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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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mehr für mich, bei Ihnen das Rotwelsch der Bank, das mir hier vom Morgen bis zum Abend die Ohren zerreißt, nicht zu lernen; dieser Klang von Talern, die man wieder und wieder zählt, ist mir verhaßt, und außer dem Tone Ihrer Stimme kenne ich nichts, was mir unangenehmer wäre.
    In der Tat, das ist seltsam! Ich glaubte gerade, Sie nähmen den lebhaftesten Anteil an meinen Operationen!
    Ich? Wer hat Ihnen eine solche Albernheit vorgeredet?
    Sie selbst. Erinnern Sie sich vielleicht, daß Sie im verflossenen Februar zu mir zum ersten Male von den haytischen Papieren sprachen; Sie hatten geträumt, ein Schiff laufe in den Hafen von Havre ein, und dieses Schiff bringe die Nachricht, eine Zahlung, von der man glaubte, sie sei auf die lange Bank geschoben, würde wirklich geleistet. Ich traute der Hellseherei Ihres Schlafes, kaufte unter der Hand alle haytischen Schuldscheine, die ich auftreiben konnte, und gewann 400 000 Franken, von denen Ihnen gewissenhaft 100 000 zugestellt wurden. Sie machten damit, was Sie wollten, ... das geht mich nichts an.
    Im März handelte es sich um eine Eisenbahnkonzession. Drei Gesellschaften boten gleiche Garantien. Sie sagten mir, Ihr Instinkt – und obgleich Sie behaupten, Sie seien der Spekulation fremd, so glaube ich doch im Gegenteil, daß Ihr Instinkt in gewissen Dingen sehr entwickelt sei – Sie erklärten mir also, Ihr Instinkt sage Ihnen, das Privilegium werde einer bestimmten Gesellschaft erteilt werden. Ich ließ mich auf der Stelle für zwei Drittel der Aktien dieser Gesellschaft einschreiben; das Privilegium wurde ihr wirklich bewilligt, wie Sie gesagt hatten; die Aktien erhielten einen dreifachen Wert, ich gewann eine Million, wovon Ihnen 250 000 Franken als sogenanntes Nadelgeld zukamen. Wie Sie diese 250 000 Franken angewendet haben, geht mich nichts an.
    Doch wo wollen Sie denn am Ende mit all dem hinaus, mein Herr? rief die Baronin, zitternd vor Zorn und Ungeduld.
    Geduld, ich komme zum Ziele. Im April speisten Sie bei dem Minister zu Mittag, Man plauderte von Spanien, und Sie belauschten ein geheimes Gespräch, in dem von der Austreibung Don Carlos' die Rede war: ich kaufte spanische Fonds, Die Austreibung fand wirklich statt, und ich gewann 600 000 Franken, Von diesen 600 000 Franken erhielten Sie 50 000 Taler; sie gehörten Ihnen; Sie verfügten darüber nach Ihrer Laune, ich verlange keine Rechenschaft von Ihnen, So haben Sie in diesem Jahre 500 000 Livres erhalten.
    Nun, und weiter, mein Herr? In der Tat, Sie haben Redensarten ...
    Sie drücken meine Gedanken aus, und das genügt ... Vor drei Tagen sprachen Sie mit Herrn Debray über Politik, und Sie glaubten, aus seinen Worten zu vernehmen, Don Carlos sei nach Spanien zurückgekehrt. Da verkaufe ich meine Rente, die Nachricht verbreitet sich, ein manischer Schrecken ergreift die Leute; ich verkaufe nicht mehr, ich verschenke; am andern Tage findet es sich, daß die Nachricht falsch war, und daß ich 700 000 Franken durch diese falsche Nachricht verloren habe.
    Nun?
    Nun! da ich Ihnen ein Viertel gebe, wenn ich gewinne, so sind Sie mir auch ein Viertel schuldig, wenn ich verliere; das Viertel von 700 000 Franken macht 175 000 Franken.
    Was Sie mir sagen, ist ganz ungereimt, und ich sehe gar nicht ein, warum Sie den Namen Debray mit dieser ganzen Geschichte vermengen.
    Weil Sie, wenn Sie etwa die 175 000 Franken, die ich von Ihnen verlange, nicht haben, sie von Ihren Freunden entlehnen werden, zu denen auch Herr Debray gehört.
    Pfui! rief die Baronin.
    Oh! keine Gebärden, kein Geschrei, kein modernes Drama, sonst muß ich Ihnen bemerken, daß ich von hier aus sehe, wie Herr Debray bei den 150 000 Franken, die Sie ihm in diesem Jahre bezahlt haben, hohnlächelt und sich sagt, er habe endlich das gefunden, was die geschicktesten Spieler nie zu entdecken vermochten, nämlich ein Roulette, wo man ohne Einsatz gewinnt, und wo man nichts verspielt, wenn man auch verliert.
    Die Baronin wurde wütend. Elender, rief sie, wollen Sie sich erdreisten, mir zu sagen, Sie hätten das nicht gewußt, was Sie mir heute zum Vorwurf zu machen wagen?
    Ich sage Ihnen nicht, daß ich es wußte, ich sage Ihnen auch nicht, daß ich es nicht wußte, ich sage Ihnen nur: Beachten Sie mein Benehmen seit den vier Jahren, seitdem Sie nicht mehr meine Frau sind und ich nicht mehr Ihr Mann bin, und Sie werden sehen, ob es immer folgerecht gewesen ist. Kurze Zeit vor unserem Bruche wünschten Sie von dem berühmten Bariton, der mit

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