Der Graf von Monte Christo
hinzu, sagen Sie mir doch, was ich für Herrn Cavalcanti tun kann.
Geben Sie ihm Geld, wenn er einen Kredit auf Sie hat, und dieser Kredit Ihnen gut scheint.
Vortrefflich! er hat sich heute morgen bei mir eingefunden mit einer Anweisung von 40 000 Franken, zahlbar nach Sicht, auf Sie, unterzeichnet Busoni, und durch Sie mit Ihrem Indossement an mich zurückgeschickt; Sie begreifen, daß ich ihm auf der Stelle seine vierzig Scheine auszahlte.
Monte Christo machte mit dem Kopfe ein Zeichen, das seine ganze Beistimmung andeutete.
Doch das ist noch nicht alles, fuhr Danglars fort; er hat seinem Sohne bei mir einen Kredit eröffnet.
Sagen Sie, wieviel gibt er dem jungen Manne, wenn ich, ohne unbescheiden zu sein, fragen darf?
5000 Franken monatlich.
60 000 Franken jährlich. Ich dachte mir's, sagte Monte Christo, die Achseln zuckend, die Cavalcanti sind Filze. Was soll der junge Mann mit 5000 Franken monatlich machen?
Sie begreifen, wenn er ein Paar tausend Franken mehr braucht ...
Tun Sie das nicht, der Vater würde Sie nicht entschädigen; Sie kennen diese italienischen Millionäre nicht, es sind wahre Geizhälse. Und durch wen ist dieser Kredit eröffnet worden?
Oh! durch das Haus Fenzi, eines der besten in Florenz.
Ich will durchaus nicht sagen, daß Sie dabei Gefahr laufen; doch halten Sie sich genau an den Buchstaben des Kreditbriefes.
Sie hätten also kein Vertrauen zu diesem Cavalcanti?
Ich würde ihm sechs Millionen auf seine Unterschrift geben. Seines gehört zu den Vermögen zweiten Ranges, nach meiner Einteilung, mein lieber Herr Danglars.
Und wie einfach ist er dabei! Ich hätte ihn für einen Major gehalten, nichts anderes.
Und Sie würden ihm damit, denke ich, noch eine Ehre angetan haben, denn in der Tat, er besticht nicht durch sein Aussehen. Als ich ihn zum erstenmal sah, machte er auf mich den Eindruck eines alten, unter der Epaulette verschimmelten Leutnants. Doch alle Italiener sind so; sie gleichen alten Juden, wenn sie nicht wie die Magier des Orients blenden.
Der junge Mann sieht besser aus, sagte Danglars. Ja, vielleicht ein wenig schüchtern, doch im ganzen kam er mir anständig vor. Ich war seinetwegen in Unruhe.
Warum?
Weil er, als Sie ihn in meinem Hause gesehen haben, wenigstens, wie er mir sagt, eben erst in die Welt eingetreten ist. Er reiste mit einem sehr strengen Hofmeister und war nie in Paris.
Alle diese Italiener von Stande haben die Gewohnheit, sich untereinander zu verheiraten, nicht wahr? fragte Danglars scheinbar gleichgültig; sie lieben es, ihre Reichtümer znsammenzuhäufen.
Gewöhnlich machen sie es allerdings so; doch Cavalcanti ist ein Original und tut nichts wie die anderen. Ich lasse es mir nicht nehmen, daß er seinen Sohn nach Frankreich schickt, damit er hier eine Fran findet.
Und Sie haben von seinem Vermögen sprechen hören?
Dies ist eben eine zweifelhafte Sache; die einen gestehen ihm Millionen zu, die andern behaupten, er besitze keinen Heller.
Und was ist Ihre Meinung?
Darauf können Sie sich nicht stützen, denn sie ist ganz persönlich.
Und Sie glauben ...
Ich glaube, daß alle diese alten Podestas, alle diese ehemaligen Condottieri, denn die Cavalcanti haben Heere befehligt und Provinzen regiert, ich glaube, sage ich, daß sie Millionen in Winkeln vergraben haben, die nur ihre Erstgeborenen kennen und deren Kenntnis so von Geschlecht zu Geschlecht überliefert wird.
Das ist gut, rief Danglars, und um so mehr, als man von allen diesen Leuten nicht weiß, ob sie auch nur einen Quadratzoll Land besitzen.
Mindestens sehr wenig, ich weiß es wohl, denn ich kenne als Cavalcantis Grundbesitz nur seinen Palast in Lucca.
Ah! er hat einen Palast! sagte Danglars lachend, das ist schon etwas.
Ja, und er vermietet ihn an den Minister der Finanzen, während er selbst in einem kleinen Häuschen wohnt. Oh! ich habe es Ihnen gesagt, ich halte ihn für einen großen Geizhals.
Sie schmeicheln ihm nicht.
Hören Sie, ich kenne ihn kaum und habe ihn höchstens dreimal in meinem Leben gesehen; was ich weiß, weiß ich von dem Abbé Busoni und von ihm selbst. Er sprach heute morgen mit mir über seine Absichten mit seinem Sohn und ließ durchblicken, daß er es müde sei, in Italien, das ein totes Land sei, beträchtliche Fonds schlummern zu lassen, und ein Mittel suche, um entweder in Frankreich oder in England seine Millionen nutzbar zu machen. Doch wollen Sie immerhin bemerken, daß ich für nichts stehe, obschon ich zu dem Abbé Busoni persönlich
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