Der Graf von Monte Christo
aus Ingrimm starb, als er Sie nach einer Abwesenheit von neun Monaten im sechsten Monat schwanger fand. Ich bin roh und unverschämt, ich weiß es nicht nur, sondern ich rühme mich dessen; es ist eines von meinen Mitteln, in Geschäftsunternehmungen Erfolg zu erzielen. Warum hat er sich selbst töten lassen, statt zu töten? Weil er keine Kasse zu retten hatte; aber ich bin mich meiner Kasse schuldig. Herr Debray, mein Associé, ist schuld, daß ich 700 000 Franken verliere! er trage seinen Teil am Verlust, und wir setzen unsere Geschäfte fort; wenn nicht, so mache er mir Bankerott mit diesen 175 000 Livres, und tue dann, was Bankerottierer tun, er verschwinde! Mein Gott! ich weiß wohl, er ist ein reizender Bursche, wenn seine Nachrichten pünktlich und richtig sind; doch wenn sie dies nicht sind, so gibt es fünfzig in der Welt, die mehr Wert haben, als er.
Frau Danglars war niedergeschmettert; sie machte jedoch eine äußerste Anstrengung, um diesen letzten Angriff zu erwidern. Sie fiel in einen Lehnstuhl, denn sie dachte an Villefort, an die Szene in Auteuil, au die Unglücksfälle, die seit ein paar Tagen über ihr Haus hereingebrochen waren.
Danglars schaute sie nicht einmal an, obgleich sie alles mögliche tat, um ohnmächtig zu werden. Er öffnete die Tür des Schlafzimmers, ohne ein Wort hinzuzufügen, und kehrte in seine Wohnung zurück, so daß Frau Danglars, als sie von ihrer Halbohnmacht wieder zu sich kam, glauben konnte, sie hätte einen bösen Traum gehabt.
Heiratspläne.
Am Tage nach dieser Szene machte Debray Frau Danglars keinen Besuch.
Gegen halb zwei Uhr verlangte die Dame nach ihrem Wagen und fuhr aus.
Danglars hatte, hinter dem Fenster stehend, dieses Ausfahren, das er erwartete, beobachtet. Er gab Befehl, ihn zu benachrichtigen, sobald seine Frau wiedererscheinen würde; doch um zwei Uhr war sie noch nicht zurückgekehrt.
Von Mittag bis zwei Uhr war Danglars in seinem Kabinett geblieben, wo er Depeschen entsiegelte, immer düsterer wurde, Ziffern auf Ziffern häufte, und unter anderen Besuchen auch den des Majors Cavalcanti empfing, der stets gleich blau, gleich steif und gleich pünktlich zu der am Tage vorher bezeichneten Stunde sich einfand, um seine Angelegenheit mit dem Bankier abzumachen.
Um zwei Uhr forderte er seine Pferde, begab sich in die Kammer, zeigte sich hier sehr aufgeregt und war herber und bitterer gegen das Ministerium, als je. Nach der Sitzung stieg er wieder in seinen Wagen und befahl dem Kutscher, ihn nach der Avenue der Champs-Elysées zu fahren.
Monte Christo war zu Hause, nur befand sich jemand bei ihm, und er bat Danglars, einen Augenblick im Salon zu warten.
Während der Bankier wartete, öffnete sich die Tür, und er sah einen als Abbé gekleideten Mann eintreten, der, statt zu warten wie er, ohne Zweifel vertrauter in dem Hause, ihn grüßte, in das Innere der Gemächer ging und verschwand.
Einen Augenblick nachher öffnete sich die Tür, durch die der Priester eingetreten war, abermals, und Monte Christo erschien.
Verzeihen Sie, lieber Baron, sagte er, einer meiner Freunde, der Abbé Busoni, den Sie wohl bemerkt haben, ist soeben angekommen; wir waren seit langer Zeit getrennt, und ich hatte nicht den Mut, ihn sogleich zu verlassen; ich hoffe, daß Sie mich deshalb entschuldigen.
Wie! rief Danglars, das ist ganz einfach, ich habe meine Zeit schlecht gewählt und entferne mich.
Keineswegs, im Gegenteil, setzen Sie sich! Aber, guter Gott! Was haben Sie denn? Sie sehen ganz sorgenvoll aus, in der Tat, Sie erschrecken mich; ein betrübter Kapitalist ist wie ein Komet und weissagt der Welt stets ein großes Unglück. Mein Herr, das Unglück ruht seit ein paar Tagen auf mir, und ich erfahre nur Schlimmes, antwortete Danglars.
Mein Gott! haben Sie einen Umschlag an der Börse erlebt?
Nein, davon bin ich geheilt, wenigstens auf einige Tage; es handelt sich für mich um einen Bankerott in Triest.
Wirklich? Meinen Sie etwa Jacopo Manfredi?
Ganz richtig! Denken Sie sich einen Menschen, der, ich weiß nicht seit wie langer Zeit, für 8 bis 900 000 Franken Geschäfte jährlich mit mir macht. Nie ein Verrechnen, nie eine Zögerung; ein Mann, der bezahlte wie ein Fürst immer bezahlte. Ich lasse mich auf einen Kredit von einer Million mit ihm ein, und der Teufel von Jacopo Manfredi stellt seine Zahlungen ein! Das ist ein unerhörtes Unglück. Ich ziehe auf ihn 600 000 Livres, die mir unbezahlt zurückkommen; mehr noch! Ich bin der Inhaber von 400 000
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