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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

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versetzte Villefort mit gepreßter Stimme; Nummer?
    Nummer 30.
    Man hat also an Sie das Haus des Herrn von Saint-Meran verkauft? rief Villefort.
    Des Herrn von Saint-Meran? fragte Monte Christo. Dieses Haus gehörte Herrn von Saint-Meran?
    Ja, erwiderte Frau von Villefort; nicht wahr, es ist eine schöne Besitzung?
    Reizend.
    Und denken Sie sich, mein Mann wollte nie darin wohnen.
    In der Tat, mein Herr? Das ist ein Vorurteil, von dem ich mir keine Rechenschaft geben kann.
    Ich liebe Auteuil nicht, sagte der Staatsanwalt, sich selbst bezwingend.
    Es würde mich jedoch sehr unglücklich machen, sollte mich diese Antipathie des Vergnügens berauben, Sie bei mir zu empfangen! versetzte Monte Christo.
    Nein, Herr Graf, ich hoffe wohl ... glauben Sie mir, daß ich alles tun werde, was ich vermag ..., stammelte Villefort.
    Oh! ich nehme keine Entschuldigung an, entgegnete Monte Christo. Sonnabend um sechs Uhr erwarte ich Sie, und wenn Sie nicht kämen, so würde ich glauben müssen, es ruhe auf diesem seit zwanzig Jahren unbewohnten Hause irgend eine finstere Überlieferung, irgend eine blutige Legende.
    Ich werde kommen, sagte Villefort rasch.
    Meinen Dank. Nun aber müssen Sie mir erlauben, mich von Ihnen zu verabschieden.
    In der Tat, Sie sagten, Sie müssen uns verlassen, Herr Graf, versetzte Frau von Villefort, und Sie wollten uns sogar mitteilen, warum, als Sie sich unterbrachen, um zu einem andern Gedanken überzugehen.
    Wahrhaftig, gnädige Frau, ich weiß nicht, ob ich Ihnen sagen soll, wohin ich gehe.
    Warum nicht? Sagen Sie es nur!
    Ich will mir etwas ansehen, worüber ich oft stundenlang geträumt habe.
    Was?
    Einen Telegraphen.
    Einen Telegraphen? wiederholte Frau von Villefort.
    Ei, mein Gott! ja, einen Telegraphen. Zuweilen sah ich am Ende einer Straße auf einem Hügel bei schönem Sonnenscheine die schwarzen, wie die Füße eines ungeheuren Käfers sich biegenden Arme, und dieses Schauspiel hat mich immer merkwürdig ergriffen, das versichere ich Ihnen, denn ich dachte, diese Zeichen, welche die Luft mit unfehlbarer Sicherheit durchschneiden und auf Hunderte von Meilen den unbekannten Willen eines vor einem Tische sitzenden Menschen einem andern am Ende der Linie befindlichen Menschen verkünden, verdanken ihr Dasein nur der Energie des sonderbaren Insektenkörpers. Geister, Sylphen, Gnomen schienen mir dabei im Spiele zu sein. Niemals aber trieb es mich, diese großen Insekten mit den weißen Bäuchen und den schwarzen mageren Füßen von nahem zu sehen; denn ich fürchtete, ich würde unter ihrem steinernen Flügel den kleinen Menschenwitz, sehr ernst und würdig, sehr gründlich und steifleinen, triefend von Wissenschaft, von kleinlicher Eifersüchtelei, vielleicht auch von Aberglauben finden. Eines Morgens erfuhr ich aber, die bewegende Kraft jedes Telegraphen sei ein armer Teufel von einem Angestellten mit einem jährlichen Gehalt von zwölfhundert Franken, der nur mechanische Handgriffe verstehe und so wenig von der wunderbaren elektrischen Kraft wisse, wie ein Nachtwächter von der Poesie der göttlichen Nacht. Da erfaßte mich ein seltsames Verlangen, diese lebendige Puppe einmal näher anzuschauen.
    Und Sie wollen nun dahin?
    Ja, gnädige Frau!
    Und zu welchem Telegraphen wollen Sie gehen? Zu dem im Ministerium des Innern oder zu dem im Observatorium?
     

     
    Oh, nein, ich könnte dort Leute antreffen, die mich nötigen wollten, etwas zu begreifen, das ich gar nicht begreifen will, und die mir wider meinen Willen ein Geheimnis zu enthüllen versuchen, das ihnen im Grunde selbst verborgen ist. Zum Teufel! Ich will wenigstens die Illusionen mir erhalten,die ich noch über die Insekten hege; es ist genug, daß ich die, welche ich über die Menschen hatte, verlieren mußte. Ich werde also zu keinem der beiden Pariser Telegraphen gehen, weder zu dem auf dem Observatorium noch dem im Ministerium des Innern. Ich brauche einen Telegraphen im freien Felde.
    So gehen Sie, denn in zwei Stunden ist es Nacht, und Sie sehen dann nichts mehr.
    Teufel! Sie erschrecken mich! Wo ist der nächste auf der Straße nach Bayonne?
    In Chatillon.
    Und nach dem in Chatillon?
    Ich glaube, der auf dem Turme von Monthléry.
    Ich danke; auf Wiedersehen! Sonnabend werde ich Ihnen meine Eindrücke erzählen.
    Vor der Tür traf der Graf mit den zwei Notaren zusammen, die soeben Valentine enterbt hatten und sich nun wegbegaben ... äußerst entzückt, daß sie einen Akt aufgesetzt hatten, der ihnen unfehlbar große Ehre machen

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