, entgegnete Monte Christo mit jenem Lächeln, das einen so wohlwollenden, aber, wenn er wollte, auch einen so furchtbaren Eindruck machte, und das diesmal nur Wohlwollen ausdrückte, ich bin kein Vorgesetzter, der hier erscheint, um Sie zu inspizieren, sondern ein einfacher Reisender, der, von der Neugierde zu Ihnen geführt, es sich zum Vorwurfe macht, daß er Ihnen Ihre kostbare Zeit raubt.
    Oh! meine Zeit ist nicht kostbar, versetzte der gute Mann mit schwermütigem Lächeln. Doch gehört meine Zeit der Regierung, und ich sollte sie nicht verlieren; doch kann ich, bis ein Signal ertönt, ruhig im Garten bleiben ... Würden Sie übrigens glauben, mein Herr, daß die Murmeltiere mir meine Erdbeeren wegfressen? fügte er mit sonderbarem Gedankensprunge hinzu.
    Meiner Treu, nein, das hätte ich nicht geglaubt, erwiderte mit ernstem Ton Monte Christo; diese Murmeltiere sind schlimme Nachbarn für uns, die wir sie nicht essen, wie dies die Römer taten.
    Ah! die Römer aßen sie, rief der Gärtner, sie aßen Murmeltiere?
    Das erzählen uns die alten Schriftsteller, sagte der Graf.
    Wirklich? Das kann nichts Gutes sein, obgleich man sagt: Fett wie ein Murmeltier. Und man darf sich nicht wundern, daß die Murmeltiere fett sind, denn sie schlafen den lieben langen Tag und wachen nur auf, um die ganze Nacht hindurch zu nagen. Sehen Sie, im letzten Jahre hatte ich vier Aprikosen;

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